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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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mucksmäuschenstill, und die Köpfe wanderten von einem Protagonisten zum anderen wie bei den Zuschauern in Wimbledon. Ein so aufmerksames Publikum hatten die „Fol-de-Rols“ vermutlich noch nie gehabt.
    „Also“, sagte die Soubrette, „fangen wir an mit ,Daddy will mir keinen Wauwau kaufen’.“
    „Wenn du es sagst“, kam die Stimme vom Klavier zurück.
    „Ich sage es“, erwiderte Addie und stampfte mit dem Fuß auf.
    Mit übermenschlicher Selbstbeherrschung verwandelte sie die drohende Grimasse auf ihrem Gesicht in ein mattes Lächeln.
    „Als erstes Lied“, verkündete sie, „singe ich ,Daddy will mir keinen Wauwau kaufen’.“
    Begleitet von der finster dreinblickenden Molly begann sie ihren gezierten Vortrag des Varieteschlagers.
    Als das Lied in vollkommener Stille endete, machte sie einen Knicks und sagte: „Danke! Als Zugabe singe ich für Sie ,Mein Held’ aus Der tapfere Soldat .“
    Nach der Reaktion des Publikums zu urteilen, schien niemand bereit zu sein, die großzügige Gabe anzunehmen.
    Unerschüttert stürzte sich Adeline Simons in einen unmelodiösen Vortrag, wobei ihr bei allen hohen Tönen die Stimme versagte. Selbst ihre Verwandten, falls welche anwesend waren, hätten es nicht gewagt zu applaudieren. Als ihr letzter Ton wegen Atemnot vorzeitig abbrach, fiel rasch der Vorhang, um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden.
    Unerbittlich nahm das Programm seinen Lauf. Der kleine Prediger steuerte seine Kabarettnummer bei, deren Text und Musik er selbst geschrieben hatte. Sie war durchaus witzig und musikalisch reizvoll und bei weitem die beste Nummer im Konzert. Er mußte der Star in der Theatergruppe seines Colleges gewesen sein. Doch sein Fehler war der Versuch, mit dem Material, das ihm seine Gemeinde bot, Ziegel ohne Stroh zu machen.
    Der vorletzte Punkt in der zweiten Programmhälfte war als „Die Einbrecher“ angekündigt, ein Sketch von Adeline Simons und Gwen Jones. Vor dem Sketch trat eine Pause ein, während das Bühnenbild vorbereitet wurde. Endlich öffnete sich der Vorhang stockend und offenbarte eine Kulisse, die das Innere einer Bank darstellen sollte. Zwei geliehene Kleiderschränke, die mit grauem Papier bespannt waren, stellten zwei große Safes dar.
    Auftritt der beiden Einbrecher, gekleidet in die schwarzweiß gestreiften Rugbypullis und Hosen, die sich die Darstellerinnen von ihren Ehemännern geliehen hatten. Auf dem Kopf trugen sie Mützen, die aus derselben Quelle stammten. Jede von ihnen hatte eine Taschenlampe in der Hand, was völlig unnötig war, da die Scheinwerfer sie mit voller Kraft anstrahlten. Als Adeline Simons sich an Gwen Jones wandte, um ihre erste Zeile zu sprechen: „Welchen Safe nehmen wir uns zuerst vor?“, wurde es für das Publikum offensichtlich, daß ihr Hosenschlitz offenstand. Durch die weite Öffnung sah man ihren roten Schlüpfer schimmern. Erst kam ein Kichern, dann brach die versammelte Menge in schallendes Gelächter aus, mit Ausnahme der Diakone in der ersten Reihe.
    Adeline und Gwen hatten noch nie erlebt, daß ihre Talente so gewürdigt wurden. Ihre Gesichter leuchteten vor Vergnügen.
    „Ene-mene-muh“, intonierte Gwen und deutete abwechselnd auf die Safes. Dann deutete sie plötzlich auf den offen zutage liegenden roten Schlüpfer.
    „Ooh!“ schrie sie in gebückter Haltung.
    „Ahh!“ kreischte Adeline, als sie an sich hinabblickte, und bedeckte die Lücke mit beiden Händen wie ein Verteidiger beim Freistoß im Torbereich.
    Die Schreie wichen einem verlegenen Lachen von den beiden Darstellerinnen, als sie auf der Bühne herumtaumelten.
    „Vorhang!“ rief der Prediger von der Seite. Der Vorhang kam mit solcher Wucht herunter, daß er sich beinahe aus der Verankerung gelöst hätte.
    An dieser Stelle „entfernte ich mich unter einem Vorwand“, um eine unsterbliche Formulierung der Skandalreporter der Sonntagszeitungen auszuborgen. Mein Zwerchfell war so strapaziert, daß ich glaubte, es könnte jeden Augenblick zerreißen.
    Als Mrs. Richards mir die Tür öffnete, sagte sie: „Hallo, Mr. Secombe. Das tut meinen alten Augen wohl, Sie so lachen zu sehen.“
    „Vielen herzlichen Dank für die Eintrittskarte“, erwiderte ich. „Sie war jeden Penny wert, den Sie dafür bezahlt haben.“
    „Ich habe gar nichts bezahlt. Es war eine Freikarte, die mir Mrs. Simons gegeben hat“, erklärte meine Wirtin.
    „Wie auch immer, ich bin Ihnen sehr dankbar“, sagte ich. „Die Vorstellung hat mich sogar auf den Gedanken gebracht,

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