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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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versichern. Schließlich bot sie ihm sogar an, zu ihr zu kommen und die Familienfotos einzusehen. Sie sagte, er war am Ende des Gespräches merkwürdig ruhig.«
    »Drechsler dachte, er hätte einen unehelichen Sohn?«
    »Ja. Jedenfalls ist dieser ominöse Sohn ziemlich tatverdächtig. Es sieht so aus, als habe der Drechsler erpresst. Vielleicht gab es eine Auseinandersetzung zwischen den beiden. Eins ergab das andere. Wer weiß.«
    »Drechslers Tod hat also gar nichts mit den Unterschlagungen in der Firma zu tun? Jemand wollte einfach Geld von ihm erpressen?«
    »Durchaus möglich. Aber wie auch immer, in jedem Fall sind Sie in dieser Sache entlastet.«
    »Das ist wirklich mal etwas Positives«, stellte Karen fest.
    »Ja. Auch für meine unvernünftige Tochter. Damit spielt das falsche Alibi, das sie Ihnen gab, keine Rolle mehr.« Werner Mehring lächelte. »Sylvia muss sehr viel von Ihnen halten. Ich habe sie lange nicht mehr so beherzt für jemanden einstehen sehen. Darauf können Sie sich etwas einbilden.«
    »Ich bin Sylvia auch sehr dankbar«, erwiderte Karen zurückhaltend.
    »Und sonst? Kommen Sie in Ihrem gemeinsamen Projekt gut voran?« fragte Mehring eher nebenbei.
    »Oh. Ja, ja. Geht sehr gut«, wich Karen unbestimmt aus.
    Ihre Wortkargheit mutete Werner Mehring untypisch an. »Etwas nicht in Ordnung? Hatten Sie Streit miteinander?«
    »Ein wenig.« Karen lächelte schief. »Kleines Missverständnis.«
    »Meine Tochter ist manchmal etwas – hart. Zu sich selbst, aber auch zu anderen. Sie müssen es ihr nachsehen.«
    »Der Fehler lag vielleicht auch auf meiner Seite«, entgegnete Karen distanziert.
    »Was soll’s. Streit kommt, Streit vergeht. Hauptsache, der Einsatz hat sich gelohnt.« Werner Mehring war natürlich völlig ahnungslos, was die Ursache des Streits zwischen Karen und seiner Tochter betraf.
    »Ja, wir sehen jetzt klarer«, sagte Karen nur. Sie wollte das Thema so schnell wie möglich beenden.
    »Na also«, sagte Mehring mit seiner sonoren Stimme und lächelte.
    »Wie geht es jetzt in meinem Fall weiter?« fragte Karen, wieder auf den Ausgangspunkt des Gespräches zurückkommend.
    »Endrich überprüft die Versicherung, die Ihr Aktiendepot führt«, teilte Mehring ihr mit.
    »Mein Aktiendepot?« wiederholte Karen, das »Mein« betonend.
    »Sie wissen schon, was ich meine. Auf dem offiziellen Weg, erhielten wir natürlich dieselben Informationen wie die Beamten. Wir bemühen uns deshalb um andere Informationsquellen.«
    »Was für andere Informationsquellen?« Karens Blick richtete sich fragend auf Mehring.
    Der grinste. »Irgendwo in dieser Firma sitzt ein korrupter Mitarbeiter, der die falschen Daten in der Datenbank angelegt hat, nicht wahr? Aber das Schöne an Korruption ist, dass man einfach mitbieten kann. Es braucht jedoch etwas Zeit, die richtige Person zu finden.«
    »Zeit, die wir nicht haben.«
    »Das ist das Problem«, gab Mehring zu. »Aber Endrich tut, was er kann.«
    Sylvia saß zu Hause auf ihrer Couch, kraulte Mozart und sinnierte. Annes Worte gingen ihr durch den Kopf.
    ». . . mich machen Frauen überhaupt nicht nervös, egal, wie attraktiv sie sind . . . lass es einfach auf dich zukommen . . .«
    Sylvia seufzte. Fakt war, dass ihre Gefühle mehr als einmal mit ihr durchgegangen waren, wenn Karen sie berührte. Wie erklärst du dir das? Die Enttäuschung, die sie empfand, als sie sah, wie Miriam Karen küsste, kam ihr in Erinnerung. Und wenn sie ehrlich zu sich war, musste sie zugeben: Sie war eifersüchtig gewesen! Und nun, da Karen auf Abstand ging, fühlte sie sich erbärmlich.
    An diesem Punkt machte es wohl keinen Sinn mehr, sich vorzumachen, nicht das zu fühlen, was sie fühlte. Ja, sie war verliebt in Karen. Verliebt in eine Frau. Eine neue – zugegeben – nicht ganz gewöhnliche, aber auch nicht besonders welterschütternde Erkenntnis. Die allerdings sehr spät kam. Zu spät?
    Sylvia konnte es nicht leugnen: Die Aussicht, Karen in nächster Zeit seltener zu treffen, und wenn, dann mit dieser fremden Distanz zwischen ihnen, behagte ihr ganz und gar nicht.

27.
    K aren stand mit Ellen im Foyer des Theaters. Die Vorstellung, eine Aufführung des Musicals My fair Lady , war für eine zwanzigminütige Pause unterbrochen. Sie standen unter dem Eindruck einer bis dahin sehr gelungenen Inszenierung.
    »Schau mal, da ist ja Sylvia.« Ellen deutete zur Bar. Karen folgte ihrer Geste. Sylvia stand dort, von der Gestalt ihres Begleiters, einem gutaussehenden

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