Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
Ball und rannte hinaus. Da stand Sabrina immer noch wie in einer Starre. Tränen rannen über ihr Gesicht. Robin griff sie an den Schultern, schüttelte sie und schrie: „Was hast du dumme Göre da angestellt? Schau dir den Schaden im Keller an.“ Er zerrte sie an den Haaren in Richtung Kellerfenster. Dabei schlug er immer wieder auf das wehrlose Kind ein. „Das kannst du in deinem Leben nie wieder gutmachen.“
Neil lief vor Angst zu Alina ins Haus, die bereits durch den Lärm aufmerksam wurde. Als sie rauskam, traute sie ihren Augen nicht. Robin schlug wie wild auf Sabrina ein. Es roch fürchterlich nach Schnaps, und daher konnte sie ahnen, was eben geschehen war. Sie rannte auf ihren Mann zu, damit er von dem Kind ließ.
„Hör auf“, schrie sie Robin an, griff nach Sabrina, um sich vor sie zu stellen. Aber er entzog ihr wieder das Kind. Sie versuchte, sich wieder schützend vor sie zu stellen.
„Geh mir aus dem Weg“, brüllte Robin puterrot vor Wut „Ich schlage sie tot.“
„Da fehlt nicht mehr viel“, antwortete Alina ziemlich ruhig. „Ich höre erst auf, wenn du beide von der Farm jagst.“
„Nein, eher gehst du“, war die knappe Antwort.
Robin starrte sie wie ein wilder Dingo an, der jeden Augenblick über seine Beute herfällt. Alina zitterte innerlich vor Angst, aber davon merkte zum Glück Robin nichts. Er ließ Sabrina los. Sie fiel regungslos in den roten Sand. Robin drehte sich auf der Stelle um und ging ins Haus. Vor der kleinen Treppe zur Veranda, drehte er sich noch einmal um: „Es war mein bitterer Ernst, beide verschwinden, oder ihr werdet es alle bereuen.“
Alina achtete nicht weiter darauf, sondern hob Sabrina auf, die aus der Nase blutete und noch einige Verletzungen mehr im Gesicht hatte. Die Augenränder waren schon blau und ein Wangenknochen schwoll an. Ein Haarbüschel lag neben ihr, den Robin herausgezogen hatte.
„Neil, holst du bitte Tante Franziska, sie ist im Garten?“
Neil nickte eifrig und rannte los. Alina schaffte Sabrina in das Cottage und legte sie in ihr Bett. Mit einem Waschlappen kühlte sie ihr Gesicht.
„Was ist geschehen, Schätzchen?“, fragte sie Sabrina, und mit weinerlicher Stimme erzählte Sabrina ihr alles.
„Warum ist er so böse, warum kann er uns nicht leiden?“
„Ich weiß es nicht, Sabrina. Er ist schon immer so, geh ihm in Zukunft lieber aus dem Weg.“
Franziska verstand nicht, was Neil von ihr wollte, aber sie bemerkte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Kevin war damit beschäftigt, die Pferde mit Bob zu striegeln. Franziska fühlte, dass sie seine Hilfe gebrauchen konnte.
„Kevin, schnell, bitte.“
Er kam sofort. „Was ist geschehen?“
„Ich weiß nicht, aber ich glaube, ich brauche dich jetzt.“
Er fasste sie um die Hüften und drückte sie an sich. Franziska bemerkte, dass er sie falsch verstanden hatte.
„Nein“, sagte sie mit einem zaghaften Lächeln „ich meinte das anders. Ich glaube es ist irgendetwas passiert. Neil ist so aufgeregt, ich kann ihn nicht verstehen.“
„Was hat er denn gesagt?“
„Nur – ‚Aua Rina’ – .“
„Na, da scheint wirklich etwas nicht zu stimmen.“ Kevin fasste Franziska an der Hand, und sie rannten zu ihrem Haus. Sie wunderten sich schon, als sie sahen, dass die Tür offen stand.
„Sabrina?“, rief sie.
„Hier“, antwortete Alina, die den Zeigefinger auf den Mund legte. Sabrina war vor Erschöpfung eingeschlafen.
Sofort schossen Franziska die Tränen in die Augen, als sie ihr zerschundenes Kind auf dem Bett liegen sah. Alina schob sie aus dem Zimmer und erzählte beiden, was sich zugetragen hatte. „Wie kann er sich so an dem Kind vergreifen“, sagte Franziska weinend. „Vielleicht ist es doch besser, wenn wir gehen.“
„Bitte, Franziska, tu mir das nicht an. Dann hat er doch wieder gesiegt. Bitte“, flehte Alina.
„Aber das nächste Mal schlägt er sie vielleicht tot, wenn nicht gerade jemand dazukommt. Dann ist es zu spät für mich zu gehen.“ – Eine Pause trat ein, jeder dachte nach.
„Franziska, wenn du einen Mann hättest, traute er sich so etwas nicht. Robin greift nur wehrlose Menschen an, weil er ein großer Feigling ist.“
Kevin legte seinen Arm um Franziskas Schulter und sagte: „Das ist richtig, wäre aber keine gute Lösung. Heiraten sollte man ohne Zwang. Soweit ist Franziska noch nicht.“
Franziska war Kevin dankbar, dass er das sagte, und auch Alina verstand.
„Ich hab’s“, rief Alina plötzlich, „ich weiß,
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