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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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und wurde sekündlich unruhiger. Reubers Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.
    Endlich, es war schon nach neunzehn Uhr, sah er den Kollegen. Er fing ihn vor dessen Bürotür ab.
    „Nichts!“, sagte der gleich, zündete sich eine Zigarette an und inhalierte hektisch. „Völlig daneben gegangen, die Aktion. Als hätte er davon gewusst. Alle Hallen, alle Räume, alles, was wir durchsucht haben, einfach alles sauber. Nicht das Geringste. Woher hat der Kerl das nur gewusst?“
    „Sie meinen, dass die Razzia verraten wurde?“
    „Geht nicht anders. Irgendwas findet man sonst immer. Aber hier? Null Komma nichts.“
    „Jemand bei den Franzosen?“
    „Ich weiß es nicht, Koch. Vielleicht wollten sie ihn nicht hochgehen lassen. Hat ja bekanntermaßen gute Kontakte zu den Herren Besatzungsoffizieren. Würde bei den Amis nicht passieren.“ Er zog so tief an seiner Zigarette, als wolle er sie mit einem einzigen Zug inhalieren. „Ich habe keine Ahnung.“ Reuber war so gereizt, wie Koch ihn noch nie erlebt hatte. „Die Franzosen denken natürlich, dass wir es waren.“
    Es entstand eine Pause, in der beide Männer nichts sagten.
    „Übrigens machte Arnheim eben, als ich bei ihm war, eine Bemerkung, die klang, als ob er wüsste, dass Sie wissen … Ich habe ihm Stein und Bein geschworen, dass Sie nichts wissen, zumindest nicht von mir. Ich hoffe, Sie haben nichts Falsches gesagt.“
    Normalerweise wäre Koch wegen einer solchen Unterstellung an die Decke gegangen, aber er konnte sich nur zu gut in Reuber und dessen Ärger hinein versetzen, deshalb nahm er ihm das nicht krumm.
    „Und jetzt?“
    Reuber drückte seine Zigarette aus und steckte sich sofort eine neue an. „Keine Ahnung. Erstmal wird’s Schuldzuweisungen geben. Wir müssen versuchen herauszufinden, wo die undichte Stelle tatsächlich ist. Ich nehme an, dass Brunner einen Informanten bei der Polizei hat. Wie sonst sollte er an die Information gekommen sein?“
    „Oder bei den Franzosen“, schlug Koch vor.
    Reuber schüttelte seinen Kopf. „Unwahrscheinlich. Die lassen doch keinen Fremden in ihren Kreis. Die leben ganz hermetisch. In diesen Zeiten ist es doch ganz einfach, einen Verräter für ein paar Sack Kartoffeln oder eine Stange Zigaretten zu kaufen. Auch wir Polizisten leben nicht im Überfluss. Wenn noch eine Familie zu versorgen ist … Die Verführung ist groß.“
    Sie sprachen und spekulierten eine Zeit lang, dann verließ Koch das Büro seines Kollegen, der noch Notizen für seinen Bericht anfertigen wollte. Auf dem Nachhauseweg grübelte er lange darüber nach, wo das Leck sein könnte, aber er kam zu keinem Ergebnis. Nur seine Wut auf Brunner wurde größer, besonders wenn er sich vorstellte, wie der jetzt über die „dumme“ Polizei lachte.
    Am Mittwoch kaufte sich Koch die Tageszeitung, aber er fand lediglich unter Vermischtes eine Nachricht, dass es am gestrigen Dienstag eine Razzia gegeben habe, die erfolglos geblieben war.
    Auch Arnheim, der ihn am Nachmittag in sein Büro rief, ließ keinen Ton zu der Razzia verlauten.
    „Also, mein lieber Koch“, begann er jovial, „Sie haben sich doch über den Innendienst beschwert …“
    Koch wollte widersprechen, aber Arnheim bügelte das mit einer Handbewegung ab.
    „Nein, nein, das kann ich verstehen. An der Front ist schon was anderes als im Büro.“ Koch wusste nicht, ob dies wieder einer der üblichen Spitzen war, um ihn zu provozieren, oder ob der Mann das einfach so dahin gesagt hatte. Er beschloss es zu ignorieren. „Also, ich habe einen Sonderauftrag für Sie. Sie haben es vielleicht schon mitbekommen. Am 22. Mai, also nächsten Montag, wird die Mainzer Universität wiederbegründet. Großer Staatsakt. General Koenig kommt, der Ministerpräsident von Groß-Hessen, Professor Geiler und der Oberregierungspräsident Dr. Eichenlaub. Sie und einige andere Kollegen unserer Direktion sind für diese Veranstaltung abgestellt und werden dafür sorgen, dass die Sache reibungslos über die Bühne geht. Genaueres werden Sie noch erfahren.“
    Die nächsten Tage war Koch mit den Vorbereitungen für diesen Einsatz beschäftigt. Nebenbei versuchte er, so viele Informationen über Glodkowski wie möglich zu sammeln. Das war allerdings nicht viel mehr als das, was er bereits wusste.
    Als Reuber und Koch Siggi am Freitag am Bahnhof verabschiedeten, waren sie überrascht, wie der sich herausgeputzt hatte. Einen dunkelgrauen Anzug trug er, dazu hatte er eine Schirmmütze, wie sie Rennfahrer

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