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Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Unterholz: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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ungemütliche Annahme. Aber ich bin mit meinen Untersuchungen noch nicht fertig.«
    Es entstand eine Pause.

    Ostler fasste in Worte, was alle dachten.
    »Du bekommst einen Schlag ins Gesicht, bist vielleicht nur belämmert und handlungsunfähig, und bekommst voll mit, wie sich diese Knöcherlputzer in dein Gesicht fressen –«
    »Igitt, daran möchte ich lieber nicht denken«, unterbrach Maria hastig. Ostler fuhr ungerührt fort.
    »Sie fangen mit den weichsten Teilen an, kriechen in den Mund und in die Nase, nehmen sich die Augen vor, mit der Zunge kannst du vielleicht noch ein paar verscheuchen –«
    »Genug jetzt!« Marias Stimme stieg an. »Ich möchte noch etwas zur Tatwaffe bemerken. Nehmen wir mal an, es war ein Brett. Das könnte man leicht verschwinden lassen. Man könnte es zum Beispiel im Kamin verbrennen, den es dort oben gibt.«
    »Gegen ein Brett spricht einiges«, sagte Jennerwein. »Ostler, ich darf Sie nochmals auf den Boden bitten. Polizeiobermeister Hölleisen hat freundlicherweise einige Requisiten besorgt, die für ein derartiges Verbrechen mehr oder weniger gut geeignet sind.«
    Jennerwein nahm ein Fichtenbrett in die Hand und hielt es zum Schlag hoch.
    »Sehen Sie: Ein Brett kann man nicht gut halten – egal, aus welchem Material es ist. Man kann damit auch keinen wuchtigen Schlag ausführen. Man kann sich zumindest nicht sicher sein, dass er tödlich ist. Wir hätten außerdem Holzsplitter gefunden. Ich halte dieses nützliche Gartengerät für wesentlich geeigneter.«
    Er nahm eine verrostete Straßenschaufel, holte aus und führte den Schlag bis knapp vor Ostlers Gesicht.
    »Das klappt schon besser. Der Nachteil einer Schaufel ist allerdings, dass das Blatt gegenüber dem Stiel immer leicht angewinkelt ist, man kann damit schwer flach und gezielt schlagen. Wir brauchen also ein Gerät, bei dem das Blatt gerade am Stiel sitzt. So ein Gerät haben wir hier.«
    Jennerwein nahm den bereitstehenden Spaten in die Hand und schlug auf dieselbe Weise zu. Alle nickten. Das sah plausibel aus.
    »Wir haben aber leider auf dem ganzen Gelände keinen einzigen passenden Spaten gefunden«, sagte Becker. »Auf allen Spaten, die im Schuppen standen, lag eine zentimeterdicke Staubschicht. Sie hatten quasi ein Alibi, und wir mussten sie wieder laufen lassen.«
    »Wie wäre es eigentlich mit einem Karateschlag?«, fragte Maria. »Nicht mit der Handkante, sondern mit der flachen Hand?«
    »Da müsste der Schatten ja Riesenpratzen gehabt haben«, warf die Frau im Rollstuhl ein, »mit Abmessungen einer Bratpfanne. Damit dann einen Schmetterschlag wie beim Volleyball ausgeführt – unwahrscheinlich, Frau Kollegin.«
    »Wissen Sie, was mich an einem Spaten stört«, sagte Stengele und nahm sich das morbide Gartengerät nochmals vor. »Wenn ich in Tötungsabsicht komme, dann schlage ich doch nicht mit der flachen Seite zu, sondern mit der Kante. So etwa –«
    Stengele deutete einen entsprechenden Hieb an.
    »Wenn ich mich ein bisschen in Anatomie auskenne, dann schlage ich etwa in Höhe der Augen zu. Dabei bricht das Nasenbein, der Spaten dringt durch die Gesichtsoberfläche, die folgenden schweren Hirnverletzungen würden unweigerlich zum Tod führen.«
    »Das mag sein, Hauptkommissar Stengele«, sagte die Gerichtsmedizinerin. »Aber rein theoretisch könnte das Opfer noch schreien. Das ist bei der anderen Methode unmöglich.«
    Maria Schmalfuß ließ nicht locker.
    »Andere Idee: Vielleicht gab es ja gar keine Tötungsabsicht.«
    »Wäre auch möglich«, sagte Jennerwein. »Ein Streit, ein unbedachter Schlag mit einem Spaten. Der Täter erschrickt und läuft weg. Aber können Sie das wirklich vorstellen? Ich glaube nicht daran. Das Ganze sieht mir nicht nach einer Affekttat aus. Da steckt irgendein System dahinter.«
    »Gut, es war also eine geplante Tat«, hakte Stengele nach. »Aber wie bringe ich so ein auffälliges Ding wie einen Spaten vom Gelände? Das wäre mir viel zu riskant.«
    »Wie sieht es mit einem Klappspaten aus? Mit so einem, wie ihn das Militär verwendet?«
    »Gute Idee, Maria. Man kann ihn unauffällig am Körper tragen. Er passt locker in eine Aktentasche oder in ein Notebook-Case. Dort passt auch der Hut hinein, den er dem Opfer nach dem Schlag aufsetzt. Die Tatsache, dass er das Tatwerkzeug sorgfältig auswählt, dass er es zudem nicht am Tatort lässt, die ganze Vorgehensweise spricht dafür, dass unser Schatten ein hochprofessioneller Täter ist. Ein skrupelloser und gefährlicher

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