Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
Chile.
Eine schnelle Suche im Internet ergab, dass die Marktpreise für diese Elemente vor kurzem sprunghaft angestiegen waren. Analysten des Rohstoffmarktes machten zwei Faktoren für den Preisanstieg verantwortlich. Der eine war ein Feuer, das die Anlagen in Mountain Pass, Kalifornien, zerstört hatte, des einzigen aktiven Bergwerks für den Abbau von Metallen Seltener Erden in den Vereinigten Staaten. Den zweiten Faktor kannte Ann bereits. Es war die Ankündigung der Eigentümer der Mount-Weld-Mine in Australien, dass sie die Absicht hätten, die Produktion vorübergehend herunterzufahren, um das Bergwerk zu modernisieren und zu vergrößern.
Während sie all dies geistig verarbeitete, nahm Ann das Formular hoch, das Fowler auf ihren Tisch gelegt hatte. Es enthielt das Verzeichnis der Lebensläufe aller nichtmilitärischen Personen, die die Sea Arrow besichtigt hatten. Sie übersprang alle, die bei der DARPA oder beim ONR gearbeitet hatten, und studierte die restlichen Namen. Große Augen bekam sie, als sie den Lebenslauf von Tom Cerny, dem Assistenten des Präsidenten im Weißen Haus, überflog. Sie las ihn ein zweites Mal, machte sich ein paar Notizen und druckte dann die gesamte Datei aus.
Fowler erschien in der Tür und betrat ihr Büro mit einem Donut und einer Tasse Kaffee in der Hand. »Sie sind aber schon früh auf den Beinen. Wohin führt die Jagd Sie denn heute?«
»Würden Sie mir glauben, wenn ich den Südpazifik nenne?« Sie berichtete ihm von Pitts Verdacht bezüglich des Erzfrachters in Chile und von seinen Plänen, das von Australien kommende Schiff zu beschützen.
»Hat der Frachter Seltene Erden geladen?«
»Ja. Ich glaube, Pitt meinte, sein Name lautet Adelaide . Er ist in Perth in See gestochen.«
»Werden Sie ihn nicht begleiten?«
»Ich habe zwar daran gedacht, aber er bricht schon morgen auf. Wahrscheinlich ist es nichts anderes als eine sinnlose Jagd nach einem Phantom, und ehrlich gesagt glaube ich, dass ich hier besser vorankomme.«
Sie schob Tom Cernys Lebenslauf über den Schreibtisch zu Fowler hin. »Ich will nicht unbedingt behaupten, dass es im Weißen Haus ein Leck gibt, aber sehen Sie sich mal Cernys Vorgeschichte an.«
Fowler las einige von Cernys biographischen Eintragungen laut vor. »Ehemaliger Offizier der Green Berets, diente danach als militärischer Berater in Taiwan und später in Panama und Kolumbien. Verließ die Army, ging zu Raytheon und war dort als Manager im Rahmen des Forschungsprogramms für Laser- und Teilchenstrahlwaffen tätig. Später kam er als Verteidigungsexperte auf den Capitol Hill. Er arbeitete in der Direktion von drei Rüstungsfirmen, ehe er ins Weiße Haus geholt wurde. Verheiratet mit Jun Lu Yi, einer Taiwanesin. Sie leitet ein Kinderhilfsprogramm in Bogotá.« Er legte den Ausdruck zurück. »Wirklich ein abwechslungsreicher Lebenslauf.«
»Anscheinend hielt er sich des Öfteren in der Nähe irgendwelcher Verteidigungssysteme auf, die die Chinesen kopiert haben«, sagte Ann. »Aufgefallen ist mir diese Verbindung zu Kolumbien.«
»Das sollte man sich mal näher anschauen. Ich denke, man könnte einige diskrete Nachforschungen anstellen, ohne dass gleich irgendwelche Alarmglocken läuten.«
»Einverstanden. Ich habe zwar keine Lust, meine Karriere dadurch aufs Spiel zu setzen, dass ich im Weißen Haus aufmarschiere, aber ich werde wohl das Umfeld eingehender unter die Lupe nehmen. Wie läuft es mit Ihren internen Überprüfungen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe mir jeden DARPA -Angestellten vorgenommen, der an dem Programm mitarbeitet. Um ganz ehrlich zu sein, habe ich aber nichts gefunden, was auch nur andeutungsweise verdächtig wäre. Ich schicke Ihnen die Berichte, wenn ich die Befragungen abgeschlossen habe.«
»Danke, aber ich verlasse mich auf Ihre Einschätzungen. Was haben Sie als Nächstes vor?«
»Ich dachte, ich sollte unseren drei bedeutendsten Lieferanten mal einen Besuch abstatten. Vielleicht könnten Sie mich begleiten. Das würde unsere Arbeit beschleunigen.«
»Ich denke, ich sehe mir ein paar von den kleineren Lieferfirmen an. Diese drei insbesondere haben mein Interesse geweckt.«
»Viel zu weit unten in der Nahrungskette«, sagte Fowler. »Sie haben nur begrenzten Zugang zu Bereichen, die als geheim eingestuft sind.«
»Dort ein wenig herumzustochern kann nicht schaden«, sagte Ann. »Sie kennen ja das Sprichwort von dem blinden Huhn, das gelegentlich auch mal ein Korn findet.«
Fowler lächelte. »Wie
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