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Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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sich die AIS -Registrierung des Schiffes anzusehen. Das Automatic Identification System, ein Satellitenprogramm, dessen Einsatz für alle Schiffe über dreihundert Bruttoregistertonnen vorgeschrieben war, lieferte für alle seefahrenden Schiffe Daten über Geschwindigkeit und Kurs sowie eine unverwechselbare Identifikation. Aber von dem Schiff, das gerade auf dem Radar zu sehen war, gab es keinerlei Hinweise auf seine Identität.
    »Offensichtlich haben sie ihr AIS nicht eingeschaltet«, sagte Pitt zu Gomez. »Das erscheint mir hier draußen ein wenig verdächtig.«
    »Manchmal geht das Signal verloren«, sagte Gomez. »Oder es ist ein Kriegsschiff. Das hat nichts zu bedeuten.«
    Der Kapitän trat dicht an seinen Rudergänger heran, flüsterte ihm etwas ins Ohr und ging dann zum anderen Ende der Kommandobrücke. Pitt ignorierte den Kapitän und verfolgte stattdessen die Geschwindigkeit und den Kurs der Adelaide . Es überraschte ihn nicht, als das geheimnisvolle Schiff ein oder zwei Knoten langsamer wurde, bis es vom Radarschirm verschwand.
    Vierzig Minuten angespannten Schweigens verstrichen, ehe Giordino die Brücke betrat, um Pitt abzulösen. »Sind wir heute in ruhiger See unterwegs?«
    »Mit Kurs ins Ungewisse.«
    Pitt, der sich anschickte, die Brücke zu verlassen, erwähnte noch die kurze Begegnung mit dem anderen Schiff. Ein neuer Steuermann erschien, um den Platz mit dem diensthabenden Rudergänger zu tauschen, doch Gomez blieb auf dem Posten. Als Pitt kehrtmachte, um hinauszugehen, blickte er noch einmal auf den Radarschirm. Etwas fiel ihm auf, und er zögerte und studierte die Zahlen. Es war die Kursangabe. Das Schiff war plötzlich von einem nordöstlichen auf einen ost-südöstlichen Kurs umgeschwenkt.
    »Warum fahren wir nach Südosten?«, fragte Pitt.
    »In diesen Breiten gibt es eine starke Gegenströmung«, erklärte Gomez. »Wir weichen ihr für ein oder zwei Tage aus, um unser Tempo zu halten, dann nehmen wir wieder direkten Kurs auf Long Beach.«
    Soweit Pitt sich erinnerte, verlief die nördliche Äquatorialströmung zwar in einiger Entfernung südlich von ihrer derzeitigen Position, doch er widersprach nicht, sondern wandte sich ab und warf Giordino einen skeptischen Blick zu. »Ich denke, ich werde mich schlafen legen. Wir sehen uns beim nächsten Schichtwechsel.«
    Pitt ließ die Brücke endlich hinter sich und stieg den Niedergang hinunter. Anstatt aber im zweiten Stock seine Kabine aufzusuchen, setzte er den Weg hinab zum Hauptdeck fort, um frische Luft zu schnappen. Dort traf er auf Plugrad, der ihm in großer Eile entgegenkam. Der Lieutenant der Coast Guard befand sich offenbar in heller Aufregung.
    »Sie sind aber schon früh auf den Beinen«, stellte Pitt fest.
    »Ich suche zwei meiner Männer, die sich nicht zum Wachantritt gemeldet haben. Auf der Brücke haben Sie sie nicht gesehen, oder?«
    »Nein. Schauen Sie doch mal in der Messe nach. Wahrscheinlich sind sie einen Kaffee trinken gegangen, um wach zu bleiben.«
    Plugrad murmelte etwas Zustimmendes und schwenkte in Richtung Messe ab.
    Als Pitt das Hauptdeck betrat, war die Nacht kühl, und ein frischer Wind wehte von Backbord. Nach mehreren Stunden auf der Brücke mit ihrer feindseligen Atmosphäre empfand Pitt die Luft als erfrischend. Er lockerte seine Beine, indem er über das lange, freie Deck marschierte, am Bug stehen blieb und über die Reling blickte. Ein matter Lichtschein erschien kurz am Horizont, verschwand und tauchte wieder auf, als die Adelaide sich mit der Dünung abwechselnd hob und senkte. Das geheimnisvolle Schiff war also noch immer da, sogar direkt vor ihnen, fast außerhalb der Sichtweite von Augen und Radar.
    Pitt hielt für eine oder zwei weitere Minuten Ausschau, vergewisserte sich, dass das andere Schiff seine Position beibehielt, dann schlenderte er zum Deckhaus. Er blieb stehen, als er den vorderen Frachtraum passierte und auf dem Deck irgendwelchen Abfall oder Schutt liegen sah. Ein Teil der Manganladung war nicht weit von der Laderaumabdeckung verschüttet worden. Pitt hob einen faustgroßen Brocken auf und betrachtete ihn im Licht einer Deckslampe in der Nähe. Silberfarben, schien das Erz dem Monazit zu gleichen, das er in Chile an Bord der Tasmanian Star gefunden hatte.
    Gomez hatte ihn über das Mangan belogen – aber warum? Und warum verhielt sich die Mannschaft so seltsam? Und was war mit dem Schiff, das sich vor ihnen befand? Ein unbehagliches Gefühl meldete sich in Pitts Magengrube.
    Plugrad.

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