Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
Stück weiter voraus packte der Fahrer des Pick-ups das Lenkrad fester, als er die Lampen hinter sich aufblitzen sah.
»Pablo! Da ist die Polizei. Sie haben hinter der letzten Kurve auf der Lauer gelegen.«
Pablo, der auf dem Rücksitz saß, blickte über die Schulter auf die rotierenden Warnlampen, dann schaute er auf den Tachometer.
»Du bist doch nicht zu schnell gefahren?«
»Ich schwöre, nicht mehr als einen oder zwei Stundenkilometer überm Limit.«
Auf Pablos bulligem Gesicht zeigte sich nicht ein Anflug von Besorgnis. »Schüttle sie ab, ehe wir in die Nähe des Flughafens kommen«, sagte er völlig emotionslos. »Wenn nötig trennen wir uns von unseren Waffen. Und der Frau.«
Ann Bennett spannte sich an und fragte sich, ob man sie zuvor noch töten werde. Eingekeilt saß sie zwischen Pablo und seinem bärtigen Kumpan namens Juan und wusste nicht, von welchem Mann sie mehr zu befürchten hatte. Zu Pablo suchte sie so viel Distanz wie möglich und musterte ihren anderen Wächter von der Seite. Mit einem blauen, geschwollenen Auge und getrocknetem Blut an der Wange saß Juan neben ihr und drückte eine Pistole gegen ihre Rippen. Ein hässliches Grinsen verzerrte sein Gesicht.
Anns Hände waren gefesselt, außerdem wurde sie mit einer Pistole in Schach gehalten, seit Pablo sie auf dem Motorboot entdeckt hatte. Angst hatte bisher jede andere Gefühlsregung verdrängt, doch jetzt keimte ein Hoffnungsschimmer in Gestalt der mexikanischen Polizei in ihr auf. Vielleicht hatte es Pitt ja geschafft, sie irgendwie zu informieren. Sie hoffte nur, dass sie nicht zwischen die Fronten und ins Kreuzfeuer geriet, falls es zu einer Schießerei kommen sollte.
Der Fahrer gab ruckartig Vollgas, wodurch der viertürige Pick-up auf der holprigen Straße ins Schlingern geriet. Er schlängelte sich durch mehrere Haarnadelkurven, ehe er den Kamm des hohen Küstengebirges erreichte. Sobald sie den höchsten Punkt überwunden hatten, wand die Straße sich auf der gegenüberliegenden Seite abwärts und tauchte in ein breites Tal hinab, das die Grenzstadt Tijuana beherbergte.
Millionen Lichter blinkten durch die Smogglocke, die auf der Stadt lastete. Von dem Panorama war schon bald nicht mehr viel übrig, als der Pick-up die Gebirgsflanke hinunterraste und die Außenbezirke der Stadt erreichte. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte dem Fahrer, dass er das zuckende Blaulicht des Streifenwagens weit hinter sich gelassen hatte.
Der Kleinlaster gelangte zu einer stark befahrenen vierspurigen Schnellstraße, die um das südliche Ende von Tijuana herumführte. Pablo bemerkte, dass der Fahrer Anstalten machte, die Schnellstraße zu benutzen. »Nein, bleib vom Highway weg! Nimm lieber den Weg durch die Stadt. Dort können wir sie einfacher und schneller abhängen.«
Der Fahrer nickte und schlug die Richtung in das völlig verstopfte Stadtinnere von Tijuana ein. Er blickte wieder in den Rückspiegel. Ein anderes Fahrzeug verhinderte, dass der Polizeiwagen aufholte.
Es war ein Werkstattwagen. Pitt gab sich alle Mühe, trotz des Polizeiwagens, der sich an sie gehängt hatte, in Sichtweite des Pick-ups zu bleiben. Er hatte den schwachen Motor des Kombiwagens beinahe zum Kochen gebracht, als er in niedrigem Gang und mit hoher Drehzahl den Berg hinaufgerast war, um das Tempo zu halten. Der weitaus stärkere Polizei-Charger holte ohne große Mühe zu dem Van auf und blieb an seiner hinteren Stoßstange kleben.
Pitt verschaffte sich während der Fahrt bergab einen kleinen Vorteil, indem er den Van bis an seine Leistungsgrenzen trieb. Geröll wurde von der Piste hochgeschleudert, während er durch die Kurven driftete und sich mehr bemühte, an dem Pick-up dranzubleiben, als den Streifenwagen abzuschütteln. Der Fahrer des Chargers war vorsichtiger und ließ Pitt einen wachsenden Vorsprung, während sie sich der Innenstadt näherten.
»Wir müssen irgendetwas mit unserem Schatten tun«, sagte Pitt, während sie durch die Straßen der Stadt mit ihren fast zwei Millionen Einwohnern rollten.
Giordino warf einen prüfenden Blick in den Laderaum des Kleintransporters, der mit Werkzeug und elektrotechnischem Zubehör gefüllt war, das sich mit lautem Klappern bemerkbar machte.
»Mal sehen, ob ich dahinten etwas finde, um uns die Federales vom Leib zu halten.« Er kletterte aus seinem Sitz nach hinten, wobei er versuchte, die heftigen Schwingungen des Vans mit dem Körper auszugleichen.
An den Innenwänden des Laderaums hingen Drahtrollen und
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