Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
Er musste Plugrad warnen.
Pitt wollte den Weg nach achtern einschlagen, als mehrere Gestalten aus dem Deckhaus auftauchten. Pitt ging neben der nächsten Luke auf Tauchstation und beobachtete, wie zwei Männer zusammen einen dritten mit sich schleiften. Sie überquerten das Deck und gerieten für einen kurzen Moment in den Lichtkegel einer hellen Lampe. Daher konnte Pitt einigermaßen deutlich erkennen, dass die beiden Männer, die sich aus eigener Kraft vorwärtsbewegten, zur Mannschaft gehörten und bewaffnet waren. Der schlaffe Körper, den sie trugen, war Plugrad, auf dessen Stirn ein Blutspritzer glänzte.
Sie schleppten ihn zur Backbordseite des Deckaufbaus, wo sie eine Tür aufschlossen und ihn hineinbugsierten. Sobald sie nicht mehr zu sehen waren, sprintete Pitt quer über das Deck zur gegenüberliegenden Seite des Aufbaus. Er stürmte den Niedergang hinauf, gelangte in den zweiten Stock und eilte zu den vier Kabinen, die die Angehörigen des Coast-Guard-Teams beherbergten.
Er klopfte an die erste Tür, riss sie auf, traf in der Kabine dahinter jedoch niemanden an. Als er auch die zweite Kabine leer vorfand, befürchtete er das Schlimmste. Die dritte und vierte Kabine waren ebenfalls verwaist. Die gesamte Coast-Guard-Truppe war in aller Stille ausgeschaltet worden. Pitt wollte gerade die vierte Kabine verlassen, als er im Korridor Stimmen flüstern hörte. Er zog sich in die Kabine zurück und trat hinter die offene Tür.
Durch den Türspalt verfolgte er, wie zwei Mannschaftsmitglieder durch den engen Korridor schlichen und vor der Tür der Kabine stehen blieben, die ihm zugewiesen worden war. Sie brachten ihre Waffen in Anschlag, dann drehte einer den Türknauf, und sie stürmten beide hinein. Als sie die Kabine leer vorfanden, kehrten sie in den Korridor zurück und unterhielten sich leise auf Spanisch. Einer entfernte sich in Richtung Niedergang, während sein Partner an Ort und Stelle ausharrte. Langsam bewegte er sich zum anderen Ende des Korridors und betrat vorsichtig Giordinos Kabine. Als er auch dort niemanden antraf, kam er zurück und überprüfte dabei die anderen Kabinen.
Pitt hielt die Luft an, als sich der Mann seinem Versteck näherte. Der Lauf eines Sturmgewehrs schob sich an der Tür vorbei, während der Mann einen Schritt in die Kabine machte. Dirk Pitt wartete eine Sekunde, dann verließ er seine Position. Indem er sich mit aller Kraft gegen die Tür warf, rammte er den Bewaffneten gegen das Schott. Da er den Erzklumpen immer noch in der Hand hielt, schmetterte er ihn dem Mann seitlich gegen den Schädel. Getrof fen verlor der Mann das Bewusstsein und brach zusammen, ehe sein Finger den Abzugsbügel der Waffe fand.
Pitt zog den Matrosen in die Kabine hinein und lauschte nach dessen Partner. Als er nichts von ihm hörte, ergriff er die Kalaschnikow des schlafenden Gegners, trat hinaus in den Flur und schloss die Kabinentür hinter sich. Er erreichte den Niedergang und schickte sich an, die Stufen hinunterzusteigen, um Plugrad zu befreien, als er einen Gewehrschuss hörte.
Der Schuss war offensichtlich irgendwo über ihm gefallen. Wenn er auf der Kommandobrücke abgefeuert worden war, konnte das nur eins bedeuten: Giordino.
Pitt änderte die Laufrichtung und eilte so leise er konnte die Treppe hinauf. Vor der Kommandobrücke hielt er an und lugte durch die Tür. Die Beleuchtung war für den nächtlichen Betrieb gedämpft worden, so dass die Brücke bis auf den matten Schimmer einiger Monitore im Dunkeln lag. Eine Konsole in der Nähe versperrte ihm größtenteils die Sicht, aber alles schien ruhig zu sein. Vielleicht war der Schuss woanders gefallen. Da er nur den Rudergänger sah, wagte er sich vorsichtig in den Raum.
»Mr. Pitt«, erklang Gomez’ Stimme. »Ich dachte mir schon, dass Sie Ihrem Freund zu Hilfe kommen.« Der Kapitän richtete sich aus seiner Hockstellung auf. In der Hand hielt er eine Pistole. Sie war nicht auf Pitt, sondern auf den Boden gerichtet. Pitt machte einen weiteren Schritt und erkannte, dass Gomez auf Giordino zielte, der auf dem Boden lag und sein Bein umklammerte.
»Weg mit der Waffe«, befahl Gomez, »sonst sterben Sie beide.«
Aus dem Augenwinkel nahm Pitt eine Bewegung wahr. Der erste bewaffnete Matrose tauchte hinter einer anderen Konsole auf und hatte sein AK-47 auf Pitts Rücken gerichtet.
Während Pitts Blick von seinem verwundeten Freund zu Gomez wanderte, loderte in seinen Augen die nackte Wut. Wortlos ließ er sein Gewehr aufs Deck
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