Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
dass ihr euch gern habt. Wäre es unter diesen Umständen nicht das Beste, wenn Kevin hier in der Stube schläft? So kann er euch beschützen.“
Mit großen Augen sah Alina ihre Freunde an und wartete auf eine Zustimmung. Da aber keiner von beiden etwas dazu sagte, ließ sie ihre hochgezogenen Brauen wieder fallen. „Na ja“, kam es verlegen aus ihrem Mund „es war ja nur so eine Idee.“
„So schlecht ist die Idee gar nicht“, gab schließlich Franziska zurück und wurde von beiden verblüfft angestarrt. Sie hob die Schulter und meinte: „Das Sofa ist doch wirklich sehr bequem. Auf jeden Fall weicher, als deine Pritsche, oder?“ Dabei sah sie Kevin in die Augen.
Ohne den Blick von Franziskas Augen zu lassen, sagte er. „Vor allem hier schnarcht keiner.“
Sie unterhielten sich noch lange, und Franziska hatte nun endgültig die Idee fallen gelassen, von hier wegzugehen.
„Wir drei werden Robin doch besiegen“, meinte Alina siegessicher. Und etwas leiser zu Franziska sagte sie: „Es soll dein Schaden nicht sein, wenn du bleibst.“
„Wie meinst du das?“
„Darüber möchte ich nicht reden.“
Nach ungefähr einer Woche konnte Sabrina wieder das Bett verlassen. Um beide Augen hatte sie Blutergüsse. Die Lippe und die Nase waren noch geschwollen. Wenn Sabrina von weitem den bösen Mann sah oder hörte, versteckte sie sich aus Angst vor ihm. Franziska hasste ihn nun noch mehr.
Spurlos verschwunden
Franziska hatte heute ihren freien Tag. Die Einschulung war erst in acht Monaten, aber trotzdem nahm sie sich vor, die Zuckertüte zu basteln. Sabrina spielte draußen mit Neil. Das war gut so, denn sie sollte die Zuckertüte vorher nicht sehen. Ab und zu kam Alina und schaute ihr über die Schulter. Franziska hatte ihr von dem Brauch in Deutschland erzählt und hatte auch eine Zuckertüte aufgemalt, und doch konnte sie sich so ein Ding absolut nicht vorstellen.
„Hey, Alina, halte bitte diese beiden Enden fest.“ Sie drückte Alina die geformte Tüte in die Hand. „Drücke beide Seiten fest zu, bis der Leim angetrocknet ist, oder hast du keine Zeit?“, fragte Franziska beschäftigt, ohne aufzusehen.
An ihrer Mimik merkte Alina, dass sie wahrhaftig kein – nein – erwartete. Inzwischen bestrich sie buntes Papier mit Leim und klebte Bogen für Bogen auf die Zuckertüte. Mit etwas stärkerem goldfarbenem Papier stabilisierte sie die Spitze. „So nun kannst du loslassen, das müsste jetzt halten.“
„Erstaunlich wie geschickt du bist, Franzi!“
„Tja, weißt du, im Waisenheim war nie genug Geld für uns Kinder vorhanden. Und darum bastelten die älteren Kinder, gemeinsam mit den Erziehern für allerlei Anlässe Geschenke oder auch nur Dekorationen. Die kleineren Kinder wurden dann damit überrascht. Auch Sabrinas Teddy und die Puppe habe ich selbst gebastelt. Sie sehen zwar schon ziemlich ramponiert aus, aber sie hängt nun einmal an ihnen. Vielleicht auch, weil sie weiß, dass beides ursprünglich ihren Geschwistern gehörte.“
Alina hatte immer ein komisches Gefühl, wenn Franziska von ihren verstorbenen Kindern redete.
„Mir fällt gerade etwas Tolles ein.“ Franziska stellte eine Schatulle auf den Tisch, in der das Amulett war. Sie zeigte es Alina und öffnete das Herz. Auf der einen Seite war Sabrinas Bild und auf der anderen Seite das von Martin.
„Die Kette mit dem Amulett hatte mir Martin geschenkt – ich werde Sabrinas Bild herausnehmen und es auf die Zuckertüte kleben.“ Franziska war so fasziniert von ihrer Idee, dass sie gar nicht auf die Idee kam, dass Alina das nicht für gut empfand.
„Franzi, ich würde das an deiner Stelle nicht tun. Dieses Bild gehört nun einmal hier hinein.“
„Hmm, eigentlich hast du Recht. Ja, das war eine dumme Idee.“ Sie legte das Amulett wieder in die Schatulle zurück.
„Ich muss wieder los, Franziska. Wir wollen heute gemeinsam mit Mel und Pascal die Teebaumpflanzen begutachten, ob sie gut angewachsen sind, da muss ich unbedingt dabei sein.“
Sabrina ging Robin aus dem Weg. Sie hatte die Absicht, mit Floh ein Stückchen auszureiten und sagte zu Mamdy, dass sie zum Fluss reiten wollte. „Die wollen heute gucken, ob das Öl bald kommt, da sehe ich ein bisschen zu.“
Auf dem Weg zum Fluss blieb sie plötzlich stehen. Sie bemerkte Robin zu spät. Er stand am Ufer neben dem Schilf und angelte. Er wollte von diesem Versteck aus, die Vorgänge auf der neuen Plantage beobachten. Als er Sabrina wahrnahm, passte ihm das überhaupt
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