Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

an Pitt. »Ann hat mir gerade erzählt, wie sie bei ihrem Sprung von der Brückennock gestern Abend von ihrem Training als Turmspringerin auf dem College profitieren konnte.«
    »Ich hätte ihr dafür eine 9.0 gegeben«, meinte Pitt mit einem Augenzwinkern. »Wobei ich sogar bereit wäre, zu einer noch höheren Bewertung zu kommen, wenn sie mir verraten würde, um was es bei dieser Expedition in Wirklichkeit ging.«
    Ann Bennett lachte nervös in ihre Serviette hinein. »Was meinen Sie?«
    »Wir haben doch nach viel mehr gesucht als nur nach einem gesunkenen Boot, nicht wahr?«
    »Es ging darum, dass wir das Boot finden und bergen und alles an Ausrüstung, was sich noch an Bord befand.«
    »In beiden Punkten waren wir erfolgreich«, sagte Pitt, »wie wäre es also, wenn Sie uns etwas über die Ausrüstung erzählen würden?«
    »Dazu darf ich mich nicht äußern.«
    Pitt kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Abgesehen davon, dass Sie beinahe getötet wurden, haben Sie auch das Schiff und seine Mannschaft in höchste Gefahr gebracht. Ich denke, wir haben einiges an Aufklärung verdient.«
    Ann sah Pitt zum ersten Mal in die Augen – und erkannte, dass sie diesem Thema nicht ausweichen konnte. Sie schaute sich um und vergewisserte sich, dass sie nicht belauscht wurden.
    »Wie Sie wissen, war Dr. Heilands Firma an einem High-level- Forschungs-und-Entwicklungsprojekt für die DARPA beteiligt. Seine Arbeit stand im Zusammenhang mit einem geheimen U-Boot-Programm der Navy, das Sea Arrow heißt. Dabei hat er speziell an der Entwicklung eines zukunftsweisenden Antriebssystems gearbei tet. Ich kann Ihnen wirklich nicht mehr als das mitteilen, außer vielleicht dass er einige letzte Tests mit einem Prototyp durchführen wollte und kurz vor einem entwicklungstechnischen Durchbruch stand, als sein Boot auf See verschwand.«
    »War dies der Inhalt der Kiste?«
    »Ein maßstabsgetreues Modell«, sagte Ann. »Es gab zwar einen Verdacht auf verbrecherische Machenschaften im Zusammenhang mit dem Verschwinden der Cuttlefish , aber niemand rechnete mit einer Einmischung in unsere Such- und Bergungsaktion. Es tut mir aufrichtig leid, dass Ihre Mannschaft in Gefahr gebracht wurde. Wir handelten nach dem Grundsatz, dass es umso besser wäre, je weniger Leute über Heilands Forschungen informiert seien. Ich weiß, dass der Vizepräsident nicht sehr glücklich darüber war, Sie im Dunkeln tappen zu lassen, aber auf Geheiß Tom Cernys war er gezwungen mitzuspielen.«
    »Und wer waren nun die Kerle, die versucht haben, das Modell zu stehlen?«, wollte Gunn wissen.
    Ann Bennett zuckte die Achseln. »Das ist zurzeit noch ein Rätsel. Ihrem Aussehen nach zu urteilen kamen die Männer nicht aus Mexiko, sondern möglicherweise aus Mittel- oder Südamerika. Ich habe bereits mit Washington gesprochen, und mir wurde versichert, dass die mexikanischen Behörden bei der Untersuchung und Identifizierung der Leichen sowie der Überprüfung des Pick-up-Trucks behilflich sind.«
    »Wir haben der mexikanischen Marine eine recht genaue Beschreibung ihres Bootes liefern können«, sagte Gunn.
    »Sie kommen mir nicht gerade wie herkömmliche Technologiediebe im Bereich der Wehrtechnik vor«, stellte Pitt fest. »Glaubten Sie, dass sie sich bereits mit Heilands magischer Kiste aus dem Staub gemacht hatten?«
    »Ja«, gab Ann Bennett zu. »Als die Leichen von Heiland und seinen Assistenten gefunden wurden, nahmen wir an, dass sie auf hoher See überfallen wurden und der Prototyp gestohlen wurde. Deshalb war ich auch so geschockt, als ich die Kiste immer noch festgezurrt an Bord der Cuttlefish sah.«
    »Ich glaube, dafür müssen Sie Heiland dankbar sein«, sagte Pitt. Er schilderte, wie er die orangefarbenen Drähte und den Kippschalter entdeckt hatte. »Ich vermute, dass Heiland begriffen hat, was der Überfall zu bedeuten hatte, und aus diesem Grund sein eigenes Boot in die Luft sprengte.«
    »Spuren, die an beiden Leichen gefunden wurden, deuteten auf ein Feuer oder eine Explosion hin«, sagte Ann. »Wir haben nie mals auch nur angenommen, dass beides von ihnen selbst ausgelöst wurde, doch dieser Punkt könnte eine grundlegende Neubewertung zur Folge haben.«
    »Ich glaube, dass Heiland ihnen ganz knapp zuvorgekommen ist«, sagte Pitt. »Und um den Bösen ihren Coup vollkommen zu vermasseln, sank die Cuttlefish in einer Meeresregion, wo das Wasser für normale Tauchgänge zu tief war. Sie hatten sich offenbar gerade um ein eigenes Bergungsschiff bemüht,