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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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Licht an. Die Leute müssen gedacht haben, die Deutschen wären gelandet. Endlich erlöste mich der Herr aus meiner Panik. Der zwanzigste Versuch, den Schlüssel ins Schloß zu führen, gelang.
    Als ich endlich in meinem Zimmer war, stand ich vor dem Dilemma, wo ich den Schlüssel lassen sollte. Erst versuchte ich es in meinem Zimmer, dann auf dem Tisch im Zimmer meiner Wirtin. Irgendwie kam ich zu dem Schluß, daß er sich dort nicht gut machte, und nahm ihn mit zurück in mein Zimmer. Nachdem ich den Schlüssel betrachtet hatte, der nun auf einem Exemplar des Shorter Oxford English Dictionary ruhte, hielt ich es für das beste, ihn dort zu lassen.
    Das Zubettgehen erwies sich als eine schwierige Aufgabe. Das Bett wollte einfach nicht lange genug stillstehen, damit ich hineinsteigen konnte. Endlich gelang es mir, es am Boden zu halten, und sackte auf den Bettüchern zusammen.
    In diesem Augenblick beschlossen die Mondstrahlen, mich anzugreifen. Sie drangen durch einen Spalt zwischen den Vorhängen herein. Wann immer ich die Augen öffnete, schossen sie auf mich, abwechselnd aufs linke und aufs rechte Auge.
    Der Moment für einen Gegenangriff meinerseits war gekommen. Ich fiel aus dem Bett, rappelte mich auf und stürzte mich auf die Vorhänge, um die räuberischen Eindringlinge auszusperren. Dabei zog ich so heftig an dem Stoff, daß die wackelige alte Gardinenstange aus ihrer Verankerung kam, auf mich herabstürzte und mich in einem Gefängnis aus Chintz einsperrte.
    Jinny fing an zu kläffen. In der nächsten Sekunde wurde meine Zimmertür aufgestoßen, und eine ferne Stimme drang zu mir ins Innere der Vorhänge. „Das reicht. Ich habe genug von Ihnen. Sie kommen nächstes Trimester nicht wieder.“ So betrunken ich war, entging mir doch nicht, daß dies die nettesten Worte waren, die sie je zu mir gesprochen hatte.
    „Wenigstens kann ich dir sagen, daß ich jetzt eine Wirtin habe, die einfach ein Goldstück ist. Sie hat mehr von Mrs. Malaprop als sonst jemand, den ich je getroffen habe — aber sie versorgt mich gut und kümmert sich um mich.“
    Ich schaute auf meine Uhr. „Es ist halb fünf, Harry“, sagte ich. „Wir sollten uns auf den Rückweg machen.“
    „Spring rein, mein Freund“, lud er mich fröhlich ein.
    Ich sprang rein. Er kletterte auf den Fahrersitz und drehte den Zündschlüssel herum. Nichts regte sich. Er versuchte es noch einmal, ohne Erfolg. Dann versuchte er es mehrere Male in rascher Folge, wobei er den Wagen mit zunehmender Vehemenz beschimpfte. Der Motor rührte sich nicht.
    „Verstehst du etwas von Autos?“ fragte er mich verzweifelt.
    „Du machst Witze“, sagte ich. „Was wichtiger ist — verstehst du etwas davon?“
    „Ich weiß nur, wie man sie startet und anhält.“
    „In diesem Fall solltest du lieber starten“, schlug ich vor.
    „Das ist nicht witzig“, knurrte er.
    Die Straße über das Moorland erstreckte sich bis in die Unendlichkeit, ohne daß irgendwo ein Anzeichen menschlichen Lebens zu sehen war.
    Vor meinem inneren Auge erstand eine Alptraumvision von Kanonikus Llewellyn im Talar, wie er inmitten des Chores wutschäumend auf den Vikar wartete.
    „Um Himmels willen, tu etwas. Mach die Haube auf und fummle an den Drähten herum oder so“, drängte ich ihn.
    „Ein brillanter Vorschlag, Secombe“, schnaubte er.
    „Wenn ich nicht bald zurück bin, wird der Pfarrer mich an die Luft setzen.“
    „Und wenn ich nicht rechtzeitig zurück bin, wird mein alter Herr mich umbringen.“
    „Genug von dem Geschwafel. Mach die Haube auf“, befahl ich.
    „Ich weiß nicht, wie sie aufgeht“, gestand er.
    „Du bist genauso ahnungslos wie ich“, erwiderte ich seufzend.
    Nachdem er eine Weile am Vorderende des Wagens herumgefummelt hatte, gelang es ihm, die Haube zu öffnen. Beide standen wir da und bestaunten die mechanischen Wunderwerke, die uns da offenbart wurden.
    „Los doch“, sagte ich, „sieh nach, ob du etwas findest, das sich gelöst hat oder kaputtgegangen ist.“
    „Schau dir das doch an“, quietschte er. „Alles ist voller Öl. Ich habe einen teuren Anzug an. Den werde ich mir weder für dich noch für sonst jemanden versauen. Ich habe jetzt schon ganz schmutzige Finger, nur vom Öffnen der Haube.“
    Er zupfte ein Taschentuch aus seiner Brusttasche und versuchte, das Öl an seinen Händen zu beseitigen.
    Harry war schon immer ein Dandy gewesen. Mit dem College-Schal um den Hals und dem zusammengeklappten Schirm unter dem Arm paradierte er durch

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