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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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Koch nicht aus dem Bett und als Reuber am Mittag bei ihm vorbeikam und klopfte, hätte er es fast nicht bis zur Tür geschafft. Verschwitzt, blass und mit eingefallenen Wangen öffnete er.
    „Mensch, Koch, wie sehen Sie denn aus?!“, entfuhr es Reuber, als Koch vor ihm stand und sich am Türrahmen abstützte. „Ihr Kopf ist ja knallrot. Ab, ins Bett!“
    Reuber warf den kleinen Herd in der Küche an, setzte Wasser auf und durchsuchte die wenigen Schränke und Verschläge, um etwas zu finden, das er aufbrühen konnte.
    Aber das einzig Verwertbare war die Flasche mit dem Obstbrand, die von ihrem letzten Treffen noch übrig war. In einen Tonbecher goss er ein wenig von dem Alkohol, den Rest füllte er mit heißem Wasser auf.
    Koch starrte ihn mit glasigen Augen an, als er mit dem Becher an sein Bett kam.
    „Sie müssen trinken!“, forderte er den kranken Kollegen auf, der lethargisch reagierte. Nur mit Mühe gelang es Reuber, ihm von dem Getränk einzuflößen.
    Das Aufstehen und Trinken hatte Koch so angestrengt, dass er bald in einen unruhigen Schlaf fiel und nicht mitbekam, dass Reuber bei Bresson klopfte und ihn bat, nach seinem Nachbarn zu schauen. Er selbst wollte einen Arzt und Medikamente organisieren.
    Koch wälzte sich auf seinem Bett hin und her. Ihm war heiß, er schwitzte, er glaubte zu glühen und zu verbrennen. Warum hatte man ihm dieses heiße Zeug gegeben? Er brauchte etwas Kühles, am besten Eiskaltes. Er verlor das Bewusstsein, ein Wachschlaf überfiel ihn, in dem sich Bilder aus Spanien, Frankreich und von seinem Vater überlagerten. Er mit einer Pistole in der Hand, vor sich ein gefesselter Mann, kniend, Glodkowski. Und hinter ihm sein Vater, streng, die Hände hinter dem Rücken ineinander gefaltet, der von ihm verlangte, den Mann vor sich zu erschießen. Sofort darauf Bilder aus Frankreich, ein Zug, er mit Raymond an den Gleisen liegend, wartend auf die Detonation. Plötzlich sah er Émile in dem Zug, aus dem geöffneten Fenster schauend, winkend, „Papa“ rufend. Und auch die Frau aus der Bäckerei, die er am Bahnhof wiedergesehen hatte, tauchte auf, lief durch seinen Traum, eine durchscheinende Person. Er konnte sie nicht greifen und als er nach ihr rufen wollte, versagte ihm die Stimme.
    Gut zwei Stunden später stand Reuber wieder neben dem Bett des kranken Kollegen. Koch nahm nur die Schemen des Mannes wahr, der sich zu ihm herunterbückte und die Hand auf seine Stirn legte. Das war ihm sehr unangenehm, aber er konnte das nicht sagen. Dann waren da noch Stimmen, unverständlich, und er musste sich sehr konzentrieren, um die seines Nachbarn herauszuhören. Was machte Bresson hier, warum hielt er sich in seiner Wohnung auf? Er hatte ihn doch nicht eingeladen. Und es war noch immer so heiß, so fürchterlich heiß, dass es ihn verzehrte.
    Und nochmals war jemand über ihm. Reuber? Koch öffnete seine Augen, was ihn so anstrengte, dass ihm schwindelig wurde. Wer war das? Reuber war es nicht. Was machten diese Menschen hier?
    „Trinken Sie das?“ Gedämpft drang die Stimme in sein Bewusstsein.
    Jemand fasst ihn am Hinterkopf und an der Schulter und hob ihn an. Er spürte Flüssigkeit an seinen Lippen. Kühl. Gierig spitzte er seinen Mund. Er wollte mehr davon. Linderung. Kühlung.
    „Lungenentzündung“, hörte er aus dem Wortschwall heraus, nachdem man ihm das Kühle entrissen hatte. „Bett“ und „Medikamente“ und „amerikanischer Lieutenant“.
    Plötzlich war es wieder ruhig um ihn, dunkel und still, nur die Hitze, die blieb, die Schmerzen, wenn er husten musste und es nicht unterdrücken konnte. Nun war da wieder jemand, sah auf ihn herab, flösste ihm irgendetwas ein, er hörte Reubers Stimme, dazwischen die von Bresson und eine, der er kein Gesicht zuordnen konnte.
    Koch hatte keine Ahnung, wie lange er in diesem Dämmerzustand zugebracht hatte, als er zum ersten Mal wieder einen halbwegs klaren Gedanken fassen konnte und die Hitze in seinem Körper nicht mehr so wütete.
    „Er ist überm Berg.“ Das war wieder die unbekannte Stimme.
    „Wie war das? Unkraut vergeht nicht.“ Das war eindeutig Reuber.
    Koch öffnete seine Augen.
    Drei Männer standen um sein Bett und alle drei sahen aus, als hätte ihnen jemand das gleiche Grinsen ins Gesicht gezeichnet.
    „Wie spät ist es?“, fragte Koch und hob seinen Kopf, um besser sehen zu können, wer sich in dem Zimmer befand.
    Ein mehrstimmiges Lachen war die Antwort. Reuber, Bresson und ein Mann, den er schon einmal gesehen

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