Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
unfreiwilligen Aktivitäten der ungesicherten Kiste.
Giordino massierte sich das Kinn. »Was meinst du, was in der Kiste sein mag und diese ganze Aufregung verursacht?«
»Ich wünschte, ich wüsste es.« Pitt musste wieder seinen aufkeimenden Zorn darüber unterdrücken, die Mannschaft der Drake ohne Vorwarnung in eine gefährliche Lage gebracht zu haben.
Giordino deutete auf den Kleinlaster. »Wenn du es schaffst, mit der Ladefläche auf gleiche Höhe zu kommen, kriege ich das Ding vielleicht zu fassen und kann es runterheben.«
Pitt ließ sich diese Idee durch den Kopf gehen. Da sie in einem gesuchten Fahrzeug saßen und keine Waffen zur Verfügung hatten, waren ihre Chancen gering, die Männer in dem Truck zu überwältigen. Ihre Optionen waren begrenzt, wenn nicht gar selbstmörderisch. »Vielleicht können wir ihnen später die Kiste im Austausch für Ann anbieten«, sagte er, »falls sie uns nicht sofort töten.«
Sie hatten den Vorteil, sich in einer dicht bevölkerten Stadt zu befinden, die zudem noch einen zweifelhaften Ruf genoss. Giordino stimmte zu, dass sie es auf jeden Fall riskieren sollten.
Pitt lenkte den Van so dicht wie möglich an die hintere Stoßstange des Pick-ups und wartete auf eine Lücke im Gegenverkehr, damit er sich neben ihn setzen konnte. Die Fahrzeuge kamen zu einem Stoppschild, an dem Pitt vorbeirollte, ohne anzuhalten. Zu seinem Leidwesen sah er, als er hochschaute, auf der Gegenfahrbahn einen Polizeiwagen.
Er blickte stur geradeaus, während der Wagen vorbeifuhr, dann verfolgte er ihn im Rückspiegel. Der Streifenwagen wendete abrupt auf der engen Straße, wobei er beinahe den Sturz eines Motorradfahrers verursachte.
»Ich glaube, sie haben uns entdeckt«, sagte Pitt.
Giordino fuhr sein Seitenfenster herunter. »Dann sollten wir zumindest zusehen, dass wir für unsere Mühe belohnt werden.«
Pitt fuhr den Van dichter an den Kleinlaster heran, als die Blaulichtbatterie hinter ihm explodierte.
Der Polizeiwagen wollte sich Vorfahrt verschaffen, um die Kreuzung schnellstens zu überqueren, doch jetzt hatte ein Sattelschlepper vor ihm zu wenden begonnen und beschrieb eine enge Kurve. Pitt behielt die Straße vor ihnen im Auge und wartete darauf, dass ein zerbeulter Isuzu auf der Gegenfahrbahn an ihm vorbeigerollt war, ehe er die Lücke im Gegenverkehr nutzte. Indem er das Gaspedal durchtrat, wechselte er auf die andere Fahrspur und gelangte mit dem Truck auf gleiche Höhe. Giordino lehnte sich aus dem Seiten fenster, streckte die Arme nach der Ladefläche aus und tastete sie suchend ab.
Der Fahrer des Pick-ups, durch das zuckende Blaulicht in seinem Rückspiegel alarmiert, sah, wie sich Giordino aus dem Van lehnte. Augenblicklich tippte er aufs Bremspedal. Giordino schaffte es so eben, seinen Oberkörper zurückzuziehen, um eine Kollision mit dem Führerhaus des Trucks zu vermeiden. Für einen kurzen Moment blieben die beiden Fahrzeuge auf gleicher Höhe.
»Ich hab’s beinahe geschafft«, sagte Giordino zu Pitt. »Gib mir noch einen Versuch.«
Giordino saß Juan beinahe genau gegenüber, der schnellstens sein Fenster herunterfuhr.
Pitt bremste ebenfalls und blieb neben dem Truck, dann blickte er wieder auf die Straße vor ihm und gewahrte einen Betonmischer, der ihm auf seiner Fahrspur entgegenkam. »Beeil dich!« Pitt bremste stärker.
Der Pick-up beschleunigte, und Pitt bemühte sich mitzuhalten, ehe es zu einem Frontalzusammenstoß kam.
Während der Van wieder mit der Ladefläche des Pick-ups gleichzog, hielt Giordino Wort. Fast bis zur Taille aus dem Fenster hängend, bekam er den Griff an einem Ende der Kiste zu fassen. Mit einem kräftigen Ruck zog er sie von der Ladefläche, so dass sie in seiner Hand an der Seite des Vans hin und her schwang. »Ich hab sie!«
Pitt schaffte es nicht mehr, Gas zu geben und sich vor den Truck zu setzen, darum bremste er scharf. Aber der Truck wurde ebenfalls langsamer und zwang ihn, auf der Gegenfahrbahn zu bleiben, wo der Betonmischer nur noch wenige Meter entfernt war. Eine enge Seitenstraße tauchte auf der linken Seite auf – Pitt gab Vollgas und riss das Lenkrad herum.
Im Truck schaffte es Juan endlich, das Fenster vollständig herunterzufahren. Er schlängelte sich halb hindurch und zielte mit einer Glock 22 auf den Van. Dann feuerte er eine wilde Salve ab, bis ihn der Pick-up-Fahrer warnte: »Pass auf!«
Zu spät drehte sich Juan um. Er gewahrte den vorderen Kotflügel des Betonmischers, einen Herzschlag bevor er ihn in
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