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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Ihre Tochter scheint für Alkohol nicht viel übrig zu haben. Auch kein Fehler. „Wenn auf Laptop wirklich Nachweis von Genforschung ist, wir sind einen großen Schritt weiter. Bis dort man muss vorsichtig sein, sehr vorsichtig. Kann sein, niemand von Grünwald-Leuten hat Schwester Cordula in die Sauna gesperrt, und dass es alte Nonne war, ist überhaupt nicht sicher. Wir können nicht einmal wissen, ob es nicht Forscherin war, die gleich kommt.“
    „Wir sind zu zweit“, sage ich und es klingt wie ein Stoßgebet. Inzwischen habe ich getrocknete Tomaten in feine Streifen geschnitten und in einer Mischung aus Tomatenfleisch und Passionsfruchtsaft aufgekocht. Etwas Neugewürz, Vesna hat es vor Jahren aus der Karibik mitgebracht, aber es riecht immer noch intensiv, Salz, Cayennepfeffer dazu. „Irgendwann einmal hast du Kräuter auf dem Fensterbrett gehabt“, sage ich zu Vesna.
    „Irgendwann einmal habe ich da mit kleinen Zwillingen und Mann gewohnt.“
    „Ist lange her.“
    „Eben.“
    Ich öffne eine Dose Thunfisch, zupfe das Fischfleisch in große Stücke und gebe sie auf einen Teller. Die Tintenfischtuben lasse ich ganz, aber die Lake spüle ich gründlich ab. Dann eine Dose Nuri-Sardinen. Gräten heraus. Das Ol ist würzig fein, das werde ich dazugeben. Und zwei Dosen geräucherte Austern. Janas Vorräte werden natürlich wieder aufgefüllt. Und vielleicht werde ich noch einige Sachen darüber hinaus mitbringen ...
    Es läutet, Vesna geht zur Tür.
    „Wir hätten uns auch eine Pizza kommen lassen können“, höre ich Natalie Veith sagen. „Ich wollte Sie nicht so überfallen.“
    „Mira mag solche Überfälle. Am liebsten sie kocht spontan“, antwortet Vesna.
    Na ja. Da ist schon etwas dran, aber schön langsam sehne ich mich wieder nach einem Abendessen mit Zeit und ausführlicher Vorbereitung. „Ist gleich fertig“, sage ich und schütte vorsichtig nicht zu viel Couscous in die dickliche Flüssigkeit. Ich warte, bis alles aufkocht, drehe die Herdplatte ab und lasse das Getreide zugedeckt fünf Minuten quellen. Wenn Couscous weiterkocht, wird er zur breiigen Pampe.
    Vesna erzählt der Wissenschaftlerin von ihrer Reinigungsfirma. Was sie sonst noch so macht, erzählt sie nicht. Wir haben uns darauf geeinigt, ihr möglichst wenig darüber zu sagen, wie wir zu diesem Laptop gekommen sind. Vor allem solange sie nicht fragt.
    „Soll ich mir die Dateien vor dem Essen ansehen?“, fragt die Wissenschaftlerin.
    „Ich bin gleich fertig“, antworte ich und teste, ob auch Vesnas alte Suppenteller eine Minute in der Mikrowelle aushalten. Vesna und Dr. Veith sitzen am Küchentisch und beobachten es gespannt. „Versuche gibt es eben überall“, grinse ich. Ein Knall. Und die Teller sind gesprungen. Alle.
    „Braucht sowieso keiner mehr“, sagt Vesna und zuckt mit den Schultern.
    Okay, dann lasse ich einfach heißes Leitungswasser über tiefe Teller laufen, das wärmt sie auch vor. Die fünf Minuten Quellzeit sind um, ich nehme die vorbereiteten Meerestiere und ziehe sie unter den Couscous. Jetzt noch das Öl von den Nuri-Sardinen dazu. Ich koste. Ganz okay. Klar wäre frischer Fisch besser, aber gerade die geräucherten Austern geben dem Ganzen einen interessanten Ton.
    Ich habe der Wissenschaftlerin ungefähr doppelt so viel auf den Teller gegeben wie uns. Immerhin haben wir ausgiebig gefrühstückt, erkläre ich ihr. Sie seufzt und findet, sie solle ohnehin nicht so viel essen, aber sie sei hungrig. Und sie liebe Meerestiere. Und sie müsse unbedingt das Rezept haben. - Kann so ein Mensch mit den zwei Morden rund um die Schönheitsklinik zu tun haben?
    „Sagt Nat zu mir“, lächelt sie, als sie wenig später den Laptop hochfährt. „Wir sind eigentlich alle per Du, kommt wohl vom Englischen her. Und dann ist es ganz komisch, zu Menschen, die einem sympathisch sind, Sie zu sagen.“
    Ich erkläre ihr, wo Fran was abgespeichert hat. „Ein Computerexperte?“, meint Nat. „So jemanden könnten wir immer wieder brauchen. Könntet ihr ihn fragen, ob er an einem Nebenjob interessiert ist?“
    „Mache ich“, antwortet Vesna. „Auch wenn ich brauche Fran in meiner Firma.“
    „In der Reinigungsfirma? Ist es nicht besser, er kontrolliert Computerprogramme, als er putzt Fenster?“
    „Na ja, nicht nur in klassische Reinigungsfirma.“ Offenbar hat Vesna zu Nat Vertrauen gefasst. Aber die hört ohnehin nicht mehr zu. Sie runzelt die Stirn, tippt etwas in den Laptop. Sie öffnet eine Datei, dann noch eine.

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