Unter uns Pastorentoechtern
eine Reihe von Bedingungen, die ich stellen werde, falls Sie hierherkommen.“ Der Ton des Pfarrers hatte sich bereits gemildert. „Erstens müssen Sie sich die Haare schneiden lassen. Zweitens dürfen Sie nicht in der Gemeinde herumlaufen wie ein Landstreicher. Haben Sie einen dunklen Anzug?“
„Ja, Herr Pfarrer“, sagte er demütig. „Das ist der einzige andere Anzug, den ich habe.“
„Nun, dann tragen Sie ihn eben ständig, bis Sie sich einen anderen besorgen können“, befahl mein Vorgesetzter.
Am Samstag der folgenden Woche hielt der neue Vikar Einzug in der Gemeinde. Der Pfarrer hatte ihm eine Unterkunft bei Mrs. Powell alias Betsy Trotwood besorgt. Damit war gewährleistet, daß sein Außeres in Ordnung gehalten wurde. Außerdem hatte der Pfarrer verfügt, daß er am Sonntagmorgen mit mir zum Erntedankgottesdienst nach St. Padarn’s kommen sollte. Er sollte predigen, und ich sollte mich um ihn kümmern.
Der Samstag brachte das übliche Chaos mit sich, das sich hinter der Bezeichnung „die Kirche fürs Erntedankfest schmücken“ verbirgt. Damen stießen zusammen, während sie sich zum Wasserhahn in der Sakristei durchzukämpfen versuchten. Sie kämpften miteinander um die schönsten Blumen für ihren jeweiligen Teil der Kirche. Die älteren Damen hatten ihren eigenen Bereich, seit die Wellblechkirche vor vierzig Jahren errichtet worden war.
Mrs. Partridge „machte“ die Kanzel, die stets mit zwei großen Bündeln Weintrauben geschmückt war, die zu beiden Seiten herab hingen. Sie war über achtzig Jahre alt, taub und kurzsichtig, aber sie war als erste in der Kirche, um sicherzugehen, daß niemand in ihre Domäne eindrang. Nur einmal hatte eine neu zugezogene Dame versucht, Mrs. Partridge zu helfen, und sie war mit einem Nervenzusammenbruch nach Hause gegangen.
Inmitten der allgemeinen Verwirrung stand Bertie Owen, der hier ganz und gar nicht in seinem Element war, denn dies war der Tag der Damen. Ohne seine Kollektensammler war er wie ein General ohne Truppen. Soweit ich sehen konnte, war sein einziger Beitrag zum Raumschmuck ein Glas Wasser auf dem Rand der Kanzel.
„Dieses Glas dient zwei Zwecken zugleich, Mr. Secombe“, erklärte Bertie. „Es zeigt unsere Dankbarkeit gegenüber Gott für das Wasser, und es hilft dem Prediger, wenn er eine trockene Kehle hat.“
„Ich bin sicher, der neue Vikar wird sehr dankbar für das Wasser sein, wenn er vor Nervosität einen trockenen Mund kriegt“, sagte ich.
„Oh, der neue Mann wird predigen, ja?“ erkundigte sich Bertie.
Wie aufs Stichwort betrat der Reverend Wentworth-Baxter, Modell zwei, den Raum. Jemand hatte ihm eine Puddingschüssel auf den Kopf gesetzt und alles abgeschnitten, was darunter heraushing. Er trug einen schwarzen Anzug mit einer reichlichen Anzahl von Flecken auf Weste und Jackett. Seit dem vergangenen Tag schien keine Rasierklinge sein Gesicht berührt zu haben. Er sah aus, als wäre er gerade aus dem Bett gekrochen.
„Hier ist er“, verkündete ich.
Bertie fiel die Kinnlade herunter.
„Ich dachte mir, ich komme mal vorbei und schaue mir die Kirche an, bevor ich morgen hier predige“, sagte der neue Vikar.
„Das ist Mr. Bertie Owen, der Kirchenvorsteher“, sagte ich.
„Erfreut, Sie kennenzulernen“, sagte Bertie und streckte ihm seine Hand entgegen.
„Angenehm“, erwiderte Wentworth-Baxter und reichte ihm im Gegenzug ein paar Finger. „Ich wußte gar nicht, daß dies eine Wellblechkirche ist. Könnte einen Pinsel voll Farbe vertragen, meinen Sie nicht?“
Bertie lief rot an. „Vergessen Sie nicht, daß wir gerade einen Krieg hinter uns haben“, sagte er.
„Ich glaube, Sie werden feststellen, daß es nicht das Gebäude ist, das eine Kirche ausmacht, sondern die Leute darin“, bemerkte ich frostig.
„Hört! Hört!“ posaunte Bertie so laut, daß die Dekorateurinnen erschrocken zusammenfuhren.
„Hätten Sie Lust auf eine Tasse Tee in meiner Bude?“ fragte ich meinen neuen Kollegen. Ich hielt es für ratsam, ihn hier wegzubringen, bevor er noch weitere taktlose Bemerkungen machte.
„Gern“, erwiderte er zu meiner Überraschung. „Übrigens, ich heiße Charles.“
„Ich bin Fred.“ Zum ersten Mal schüttelten wir uns die Hände.
Er blieb zwei Stunden in meiner Bude. Es stellte sich heraus, daß er in Oxford ein theologisches Examen zweiter Klasse abgelegt hatte. Sein Vater war ein alter Kirchenmann aus Gloucestershire, der sich in der walisischen Provinz niedergelassen und darauf
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