Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
hielt sie bildlich fest. Über einer kleinen Wolke schaute eine Frau auf die anderen Personen herunter.
„Das ist meine Mum im Himmel“, erklärte Shirley dem Arzt.
Alle nötigen Untersuchungen zogen sich noch einige Tage hin. Elf Tage nach dem Besuch flog Fred wieder nach Adelaide. Er mietete sich unweit der Klinik ein kleines Zimmer in einer Pension.
Alles gut gegangen, aber ...?
Franziska und Kevin machten wie geplant einen Abstecher zu den Opalminen. Sie kontrollierten die Bücher, hörten sich auftretende Probleme an und versprachen für Abhilfe zu sorgen, soweit es machbar war.
Zufrieden fuhren sie wieder nach Hause.
„Ich habe Fred zum Flugplatz nach Brisbane gebracht“, sagte Sabrina den Heimkommenden.
„Er soll sich in der Nähe des Krankenhauses ein Zimmer nehmen, damit er täglich Kontakt zu Shirley haben kann.“
„Na, endlich, da wird sie sicher bald nach Hause kommen können.“
Drei Wochen später holte Kevin die beiden in Brisbane vom Flugplatz ab.
So wie Shirley und Sarah miteinander spielten, taten sie es schon ewig nicht mehr. Der noch kindliche Humor war wieder durchgebrochen. Shirley hatte einen gesunden Appetit und was noch besser war, sie nahm wieder zu.
Es war Shirley, die nun von Franziska soviel wie möglich über ihre Mum wissen wollte.
1970
Ungefähr ein Jahr nach diesem Ereignis fand Fred einen Artikel in der Zeitung. Dort wurde eine Statistik aufgestellt über die ständig steigende Zahl von drogenabhängigen Jugendlichen und deren Todesrate. Eine Anzahl von Fotos wurde veröffentlicht, wo die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe bat, da die Todesopfer keiner Personendatei zugeordnet werden konnten, weil sie keine gültigen Papiere bei sich hatten.
Fred nahm die Zeitung und ging damit zu Neil. „Neil, schau dir bitte dieses Foto an“, sagte Fred zu ihm.
Sofort wurde Neil blass im Gesicht. „Das ist Randy.“
Fred nickte.
Gut gelaunt und mit einem summenden Lied auf den Lippen kam Sabrina an den Männern vorbei. Sie hielt in ihrem Schritt inne, als sie Neils Veränderung im Gesicht bemerkte. „Stehen schlechte Neuigkeiten in der Zeitung?“, fragte sie ihn.
Neil war unsicher, er wusste nicht, wie er es seiner Frau am besten beibringen sollte.
Als sie seine Verlegenheit bemerkte, nahm sie ihm kurzentschlossen die Zeitung aus der Hand. Sie wusste beim Blick in die Zeitung sofort, um welchen Artikel es sich handelte. „Und es war trotzdem unser Sohn“, sagte sie weinend „auch, wenn er die Mädchen durch sein Handeln fast getötet hätte.“
Neil nahm Sabrina in die Arme, um sie zu trösten.
„Ich habe ihn doch auch geliebt“, flüsterte er in ihr Ohr.
Kevin übernahm das Ganze und meldete es der Polizei.
Seine sterblichen Überreste wurden nach Mozzie überführt und neben den anderen Gräbern fand er schließlich seine letzte Ruhestätte.
Sabrina bestand darauf, dass auf dem Kreuz stand:
‚Gott vergibt dir’
Deine Eltern auch
Hier ruht Randy Roberts
unser verlorener Sohn!
Im Alter von 13 Jahren
Ein neuer Gedanke reift
1973
„Liebling, in Sydney wird das neue ‚Opera House’ eröffnet. Wollen wir uns das Spektakel ansehen?“ rief Neil fragend, da er gerade im Badezimmer war und sich rasierte.
Sie kam durch die offene Tür zu ihm, nahm etwas Schaum von seinem Kinn auf ihre Fingerspitzen und betupfte damit seine Nase. „Die Idee finde ich ganz toll, wollen wir Mum und Kevin mitnehmen?“
„Eigentlich wollte ich mit dir ganz alleine sein“, schmollte er und sah sie dabei verliebt an.
„Du hast gewonnen“, erwiderte sie entwaffnet.
Als am Mittag alle um den Tisch versammelt waren, sagte Sabrina: „Mum, wir fahren am Montag bis übers Wochenende nach Sydney. Das Opernhaus wird eröffnet, da wollen wir dabei sein, und bei der Gelegenheit bringen wir gleich Sarah und Shirley vom Internat mit. Da die Schulferien beginnen, brauchen sie nicht mit dem Zug zu fahren“, plauderte Sabrina „weißt du, wir wollen ein paar Tage so richtig für uns beide haben. Ich glaube, das wäre in unserer Ehe das erste Mal. Hier ist es doch zurzeit ruhig, sodass wir uns ruhigen Gewissens einen Kurzurlaub leisten können.“
„Na, dann wünsche ich euch viel Spaß dabei.“
„Danke, Mum.“
Franziska saß friedlich im Schaukelstuhl und döste vor sich hin, Kevin saß daneben und las ein Buch. Er schaute nachdenklich auf und beobachtete sie. Trotz des Alters sieht sie immer noch hinreißend aus,
Weitere Kostenlose Bücher