Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
Kragenhöhe streifte. Seine Kleidung verfing sich daran, und er wurde aus dem Truck gehoben. Beide Beine wurden zerschmettert, als es ihn nach hinten riss.
Pitt vollführte einen Schlenker nach links und entging um Haaresbreite selbst einer Kollision. Als der Van die Bahn des Betonmischers kreuzte, durchschlug ein wahrer Kugelregen die Seitenwand bis hin zur Beifahrertür. Nur das letzte Projektil richtete Schaden an, fetzte Holzsplitter aus der Kiste und streifte Giordinos Hand. Nervenreflexe bewirkten, dass er den Griff löste und die Kiste aufs Pflaster krachte.
In panischer Hast trat der Fahrer des Betonmischers auf die Bremsen. Juan, der sich nur kurz hatte am Kotflügel festhalten können, rutschte jetzt auf die Fahrbahn und geriet unter das linke Vorderrad. Der gegenüberliegende Reifen fand die Kiste, und der Mischer rumpelte über beide Hindernisse hinweg. Dann kam das schwere Fahrzeug schlingernd zum Stehen, jedoch erst nachdem Juans Überreste und die Kiste unter den Hinterrädern vollständig zerquetscht worden waren.
Von dem, was er in seinem Rückspiegel mitansehen musste, war der Fahrer des Pick-ups wie vom Donner gerührt. Er verlor die Herrschaft über sein Fahrzeug, machte einen Schlenker nach rechts und rammte einen am Bordstein geparkten Chevy Cobalt. Der viertürige Pick-up schob sich halb auf das Heck des kleinen Kombiwagens, ehe er zur Ruhe kam. Ein lauter Knall ertönte, als ein Vorderreifen des Pick-ups von einer messerscharfen Blechkante des teilweise zertrümmerten Kombiwagens aufgeschnitten wurde und platzte.
Auf der anderen Straßenseite fuhr der Werkstattwagen, nachdem er sich an dem Betonmischer vorbeigeschlängelt hatte, beinahe auf einen Geländewagen auf. Dichter Verkehr verstopfte die Nebenstraße, und Pitt musste eine Vollbremsung hinlegen. Menschenmassen füllten die Gehsteige und die Fahrbahn und blockierten den Verkehr. Pitt bemerkte Blaulichtreflexe in den Ladenschaufenstern. Der Streifenwagen näherte sich dem Ort des Geschehens.
»Ich glaube«, sagte Pitt, »dies wäre ein geeigneter Moment, um unserem Kombiwagen Adieu zu sagen.«
Giordino schüttelte den Kopf. »Und ich fing gerade an, mich mit ihm anzufreunden.« Er fand eine Rolle Isolierband und umwickelte damit seine blutende Hand.
»Bist du okay?«, fragte Pitt, der erst jetzt bemerkte, dass sich sein Freund verletzt hatte.
»Ich muss wohl mit dem zweihändigen Trinken für eine Weile aussetzen, aber ich werd es überleben.«
Sie sprangen aus dem Van und mischten sich unter die Gaffer, die sich in immer größerer Zahl um den Betonmischer drängten. Dabei ignorierten sie Juans grässlich zugerichteten Leichnam und hatten ausschließlich Interesse für die zertrümmerte Kiste.
Dort gab es nur wenig zu sehen. Ein Durcheinander von Drähten, Platinen und Metallgehäusen verteilte sich wie ein zerfleischter Roboter unter dem Lastwagen auf dem Asphalt. Ganz gleich, was sich in der Kiste befunden hatte, jetzt war es derart gründlich zerstört, dass jeder Versuch einer Wiederherstellung zum Scheitern verurteilt war.
Sie entfernten sich von dem Betonmischer, als sich zwei Polizeibeamte mit gezogenen Waffen näherten. Pitt und Giordino bewegten sich unauffällig in Richtung Pick-up und nutzten die Menge der Schaulustigen als Deckung. Das Gedränge der Passanten war auf dem Fußweg um einiges dichter, daher ließen sie sich mit den anderen Leuten an der zerstörten Limousine und dem Lastwagen vorbeitreiben. Eine schlimme Vorahnung unterdrückend, näherte sich Pitt dem Pick-up und warf einen Blick hinein.
Beide Türen standen weit offen, aber von Ann Bennett und den anderen Insassen war nichts zu sehen.
19
Pablo hatte die Zerstörung der Kiste mit ungläubigen Blicken verfolgt. Der Tod seines Helfers war für ihn kaum mehr als ein Ärgernis, doch der Verlust der Kiste ließ sein Gesicht hochrot anlaufen. Er entlud seine gesamte Wut auf Ann.
»Was wissen Sie von dem Apparat?« Er stieß den Lauf seiner Pistole gegen ihr Brustbein.
Ann Bennett biss die Zähne zusammen und sagte nichts.
»Pablo … die Polizei kommt immer näher.« Das Gesicht des Fahrers war bleich, und seine Finger, die das Lenkrad hielten, zitterten.
Pablo funkelte Ann wütend an. »Sie werden später reden. Tun Sie, was ich sage, oder ich töte Sie. Und jetzt raus aus dem Wagen.«
Ann folgte ihm zur Beifahrertür hinaus, während sich der Fahrer eine leichte Jacke schnappte und sie über ihre gefesselten Hände deckte. Sie drehte sich zu dem
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