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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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begleitet.
    Da ist etwas Ernstes passiert, sagte ich mir. Ich brach die Prozedur ab und drehte mich um. Dort stand der Schlußspieler in seiner ganzen Herrlichkeit, den verbeulten Filzhut auf dem Kopf; der schmutzige Regenmantel und die Gummistiefel vervollständigten seine Ausrüstung. Er bedeutete mir fieberhaft mit seinem Daumen, daß er mich in der Sakristei sprechen wolle.
    Zum Befremden der sechs gottesfürchtigen Damen, die an diesem Morgen die Gemeinde bildeten, eilte ich vom Altar fort und schob den Schlußspieler in die Sakristei.
    „Was ist passiert?“ fragte ich atemlos.
    Ein verlegenes, zahnloses Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Kann ich mir die Kirchenleiter ausleihen, um ein paar Schindeln auf mein Dach zu legen?“ fragte er.
    Ich explodierte. „Was denken Sie sich eigentlich? Sehen Sie nicht, daß ich gerade einen Gottesdienst halte?“
    Er blickte beleidigt drein. „Tut mir leid, Boß“, sagte er. „Ich dachte, Sie reden nur mit sich selbst. Ich wußte nicht, daß jemand im Saal sitzt.“
    „Um Himmels willen, nehmen Sie die Kirchenleiter und gehen Sie“, sagte ich. „Ich hatte diese Woche schon genug Ärger mit Totengräbern!“
    „Wie meinen Sie das, Boß?“ Er sah mich verwirrt an.
    „Gehen Sie einfach, ja?“ sagte ich zähneknirschend und gab ihm einen nicht ganz sanften Schubs hinaus durch die Sakristeitür.
    Als ich in die Kirche zurückkehrte, hatten Mrs. Llewellyn und die anderen fünf Damen ihre Andacht aufgegeben und standen in einem kleinen Kreis im Mittelgang zusammen. Offenbar befand sich die Frau des Pfarrers gerade mitten in einem Vortrag über die Entgleisungen von Totengräbern.
    „Ich muß Sie für die Unterbrechung um Verzeihung bitten“, verkündete ich. Der Anblick des Grüppchens von Klatschbasen, die eigentlich andächtig auf den Knien hätten liegen müssen, ließ mich hinzufügen: „Der normale Betrieb wird jetzt wieder aufgenommen.“
    Mrs. Llewellyns Augenbrauen schossen in die Höhe und zogen sich dann zusammen. Da braute sich Ärger zusammen, das war nicht zu übersehen.
    Nach dem Gottesdienst stürmte die Frau des Pfarrers in die Sakristei.
    „Was war der Grund für Jones’ schändliches Betragen?“ fragte sie.
    „Offenbar hatte er nicht bemerkt, daß ein Gottesdienst im Gange war“, sagte ich.
    „In diesem Fall muß er blind und taub sein“, schnaubte sie. „Und was wollte er?“
    „Er wollte sich die Leiter ausborgen, um ein paar Schindeln auf seinem Dach zu ersetzen“, erwiderte ich.
    „Nun, jetzt reicht es“, beschloß sie. „Er muß gehen. Und was Sie mit Ihrer schnippischen Bemerkung über ,normalen Betrieb‘ angeht, das war ganz und gar unverzeihlich.“
    „Tut mir leid, Mrs. Llewellyn .“ Ich spürte, wie mein Blut sich erwärmte. „Das kam irgendwie aus meinem Unterbewußtsein.“
    „Ich weiß nicht, woher es kam, aber es hätte bleiben sollen, wo es war“, sagte sie scharf.
    Der Pfarrer war für ein paar Tage unterwegs, um an diversen Ausschußsitzungen teilzunehmen. Während seiner Abwesenheit glaubte Mrs. Llewellyn ganz offensichtlich das Regiment in der Gemeinde innezuhaben. Ich war entschlossen, ihr zu zeigen, daß sie keinerlei Recht hatte, irgendein Regiment zu führen.
    „Wie ich schon sagte“, erwiderte ich, angestrengt bemüht, meine Worte zu beherrschen, „es tut mir leid, daß Sie meine Bemerkung anstößig fanden. Sie wurde teilweise durch den Anblick von Gottesdienstbesuchern provoziert, die im Mittelgang standen und sich unterhielten, während sie eigentlich in den Bänken auf die Knie gehörten. Was Schlußspieler Jones angeht, so denke ich doch, daß es dem Herrn Pfarrer obliegt, irgendwelche Entscheidungen im Hinblick auf ihn zu fällen.“
    Der Sturzbach von Beleidigungen, der sich infolge meiner Worte über mich ergoß, entlarvte Mrs. Llewellyn als wahren Gemeindedrachen. Sie listete eine lange Reihe von Klagen gegen mich auf, angefangen von meiner Unfähigkeit auf der Kanzel und im Auto des Pfarrers bis hin zum Vorwurf einer mutwilligen Beschädigung ihrer ledernen Einkaufstasche.
    Wutentbrannt ergriff ich meinen Koffer und sagte: „Ich gehe. Guten Morgen, Mrs. Llewellyn.“
    Als ich das Behältnis schwungvoll vom Tisch zog, öffnete sich der Deckel, und meine Gewänder verstreuten sich quer durch den Raum. Ich spürte einen Drang, in Gelächter auszubrechen, bis ich das finstere Gesicht sah, das auf mich herabstierte, während ich kniend meine Habseligkeiten einsammelte.
    „Typisch“, sagte

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