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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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sind, ist kein Wunder. Nach zwei Morden, einem eilig verfrachteten Geheimlabor und dem Gefühl, dass ihnen die Polizei vielleicht doch auf den Fersen ist. Es dauert keine zehn Minuten, und ein dritter Mann kommt. Mitte vierzig, schlank. Er winkt den beiden Chinesen zu, setzt sich dann aber an einen anderen Tisch und bestellt auf Englisch „das Übliche“. Sein Akzent ist eindeutig russisch.
    Sind die nächsten vier Gäste auch Wissenschaftler? Sie sind jedenfalls aus Österreich, wohl aus der Salzburger Gegend. Sie sind vom Frühstück begeistert und unterhalten sich laut über die Walkingstrecke, die sie heute schon hinter sich haben.
    Die beiden Chinesen sehen auf die Uhr, bedanken sich ausgesprochen höflich bei Tante Irmi, ihr „Danke“ klingt wie „Tante“, sie stehen auf.
    „Wir sollten auch ...“, sage ich.
    Vesna lächelt. „Vielleicht. Aber ich habe köstliche selbst gemachte Marmelade noch nicht probiert.“
    Ich werfe ihr einen überraschten Blick zu. Seit wann ist sie es, die sich durch gutes Essen ablenken lässt?
    Der Russe, der bloß viel Kaffee getrunken und dazu ein Stück Topfenstrudel gegessen hat, steht auch auf. Kann es sein, dass sie, obwohl Sonntag ist, jetzt zu dritt zur Arbeit fahren? Fällt das nicht auf? Wem? Den Salzburgern sicher nicht. Sie können ja auch einen Ausflug machen. Zu gerne würde ich wissen, wohin sie wollen. Aber Vesna kaut noch an ihrem Marmeladebrot und verdreht, diesmal genussvoll, die Augen. „Ist einfach fantastisch!“, ruft sie der Tante zu.
    Wir beobachten, wie zwei Autos vom Parkplatz wegfahren. Ein roter Golf und einer der ununterscheidbaren Mittelklassewagen in Silber.
    „Oh, jetzt hätte ich fast Zeit übersehen!“, ruft Vesna und springt auf. „Haben heute noch viel vor.“ Schon ist sie bei der Tür. Ich wickle das angebissene Käsebrot in eine Serviette, danke, hetze hinter ihr drein. Die Tasche mit dem Laptop. Beinahe hätte ich sie vergessen. Ich eile zurück, packe sie.
    Vesna sitzt schon hinter dem Steuer. „Müssen schnell sein, wenn wir sie einholen wollen“, murmelt sie konzentriert. „Ich denke, wir fahren Richtung ,Oasis‘. Ist heute Sonntag, Fabrik ist zu.“

[ 13. ]
    Es ist uns zwar nicht gelungen, die Wissenschaftler einzuholen, aber auf dem Parkplatz der ,Beauty Oasis‘ haben wir beide Autos wiedergefunden. Vesna hat mir noch während der Fahrt eine große Sonnenbrille in die Hand gedrückt. „Bist bekannt wie bunter Hund“, hat sie gemeint. Ich setze die Brille auf und Vesna wendet. „Du musst Autonummern aufschreiben!“
    „Dann musst du langsamer umdrehen.“
    Ich kneife die Augen zusammen, Vesna stellt sich beim Reversieren deutlich ungeschickter an als üblich. Okay. Eine Nummer mit Grazer und eine mit Feldbacher Kennzeichen sind notiert.
    Auf der Autobahn gibt Vesna Gas. Fran war gar nicht begeistert davon, dass er sich um unseren erbeuteten Laptop kümmern soll. Er habe ausgemacht, mit Freunden surfen zu gehen. Warum kann Vesnas Sohn nicht wie ein echter Streber den ganzen Tag vor dem Computer hocken? Wenn wir bis Mittag in Wien seien, werde er warten, hat er dann aber doch versprochen.
    „Dass die Forscher auch am Sonntag arbeiten ...“ überlege ich.
    „Ich glaube: Für nix zahlt Grünwald nix. Außerdem: Wenn Programm weitergehen soll, sie haben viel zu tun. Schilling ist tot. Und zwei von ihnen sind in El Salvador.“
    „Ob es den Italiener noch gibt, von dem mir die Genetikerin erzählt hat?“, rede ich weiter.
    „Kann sein, dass er nicht frühstückt. Oder frei hat und noch schlaft. Oder dass er einer war, der nach Salvador geflogen ist. Kann alles Mögliche sein“, murmelt Vesna.
    Der Tacho steht auf hundertsiebzig. Ich weiß, dass ihr alter Renault zu viele PS hat, aber dass er so schnell geht ... Ich versuche mein mulmiges Gefühl zu ignorieren. Stimmt schon, dass ich manchmal auch ordentlich Gas gebe, wenn ich es eilig habe. Aber wenn es andere tun ... Ich bin sehr gespannt, ob Fran etwas auf dem Laptop findet. Dass die Windowsoberfläche noch laufe, sei ein recht gutes Zeichen, hat er am Telefon zu Vesna gemeint.
    „Dass sie die Wissenschaftler einfach bei der Tante unterbringen ... Immerhin sieht es so aus, als wären zumindest einige von ihnen illegal im Land.“ Ich sollte nicht mit Vesna reden, wenn sie so schnell fährt. Aber irgendwie beruhigt es mich.
    „Du kannst Leute nicht gut für lange Zeit verstecken, das fallt auf“, erwidert Vesna. „Tante ist ideal. Touristen kommen in dieser

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