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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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recht zu haben. Auch gegenüber dem anzeigenfixierten Geschäftsführer des ,Magazin‘.
    In der ,Beauty Oasis‘ werde ich allerdings enttäuscht. Alles geht seinen gewohnten Gang. Keiner der Gäste scheint an etwas anderem interessiert zu sein als an sich selbst. Ich setze mich in einen der ausladenden Fauteuils, bestelle einen Cappuccino und sehe mich um. Zwei jüngere Frauen kommen an. — Was wollen sie verschönern, verkleinern, vergrößern lassen? Ein Mann nippt an einem Glas Saft und sieht irgendwie zweifelnd drein. Holt er seine Frau ab? Überlegt er, sich das Doppelkinn straffen zu lassen? Der Mord am Leiter des Labors scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben. Dr. Schilling hat ja auch eher im Verborgenen gewirkt. Worüber haben sie im Keller wirklich geforscht? Wie wichtig war das Labor? Wie wichtig der geheime Operationssaal? - Dann habe ich es plötzlich eilig. Ich sehe einen der beiden Lateinamerikaner. Er steigt aus dem Lift, geht Richtung Ausgang. Ich schaue mich nach dem anderen um. Scheint heute nicht da zu sein. Ich lege fünf Euro auf den Tisch, das muss auch hier für einen Kaffee reichen, und gehe so unauffällig wie möglich hinter ihm zur Tür hinaus. Er sieht sich nicht um, eilt zu einem großen weißen BMW. Leihwagen. Mein Honda steht zum Glück nicht sehr weit entfernt. Ich steige ein, trödle ein wenig und habe dann, rein zufällig, denselben Weg wie der Typ aus El Salvador. — Und wenn die beiden wirklich einfach Geschäfte zwischen „EI Centro“ und der „Grünwald-Group“ abwickeln? Die Operation müsse durchgeführt werden, haben sie verlangt. Und noch etwas fällt mir jetzt ein. Einer der beiden hat etwas gesagt wie: „Wir haben damit nichts zu tun.“ Wie war das genau? Hat sich das auf den Mord an der Nonne bezogen? Warum hätte Grünwald annehmen können, die beiden haben damit zu tun? Ich sollte mich auf den BMW vor mir konzentrieren. Nicht zu nah dranfahren. Quatsch, ich verfolge ihn nicht, wir haben einfach den gleichen Weg. Viele sind Richtung Autobahn unterwegs. Vielleicht führt er mich zum Ersatzlabor? Wer hat eigentlich im Labor gearbeitet? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Schilling alleine geforscht hat. Dazu hat es zu viele Sessel gegeben, zu viele Computer. Beinahe hätte ich übersehen, dass das Auto vor mir abbiegt. Ich mache es, wie ich es im Fernsehen gesehen habe: Ich tue so, als würde ich ungerührt geradeaus weiterfahren. Eine Minute lang. Dann wende ich, nehme die Seitenstraße, die er genommen hat, schaue mich aufmerksam um, aber der Wagen ist nirgendwo mehr zu sehen. Ich fahre, ohne allzu viel Gas zu geben, die Straße entlang. Mist. Jetzt habe ich ihn verloren. Wo bin ich hier eigentlich? Ich will schon umdrehen, als ich ein großes flaches Gebäude sehe. Darauf der Schriftzug: „Beauty&Young“. Ein Parkplatz, der rund um die Fabrik zu gehen scheint. Ich fahre aufs Gelände. Da vorne sind nur einige Autos geparkt, der weiße BMW ist nicht dabei. Weiter hinten zwei Laderampen für Lkw. Die Rollläden am Gebäude sind unten. Auf der Schmalseite der Halle eine andere Aufschrift: „Elite Fitness“. Darunter ein Eingang. Große goldfarbene Doppeltür. Durch sie geht es offenbar zu einem Fitnesszentrum. Momentan scheint kein Betrieb zu sein. Die Tür ist zu, der Parkplatz leer. Dafür stehen ums Eck, entlang der Rückseite des Gebäudes, jede Menge Autos. Hier scheinen die zu parken, die für „Beauty&Young“ arbeiten. Ich stelle mein Auto zwischen einem Golf und einem der neuen asiatischen Kleinwagen ab. Kein BMW. Vielleicht gibt es ja so etwas wie einen Fabrikverkauf. Den Salvadorianer scheine ich definitiv verloren zu haben. War es ein Zufall, dass er diese Seitenstraße genommen hat? Ist ihm aufgefallen, dass da eine hinter ihm dreinfährt, und hat er mich abgehängt? Was wollte er hier? Ist „El Centro“ einfach Kunde von Grünwalds Firma mit Anti-Aging-Produkten? Auch in El Salvador will man jung bleiben. Schmaler Personaleingang, er hat nichts vom Protz der goldenen Doppeltür zum Fitnesscenter. Soll ich rein? Irgendeine Kontrolle wird es hier wohl geben. Wenn ich beim Vorbeifahren richtig gesehen habe, ist an der vorderen Schmalseite auch ein Eingang. Ich gehe die Mauer entlang, weiß verputztes großes Gebäude, keine Fenster. Hier könnte so gut wie alles produziert werden. Ich gehe um die Ecke. Ein etwas breiterer, freundlicher Eingang. Daneben ein Schild: „Mitarbeiterinnen gesucht“. Soll ich mich bewerben? Unsinn. Das

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