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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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sie mit einem Hohnlachen und machte den pompösen Abgang, den ich für mich selbst vorgesehen hatte.
    Am nächsten Tag wurde ich im Pfarrhaus zu der wegen der Abwesenheit des Pfarrers verschobenen wöchentlichen „Dienstbesprechung“ erwartet. Ich rechnete damit, auf kleiner Flamme geröstet zu werden.
    Doch es kam ganz anders. An der Tür nahm mich statt Mrs. Llewellyn der Pfarrer selbst in Empfang. Er schien nicht sonderlich erzürnt.
    „Wie ich höre, haben Ihnen die Totengräber einigen Ärger gemacht, während ich weg war“, brummte er, nachdem er sich auf dem Thron seiner Macht hinter seinem Schreibtisch niedergelassen hatte.
    „Ich fürchte ja“, sagte ich nervös. „Tom Cadwallader hat - äh — zwei Gräber beschädigt. Ich glaube, der Schlußspieler hat gestern wirklich einen Irrtum begangen. Ihm war nicht klar, daß er einen Gottesdienst unterbrach.“
    Der Pfarrer legte den Kopf auf die Seite und kniff das rechte Auge zu — ein sicheres Zeichen, daß er gleich ein Urteil fällen würde. „Cadwallader hat sich sehr unverantwortlich verhalten — ausgesprochen unverantwortlich. Zum Glück gibt es nicht viele Beerdigungen in St. Illtyd’s. Was Jones angeht, so verlasse ich mich auf Ihr Wort, daß der Idiot wirklich dachte, Sie wären allein.“
    Dann machte er ein finsteres Gesicht. „Nur noch eine Sache, junger Mann. Machen Sie am Altar keine Witze.“
    Das war alles — kein Wort über meine Auseinandersetzung mit Mrs. Llewellyn. Ich begann mich für ihn zu erwärmen...
    Nachdem ich eine Entschuldigung gemurmelt hatte, fuhr er fort: „Der Bischof hat mich gebeten, einen weiteren Vikar zu übernehmen. Offenbar fehlt es dem jungen Mann an Selbstvertrauen. Er ist erst vor ein paar Wochen ordiniert worden. Sein Pfarrer hat Seine Eminenz gebeten, ihn abgeben zu dürfen. Ich werde allmählich zu alt für solche Sachen.“
    Es war das erste Mal, daß er mich wie einen Vertrauten behandelte. Ich fühlte mich geschmeichelt.
    Es klingelte an der Tür.
    „Würden Sie bitte zur Tür gehen, Secombe?“ sagte der Pfarrer. „Mrs. Llewellyn ist nicht im Haus. Ich nehme an, es ist der zukünftige Vikar.“
    Als ich die Tür öffnete, sah mir die langhaarige Gestalt, die vor mir stand, eher wie ein zukünftiger Ersatz für den Schlußspieler aus. Er trug eine braune Jacke mit Löchern an den Ellbogen, halb von Lederflicken bedeckt, die jedoch ihr Bemühen, die Löcher zu bedecken, allmählich aufzugeben schienen. Seine grauen Flanellhosen hatten eine Reinigung dringend nötig, während sein roter Pullover mit den Überresten des gestrigen Mittagessens bedeckt war. Inmitten dieser Ausstattung wirkte der geistliche Kragen etwas fehl am Platze.
    „Mein Name ist Wentworth-Baxter“, verkündete er mit ebensolchem Selbstbewußtsein, als wäre er ein Mitglied des Oberhauses.
    „Der Pfarrer erwartet Sie“, sagte ich. „Mein Name ist Secombe, und ich bin der Vikar hier.“
    Ich streckte ihm meine Hand entgegen, aber er stolzierte an mir vorbei.
    „Der Pfarrer ist dort drinnen“, sagte ich und führte den Herrn mit dem Doppelnamen ins Arbeitszimmer. Die Augenbrauen des Pfarrers waren ebenso hoch erhoben wie die seiner Frau am vergangenen Morgen.
    „Setzen Sie sich“, befahl der Pfarrer und deutete auf den freien Stuhl gegenüber von meinem.
    Wentworth-Baxter griff in die Tasche seiner schäbigen Jacke und zog ein Päckchen Woodbines hervor.
    „Stört es Sie, wenn ich rauche?“ fragte er. Es klang eher wie eine Herausforderung als wie eine höfliche Bitte.
    „Allerdings“, brauste der Pfarrer auf, als ob noch nie Tabakrauch über seine Lippen gekommen wäre.
    Das Päckchen verschwand eilends wieder in der Jackentasche.
    „Also, der Bischof teilt mir mit, daß Sie sich in Ihrer gegenwärtigen Gemeinde nicht wohl fühlen, obwohl Sie erst ein paar Wochen dort sind. Offenbar würden Sie gerne hierherkommen.“
    „Ich dachte, das wäre schon beschlossen“, erwiderte der Reverend Wentworth-Baxter.
    Der Zorn des Pfarrers erreichte seinen Siedepunkt.
    „Bischof hin, Bischof her“, dröhnte er, „wenn ich zu dem Schluß komme, daß ich mit Ihnen nichts anfangen kann, dann kommen Sie nicht hierher.“
    Die Wirkung auf Wentworth-Baxter war elektrisierend. Er schien zu einem Zwerg zu schrumpfen. Es wurde offenbar, daß er unter einem starken Minderwertigkeitskomplex litt.
    „Ich bitte um Entschuldigung“, stammelte er.
    Der junge Mann tat mir leid. Er sah plötzlich aus wie ein verängstigter Welpe.
    „Es gibt

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