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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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Griff.
    „Erfreut, Sie kennenzulernen, Mr. Wolstenholme“, sagte ich. „Der Herr Pfarrer bat mich, herzukommen und heute nachmittag eine Stunde oder so hier zu verbringen, und da bin ich.“
    Während ich sprach, musterte er mich durch seine dicken Brillengläser und schob sein Gebiß im Innern seines Mundes herum. Es war äußerst irritierend. Ich machte mir Sorgen, es könnte nicht an seinem Platz sein, wenn er das nächste Mal sprach. Die Sorge war unbegründet.
    „Nun“, sagte er mit Zähnen, die prompt wieder da waren, wo sie hingehörten, „machen wir einen Rundgang durch diese großartige Einrichtung. Wann immer Sie einen Urlaub brauchen, wissen Sie, wohin Sie kommen können.“
    „Vielen Dank“, erwiderte ich, „aber ich fahre lieber ans Meer.“
    „Freut mich, daß Sie Sinn für Humor haben , mein Junge.“ Er blieb vor einer Tür stehen, die mit „Oberin“ beschriftet war. „Ihr Vorgänger Price war etwas begriffsstutzig, wenn Sie verzeihen, daß ich das sage. Ich sage lieber nichts mehr darüber. Nun, Sie müssen die andere Hälfte der Firma kennenlernen.“
    Der Leiter klopfte an die Tür und wartete auf eine Antwort.
    „Herein!“ bellte eine Frauenstimme.
    Ich wurde vor eine zierliche Dame geführt, die mit ihrem Häubchen und ihrer gestärkten Leinenuniform von Kopf bis Fuß wie eine Oberschwester im Krankenhaus aussah.
    „Oberin“, sagte der Leiter, „dies ist der neue Vikar.“
    Sie erhob sich hinter ihrem Schreibtisch. Das Lächeln fiel ihr ebenso schwer wie meinem Pfarrer. Ebenfalls wie mein Pfarrer hatte sie bohrende Augen, die einen regelrecht durchdrangen — nur daß jedes ihrer Augen einen Mittelpunkt wie aus harter, schwarzer Kohle hatte.
    „Guten Tag, Frau Oberin“, sagte ich mit gebührender Ehrerbietung.
    Sie machte keine Anstalten, auf mich zuzukommen und mir die Hand zu schütteln.
    „Nun, Wally, und wie heißt der Herr?“ fragte sie.
    „Secombe“, sagte ich, ohne auf ihren Mann zu warten. „Fred Secombe.“
    Immer noch hinter ihrem Schreibtisch sagte sie: „Erfreut, Sie kennenzulernen, Mr. Secombe.“ Dann setzte sie sich wieder mit einer Geste, die deutlich machte, daß sie die Unterredung beenden wollte.
    „Wenn Sie mich bitte entschuldigen“, fuhr sie fort, „ich habe eine Menge zu tun. Der Hausleiter wird Sie sicherlich gern herumführen.“
    „Sie hat im Moment sehr viel zu tun“, erklärte der Leiter, wie um die kurz angebundene Art seiner Frau zu entschuldigen. „Unterbesetzt und überarbeitet.“
    Er führte mich den Korridor entlang, der es dringend nötig hatte, mit einem Farbpinsel bearbeitet zu werden. Während er mit den Händen in den Taschen marschierte, demonstrierte er eine weitere seiner Fähigkeiten, nämlich im Takt zu den Bewegungen seines Gebisses im Mund mit den Münzen in seiner Tasche zu klimpern.
    „Hier links“, wies er mich an. Direkt vom Korridor zweigte der Eingang zu einer Station ab. Er klopfte und trat ein, ohne auf eine Antwort zu warten. Als er die Tür öffnete, schlug mir der Gestank von Urin entgegen.
    „Tut mir leid wegen des Gestankes“, sagte er. „Hier haben wir die bettlägerigen Männer. Die meisten können ihr Wasser nicht halten. Kaum hat man die Bettwäsche gewechselt, haben sie schon wieder hineingepinkelt.“
    Im Raum standen ein Dutzend Betten mit schlummernden Gestalten, die im Mief des warmen Nachmittags vor sich hin dösten. Eine Schwester war nicht zu sehen.
    „Ich vermute, Schwester Jones mußte mal raus“, erklärte er. „Am besten kommen Sie morgens, um mit den armen Schweinen zu reden.“
    Die Stille war ebenso deprimierend wie der Geruch. Hier waren zwölf alte Männer, die Schlange standen , um zu sterben. Sie würden diese Station nur noch für den Weg in die Leichenhalle verlassen.
    „Ja, das werde ich tun“, sagte ich und machte kehrt. Allmählich wurde mir klar, warum der Pfarrer der Meinung war, daß Besuche im Armenhaus meine Bildung erweitern würden.
    „Gehen wir nach gegenüber, und schauen wir nach den Frauen“, sagte der Hausleiter. „Dort ist der Geruch nicht ganz so schlimm, und wenigstens einige von ihnen dürften wach sein.“
    Wir überquerten den Korridor, und wieder klopfte der Hausleiter an die Tür. Eine schrille Sopranstimme antwortete: „Einen Moment.“ Darauf folgte das Geschrei einer alten Vettel.
    „Das ist Mary Ann“, kommentierte der Hausleiter. „Ich sage oft, daß sie eigentlich in einer Zwangsjacke im Irrenhaus sein müßte. Die einzige, die mit ihr

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