Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
informieren, sodass diese auf zwei Reiter acht geben!“
Natürlich war Mamdy sofort bereit zu helfen. „Mamdy geht gleich. Muss allein sein, mit mir und Wind und Natur.“
„Wohin willst du gehen, Mamdy?“, fragte Franziska.
Mamdy zeigte in Richtung Westen. „Weit draußen, wo nicht Menschen sind.“ Sie ging und ließ die beiden Frauen zurück, die sich wieder in die Planung der Feierlichkeiten stürzten.
„Wenn die Liste fertig ist, fahre ich noch mal nach Brisbane, um die Einladungskarten zu verteilen.“
„Franziska, das brauchst du nicht. Wie es aussieht kommt dort der Postbote angefahren. Außer ihm und dir natürlich hat hier draußen noch keiner ein Auto.“
Maggi brachte die fertigen Karten. Sie sahen wunderschön aus. Die Einladungskarten kamen in Umschläge, damit sie mit der Post weggehen konnten.
Franziska besah sich nachdenklich die Tischkarten.
„Meinst du, die sind nötig? Wäre es nicht besser, wenn sich jeder dahin setzt, wo er möchte?“
„Sicher, aber es gibt bestimmt welche in deiner Runde, die nicht so gut und andere wieder besser zusammenpassen. Bedenke nur, wie die McArthurs auf die fast nackten Abos neben sich reagieren würden.“ Beide mussten herzlich bei dieser Vorstellung lachen.
„Gut, du hast mich überzeugt. Und wie kommen die Lebensmittel hierher?“
„Virginee hat mir neulich erzählt, dass sie große Bestellungen beim Flugdienst abgibt. Ab nächsten Monat soll auch kein Postauto mehr kommen. Das Flugzeug übernimmt dann alles und auch das Transportieren von Lebensmitteln, oder eben, was sonst gebraucht wird. Wir müssen eigentlich nur die Landebahn in Ordnung bringen. Da ist schon lange kein Flugzeug mehr runtergekommen.“
„Ich wusste gar nicht, dass es hier eine gibt?“
„Doch, die gibt es seit 1928, als die Fliegenden Ärzte ihren Dienst aufnahmen. Jede Farm im Outback war dazu verdonnert, eine Landebahn zu bauen. Da bei den Mackenzies eigentlich öfters jemand krank war, sind sie dort gelandet und wir sind hin geritten, wenn wir etwas benötigten. Wenn Impfungen anstanden, traf sich auch alles, was Beine hatte, bei den Mackenzies. Das ist für die Ärzte am günstigsten, dadurch haben sie nicht soviel Zeitverlust.“
Am Abend, als Sabrina im Bett war, holte Franziska die Zuckertüte hervor, um sie zu vollenden. Hier und da machte sie noch kleine Veränderungen. Von der großen Tüte mit Süßigkeiten, die Peter mitgebracht hatte, nahm Franziska einiges heraus, um damit die Lücken auszufüllen. Natürlich kamen nicht nur Süßigkeiten hinein. Auch Hefte, Stifte, Füllhalter mit einem Tintenfass, ein paar hübsche Kniestrümpfe und einen weißen Badeanzug mit kleinen knallroten Punkten. Alles in allem hatte die ungefähr achtzig Zentimeter große Zuckertüte ein stattliches Gewicht bekommen, und Franziska kamen starke Zweifel, ob Sabrina diese auch tragen konnte.
„Na ja, zur Not kann auch Kevin helfen“, Franziska zuckte bei diesem Gedanken innerlich zusammen. Kevin, dachte sie, ich habe dich doch so lieb, und du misstraust mir. Warum? Ich habe dir doch nie einen Anlass dazu gegeben. Wo bist du, Kevin? Und wieder rannen die Tränen über ihr Gesicht. Ich werde auf dich warten, Kevin, und wenn es für den Rest meines Lebens sein sollte. Sie dachte an seine Küsse, seine Hände, wie sie ihren nackten Körper streichelten, an seine Art, ihr zu zeigen, wie wunderschön und zugleich aufregend die Liebe sein kann. Ihr wurde heiß und kalt bei diesem Gedanken. Stromer riss sie aus den Gedanken, er winselte um ihre Beine herum. „Na, Kleiner, willst wohl raus, na komm.“ Sie legte Stromer die Leine um. Wenn es dunkel ist, ist der kleine Dingo am liebsten draußen, und es würde sonst zu lange dauern, bis er von allein wiederkommt. Jetzt war die Luft sehr angenehm im Gegensatz zu der Hitze am Tag.
„Missus.“
Franziska drehte sich erschrocken um, konnte aber nichts erkennen, da es dunkel war. „Wer ist da?“
„Mamdy.“
Erleichtert atmete Franziska auf.
„Alles habe erledigt. Bundjalung zwei Weiße mitbringen.“
„Danke, Mamdy, hoffentlich die Richtigen.“
„Nicht zweifeln, Missus, bringen wirklich mit.“
„Das weiß ich doch, Mamdy, war nur ein Scherz.“
Mamdy verstand das zwar nicht, nickte aber zufrieden und ging.
Auch Franziska ging nun zu Bett, und Stromer hielt im Haus Wache.
Jeder, der nichts mit den Vorbereitungen für die Einschulung zu tun hatte, wurde an der Landebahn eingesetzt, um dort Unkraut zu jäten. Es war
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