Unter uns Pastorentoechtern
Mrs. Preece, die allein mit drei kleinen Rabauken fertig werden mußte.
„Es ist nicht Lennies Schuld“, sagte sie. „Er ist noch so klein. Die anderen beiden hätten ihn nicht damit spielen lassen sollen. Nun ja, ich werde Roberts, den Eisenwarenhändler, kommen lassen, damit er neue Scheiben einsetzt.“
„Mrs. Preece sagt, daß sie den Schaden bezahlen will“, sagte ich zu ihr.
„Nein! Das ist nicht nötig“, erwiderte meine Wirtin. „Sie hat so schon mehr als genug am Hals.“
„Soll ich gehen und Mr. Roberts bitten vorbeizukommen, während Sie das Mittagessen machen?“ fragte ich.
„Danke sehr, Mr. Secombe“, sagte sie. „Kein Zeitpunkt ist günstiger als der gegenwärtige, wie man sagt.“
Mr. Roberts war ein älterer Herr mit wallendem, weißem Haar wie ein walisischer Barde, und mit einer Hornbrille, die stets auf halber Höhe seiner Nase zu sitzen schien. Er trug einen makellos sauberen braunen Overall, dessen Taschen sich vor Maßbändern und Rechenschiebern ausbeulten.
„Ich komme im Namen von Mrs. Richards, meiner Wirtin“, verkündete ich. „Im Gewächshaus des verstorbenen Mr. Richards sind zwei Glasscheiben zerbrochen.“
„Wie groß sind sie, Reverend?“ erkundigte er sich.
„Keine Ahnung“, sagte ich. „Ich fürchte, ich verstehe nicht viel vom Messen und dergleichen. Bestimmt nicht vom Einsetzen von Glasscheiben.“
„Gott gibt jedem von uns andere Gaben“, deklamierte er. Offensichtlich war er ein Freikirchler. „Bei Ihnen ist es der Kopf, bei mir die Hände. Freilich sind die auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Ich werde meinen Assistenten bitten müssen, mit Ihnen zu gehen, damit er die Scheiben ausmißt. Entschuldigen Sie mich.“ Er ging zur Hintertür des Ladens und rief: „Willie! Er ist draußen und schichtet Holz auf“, erklärte er.
Willie erschien in einem braunen Overall, der drei Nummern zu groß für ihn war. Er schien ungefähr sechzehn Jahre alt und nicht größer als eins fünfzig zu sein.
„Würdest du bitte mit dem Reverend gehen, um zwei Glasscheiben auszumessen?“ bat ihn der Eisenwarenhändler.
Sein rothaariger Assistent schien nur zu dankbar für die Gelegenheit zu sein, dem Holzaufschichten zu entkommen. Ein breites Grinsen spaltete sein pickeliges Gesicht.
„Gewiß, Mr. Roberts.“ Er hatte den Stimmbruch noch nicht ganz hinter sich, so daß seine Stimme zwischen Sopran und Baß hin und her schwankte.
Auf dem Weg zu meiner Bude redete er unablässig. Offenbar hatte er gerade das Gymnasium hinter sich gebracht und wartete nun auf seine Prüfungsnoten. Er hatte große Pläne für die Zukunft: eine Laufbahn als Kampfpilot und anschließend eine Karriere in der Flugzeugindustrie.
„Jetzt, wo der Krieg vorbei ist, sind die Aussichten rosig“, sagte er voraus.
„Das hoffe ich“, sagte ich. „Übrigens, unser Nachbar ist bei der Air Force. Er ist Bordschütze.“
„Wer ist das?“ fragte er.
„Mr. Preece“, sagte ich.
„Oh! Danny Preece. Er ist großartig. Ein guter Kricketspieler“, kommentierte Willie.
„Das habe ich auch gehört“, erwiderte ich. „Es war sein Kricketball, der die Glasscheiben zerschlagen hat. Sein kleiner Junge hat ihn über die Mauer geworfen.“
„Fängt früh an“, sagte Willie, während er die Scheiben mit der Sicherheit eines Experten ausmaß.
„Ich schätze, Mr. Roberts wird mich bitten, Ihnen die Scheiben einzusetzen“, sagte er zu Mrs. Richards.
„Sind Sie nicht ein bißchen jung?“ fragte Mrs. Richards. „Kann denn Mr. Roberts nicht herkommen und das machen?“
„Er ist ein bißchen alt“, erwiderte der Junge schlagfertig. „Er macht keine Reparaturen mehr.“
„In dem Fall habe ich wohl keine Wahl“, sagte meine Wirtin.
Pünktlich um halb drei klopfte ich bei den Preeces an die Tür, den Schläger in der Hand und in einem Hemd mit offenem Kragen statt meines geistlichen Hundehalsbandes.
Im Flur brach Tumult aus. Danny, Lew und Lennie redeten aufgeregt durcheinander.
„Seid still!!“ rief ihre Mutter.
Einen Moment lang herrschte Stille, bevor sie die Tür öffnete. Im nächsten Augenblick sausten die drei Jungen über die Schwelle wie von einer Kanone abgeschossen. Danny trug vier Dreistabpfosten in Kindergröße. Lennie bildete die Nachhut und trällerte: „Ich will als erster dran sein!“
„Benehmt euch anständig, ihr drei“, warnte sie ihre Mutter. „Es ist sehr nett von Ihnen, mit den Jungs einfach so auf die Festwiese zu gehen“, sagte
Weitere Kostenlose Bücher