Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

dem Kartenverkäufer.
    Sie warteten nicht auf das Wechselgeld, sondern drängten sich durch die Drehkreuze und rannten ins Stadion hinein.
    Lautes Trompetengeschmetter einer Kapelle hallte durch die Arena, als die Matadore der Corrida dieses Abends und ihre Assistenten vorgestellt wurden. In stolzer Haltung zog die farbenfrohe Prozession gemessenen Schritts durch das sandige Rund. Die begeisterte Menge, die das Stadion füllte, erhob sich und jubelte ihnen zu. Eingekeilt in die Masse der Zuschauer, waren Ann und ihre Entführer nirgendwo zu sehen.
    »Möglich, dass sie durch den Ausgang auf der anderen Seite verschwinden wollen«, sagte Pitt.
    Giordino nickte. »In diesem Fall sollten wir lieber getrennt marschieren.«
    Sie stiegen eine Treppe zu den unteren Sitzreihen an der Arena hinunter, wo sich Giordino nach rechts wandte und Pitt nach links. Pitt durchquerte den ersten Tribünenblock, ließ den Blick über die Sitzreihen wandern, allerdings erfolglos. Als die Stierkampffanatiker in lautes Jubelgeschrei ausbrachen, schaute Pitt in die Arena, in der soeben ein einzelner Matador erschien, um den ersten Kampf des Abends zu absolvieren. Ein sichtlich ungehaltener Bulle namens Donatello, der etwa eine halbe Tonne wog, betrat nach ihm die Arena. Anfangs ignorierte er den Torero noch, blieb stehen, scharrte mit den Hufen im Sand und ließ sich von den Zuschauern gebührend beklatschen.
    Pitt nahm sich den nächsten Block vor und musste mehrmals fliegenden Händlern ausweichen, die Zuckerwatte und kalte Getränke anboten. Plötzlich erhaschte er einen kurzen Blick auf eine Frau mit blondem Haar, die im nächsten Block direkt am Zwischengang saß. Es war Ann Bennett. Die massige Gestalt Pablos erdrückte sie fast, während er wachsam die Tribüne nach seinen Verfolgern absuchte. Er entdeckte Pitt sehr schnell, ihre Blicke trafen sich. Pablo redete hektisch auf den Fahrer ein, der neben ihm saß, dann stand er auf und zog Ann hoch. Für einen kurzen Moment sah sie zu Pitt hinüber, ihr Gesicht war angstverzerrt, und ein Flehen lag in ihren Augen. Während sich der Fahrer erhob und Pitt beobachtete, zerrte Pablo Ann hinter sich her und eilte mit ihr die Treppe zu einem schmalen Laufgang hinunter, der um die gesamte Arena herumführte.
    Durch einen ganzen Block applaudierender Fans von den Flüchtigen getrennt, rannte Pitt die nächste Treppe abwärts. Im nächsten Zwischengang beeilte sich der Fahrer, seinem Beispiel zu folgen und mit ihm auf gleicher Höhe zu bleiben. Als Pitt die niedrige Holzwand erreichte, die die Stierkampfarena umgab, schlängelte er sich daran entlang, um Ann und Pablo zu folgen, die nur mit wenigen Schritten Vorsprung in die andere Richtung flüchteten. Dann sprang der Fahrer die letzten Stufen der nächsten Treppe herunter und versperrte Pitt den Weg.
    Er war ein paar Zentimeter kleiner als Pitt, hatte jedoch umso breitere Schultern und eine stämmige Figur. Während er den Kopf schüttelte, um Pitt aufzufordern stehen zu bleiben, raffte er sein Hemd hoch und entblößte eine Pistole, die in einem Holster an seinem Gürtel steckte.
    Pitt reagierte, ohne zu zögern, machte einen Satz vorwärts und schickte eine linke Gerade auf die Reise. Sie explodierte auf dem Jochbein des Fahrers, der daraufhin rückwärts gegen die Holzwand taumelte. Pitt gab ihm keine Gelegenheit, sich zu erholen, und schickte eine schnelle Kombination hinterher, mit der er den Kopf traf.
    Der Fahrer versuchte instinktiv, die Schläge abzublocken, und hielt beide Hände als Deckung vor sein Gesicht, anstatt zur Pistole zu greifen. Dann gewann er den Überblick zurück. Er attackierte Pitt mit beiden Fäusten. Pitt konnte dem ersten Schlag noch ausweichen, musste dann jedoch einen Treffer auf seine Rippen einstecken, der ihm für einen kurzen Moment den Atem raubte.
    Pitt konterte mit weiteren Kopftreffern, während sich der Fahrer gegen ihn warf und beide hart gegen die Schutzwand prallten. Der Fahrer schlang den linken Arm um Pitts Taille, während er mit der rechten Hand nach seiner Pistole griff. Doch die Füße der Männer verhakten sich ineinander, so dass beide das Gleichgewicht verloren, als sie von der Wand aufgefangen wurden.
    Dabei bekam der Fahrer die Pistole zwar aus dem Holster, war jedoch gezwungen, sich mit derselben Hand abzustützen. Während er sie nach der Wand ausstreckte, rammte ihm Pitt einen Ellbogen gegen den Arm. Die Pistole kam frei, und beide Männer kippten über die Schutzwand.
    Zuschauern in der