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Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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staubigen Kleidung eines ungelernten Arbeiters sah er genauso aus wie die meisten Bewohner von Bayan Obo, einer Industriestadt in der Inneren Mongolei, die ebenfalls zerschlissen und staubig war. Zhou überquerte eine asphaltierte Straße, auf der es von Lastwagen und Autobussen wimmelte, und steuerte auf eine kleine Kneipe zu. Sogar auf der Straße konnte er die Stimmen der Gäste hören. Er holte tief Luft, dann zog er eine Holztür auf, die mit dem Bild eines verblichenen roten Ebers verziert war.
    Der Geruch von billigem Tabak und schalem Bier stieg Zhou in die Nase, während er über die Schwelle trat und das Innere mit geübtem Blick einer schnellen Prüfung unterzog. Ein Dutzend Tische füllte den kleinen Raum, besetzt mit einer lärmenden und rauen Ansammlung von Bergarbeitern aus dem Erztagebau. Ein fetter einäugiger Barkeeper schenkte hinter einer erhöhten Theke, die mit trinkfreudigen Einheimischen besetzt war, Hochprozentiges aus. Der einzige Wandschmuck der Bar war zugleich ihr Namensgeber: ein ausgestopfter Eberkopf, der auf einer Holztafel befestigt war und bereits unter chronischem Haarausfall litt.
    Zhou bestellte für sich ein Glas baijiu , einen Kornbranntwein, der sich bei den Einheimischen großer Beliebtheit erfreute, und ließ sich auf einem Stuhl in einer Ecke nieder, um die Gäste zu studieren. Jeweils zu zweit oder zu dritt zusammensitzend, waren sie damit beschäftigt, sich möglichst gründlich zu betäuben, um wenigstens für kurze Zeit ihre harte Arbeit zu vergessen. Er ließ den Blick auf der Suche nach einem lohnenden Objekt von Gesicht zu Gesicht wandern. Ein solches Objekt fand er ein paar Tische weiter in Gestalt eines dreist auftretenden großspurigen jungen Mannes, der ständig auf seinen stummen Partner einredete, der ihn um gut einen Kopf überragte.
    Zhou wartete ab, bis der Redner sein Schnapsglas nahezu voll ständig geleert hatte, ehe er sich dem Tisch näherte. Indem er so tat, als stolpere er, stieß er mit einem Ellbogen gegen das Glas des Redners und wischte es in hohem Bogen vom Tisch.
    »Hey! Mein Glas!«
    »Ich bitte tausend Mal um Verzeihung, mein Freund«, sagte Zhou mit einem künstlichen Lallen. »Komm mit zur Bar, und ich spendier dir ein frisches Glas.«
    Der junge Bergarbeiter, der begriff, dass er soeben eingeladen worden war, kam schnell, wenn auch ein wenig unsicher, auf die Füße. »Ja, das ist gut.«
    Als Zhou mit einer Porzellanflasche baijiu an den Tisch zurückkehrte, wurde er herzlich willkommen geheißen.
    »Ich bin Wen«, stellte sich der junge Mann vor, »und mein stiller Freund hier ist Yao.«
    »Ich bin Tsen«, erwiderte Zhou. »Arbeitet ihr beide in der Mine?«
    »Natürlich.« Wen spannte seinen Bizeps. »Diese Muskeln kommen nicht vom Hühnerrupfen.«
    »Und welche Arbeit macht ihr in der Mine?«
    »Nun, wir sind die Zertrümmerer«, antwortete Wen lachend. »Wir schaufeln das abgebaute Erz in den ersten Zerkleinerer. Diese Apparate sind groß wie Häuser und können mächtige Felsblöcke bis auf diese Größe zermalmen.« Vor Zhous Nase ballte er die Faust.
    »Ich komme aus Baotou«, erzählte Zhou, »und suche Arbeit. Gibt es im Bergwerk irgendwelche freien Stellen?«
    Wen streckte eine Hand aus und drückte prüfend Zhous Oberarm. »Für jemanden wie dich? Du bist viel zu dürr, um in der Mine zu arbeiten.« Er lachte und schickte einen Speichelregen über den Tisch. Als er den traurigen Ausdruck in Zhous Gesicht sah, verspürte er einen Anflug von Mitleid. »Manchmal verunglückt einer der Männer, dann suchen sie Ersatz für ihn. Aber die Warteschlange vor dir ist sicherlich ziemlich lang.«
    »Ich verstehe«, sagte Zhou. »Noch was zu trinken?«
    Er wartete ihre Antwort gar nicht erst ab, sondern füllte ihre Gläser unaufgefordert. Der stumme Bergmann, Yao, sah ihn teilnahmslos an und nickte. Wen hob sein Glas und leerte es in einem Zug.
    »Sagt mal«, fragte Zhou, während er einen Schluck aus seinem Glas trank, »wie ich hörte, gibt es in Bayan Obo auch ein Bergwerk, das den Schwarzmarkt beliefert.«
    Yao spannte sich und musterte Zhou misstrauisch.
    »Nein, alles kommt aus derselben Quelle.« Wen wischte sich mit einem Ärmel den Mund ab.
    »Es ist besser, nicht darüber zu reden«, sagte Yao und brach mit tiefer, rumpelnder Stimme sein Schweigen.
    Wen zuckte die Achseln. »Von alldem kriegen wir überhaupt nichts mit.«
    »Wie meinst du das?«, wollte Zhou wissen.
    »Die Sprengungen, das Graben und das Zertrümmern, das alles

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