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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Computerlogik haben.
    Um halb zehn läutet mein Telefon. Ich zucke zusammen. Wenn ich so schreckhaft bin, sollte ich mit allen Unterlagen gleich zur Polizei. — Und dann tritt der Oberpolizist Waltensdorfer auf den Plan. Keine Ahnung, ob er Beweismittel verschwinden lassen würde. Aber wir können davon ausgehen, dass er sehr viel täte, um zumindest abzuwiegeln und seinen Freund Grünwald zu schützen.
    „Wo seid ihr hinverschwunden?“, fragt Karl Simatschek.
    „Ist das ein dienstlicher Anruf?“ Ich rede leise, flüstere fast.
    „Es ist Sonntagabend“, antwortet der Gerichtsmediziner.
    „Ein Ermittler ist doch immer im Dienst“, spöttle ich.
    „Warum redest du so leise? Was ist los?“
    „Muss am Telefon liegen.“ Ich gehe ins Badezimmer und drehe den Wasserhahn auf. Habe ich einmal in einem Film gesehen, erschwert das Abhören.
    „Und was ist das jetzt?“ Karl Simatschek wirkt nicht eben begeistert.
    „Badezimmer. Es ist spät. Ich putze mir vor dem Schlafengehen regelmäßig die Zähne.“
    „Du hast mir erzählt, dass du nie vor Mitternacht zu Bett gehst.“
    Was muss der Gerichtsmediziner aber auch so ein gutes Gedächtnis haben. „Gibt es was Neues? Hat eure Nonne gestanden?“
    „Du glaubst nicht, dass sie es war.“
    „Ich glaube nicht, dass sie hinter allem steckt. Hat vielleicht auch damit zu tun, dass sie selbst an so einigem zweifelt, an das sie glauben sollte.“
    „Bist du in Wien?“
    „Ich verspreche es, du bekommst deine Mole.“ Vielleicht schon bald. Vielleicht gelingt es uns, bald einiges zu klären, und mir, dann wieder ruhig zu schlafen. Und mich auf Kulinarischeres zu konzentrieren als auf Gensubstanzen.
    „Die Nonne will mit dir sprechen.“
    „Waaas?“, antworte ich nicht eben besonders intelligent. Was will Schwester Gabriela von mir? „Betet sie nicht mehr? Und was machst eigentlich du bei ihr? Sie ist ja noch nicht tot, sondern bloß festgenommen“, füge ich hinzu.
    Der Gerichtsmediziner seufzt. „Sie ist nicht in U-Haft. Sie ist auf der Neurologie in Graz, zu ihrer eigenen Sicherheit. Mir hat einiges keine Ruhe gelassen, ich hab sie heute Nachmittag besucht. Sie betet übrigens immer noch.“
    „Ach, und da hat sie dann gesagt: ,Heilige Mira, komm', und du hast gewusst, was zu tun ist.“
    „Wenn du mich fragst, dann betet sie nur, weil sie das Gefühl hat, es ist das Beste, was sie momentan tun kann. Sie ist nicht im Geringsten verwirrt. Natürlich bin ich kein Experte auf diesem Gebiet, aber ... Ich bin bei ihr gesessen und sie hat vor sich hin gebetet, ich habe ihr einige Fragen gestellt und keine Antwort bekommen. Und plötzlich hat sie, ohne aufzuschauen, ohne die Stimmlage zu verändern, gesagt: ,Sorgen Sie dafür, dass mich Mira Valensky besucht. Und dass Ihre Vorgesetzten nichts davon erfahren.'“
    „Und das soll ich dir glauben? Könnte es nicht auch so sein, dass Knobloch dich vorgeschickt hat, um herauszufinden, wo wir stecken?“
    „Dazu reicht eine Vorladung aufs Polizeikommando.“
    Womit er recht hat. „Ich soll sie heute noch besuchen?“
    „Wo denkst du hin? Da wäre die ganze Neurologie in Aufruhr. Nein, wir treffen uns ganz gesittet morgen Vormittag in der Grazer Landesnervenklinik. “
    „Und ich komm da einfach so rein?“
    „Das ist kein Hochsicherheitstrakt. Außerdem ist sie in einer neurologischen Abteilung, nicht in der Psychiatrie. Und ich werde dich als Assistentin ausgeben.“
    „Als Kollegin.“
    Simatschek seufzt theatralisch. „Als Kollegin. Der Chef der Neurologie ist übrigens ein Studienfreund von mir.“
    „Er war früher Pathologe?“
    „Erstens sind Gerichtsmedizin und Pathologie zwei verschiedene Paar Schuhe und zweitens liegt vor der jeweiligen Fachausbildung ein gemeinsames Grundstudium, Frau Kollegin.“
    Wir verabreden uns für morgen um elf. Dass ich ohnehin im Steirischen Hügelland bin, sage ich ihm nicht. Sicher ist sicher. Bald, bald soll er es erfahren. Wenn wir selbst ein wenig mehr wissen.
    „Und jetzt kannst du das Wasser wieder abdrehen“, sagt Simatschek am Ende unseres Gesprächs. „Sei vorsichtig!“
    Als ob ich das nicht vorhätte. Warum will die Nonne mit mir sprechen?
    Ich höre durch die Wand, dass nun Vesnas Telefon läutet. Was will Simatschek von ihr? Was soll das Ganze? Woher hat er die Nummer des Wertkartentelefons, das sie aus ihrem Büro mitgenommen hat? Ich halte mein Ohr an die Wand. Ich habe an sich ein sehr gutes Gehör. Ich kann trotzdem kein Wort verstehen. Als ich das

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