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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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fliegt zu schnell auf. Wenn es einen Portier gibt, werde ich einfach nach einer dieser großartigen Cremes fragen, die mir von Professor Grünwald persönlich empfohlen worden sei.
    Einige Schritte vor der Tür bleibe ich stehen, sehe auf mein Mobiltelefon. Vesna hat sich immer noch nicht gemeldet. Ist sehr ungewöhnlich für sie. Sie ist auch keine, die ihr Telefon irgendwo liegen lässt, es einfach vergisst. Sie mag es, immer erreichbar zu sein. Im Winzerhäuschen war keine Spur von ihr. Wenn sie Natalie Veith getroffen hätte: Sie hätte mir irgendeine Nachricht geschickt. Vielleicht nur eine kurze, so etwas wie: „Bin da.“ Aber ich hätte Bescheid gewusst und wäre beruhigt. Wenn sie doch zurück in die ,Beauty Oasis‘ ist und dort auf eigene Faust herumschnüffelt ... Die geheimen Operationssäle des Professor Grünwald ... Klingt wie der Titel eines Horrorfilms. Film ist Fiktion, Mira. Trotzdem kann ich nicht verhindern, dass ich Gänsehaut bekomme. Alles wird sich aufklären. Ich nehme die paar Stufen zum Eingang. Bei Schwester Gabriela war sie gestern Nacht jedenfalls nicht. Die stand unter behördlicher Bewachung. Die Sache mit dem Zettel mit Natalie Veiths Namen ist einigermaßen seltsam, das muss ich zugeben. - He, was soll das! Ein Mann rempelt mich an, kommt ins Straucheln, fängt sich gerade noch.
    „Können Sie nicht aufpassen?“, fauche ich und bemerke erst jetzt, dass es sich bei dem eiligen Typen um Sam Miller, den Masseur mit den Seidenhänden, handelt.
    „Oh, sorry“, sagt er.
    Eigentlich seltsam. Was macht der hier? Und warum hat er es so eilig?
    „Was machen Sie hier?“, fragt er dann.
    „Blanker Zufall“, lächle ich und reibe mir den Ellbogen. „Ich bin einfach ein wenig durch die Landschaft gefahren. Und wenn ich schon hier bin, will ich nachsehen, ob Grünwalds Wundercremes ab Fabrik günstiger sind als in der ,Oasis'. — Und warum sind Sie da?“
    „Oh, ich bringe ab und zu Bestellungen vorbei. - Man weiß schon mehr über den Tod der armen Schwester Cordula? Ich muss Ihre Story lesen. Ich hoffe, Sie haben Grünwald leben lassen. Er ist immerhin mein Boss.“
    „Das Heft ist seit heute auf dem Markt. Grünwald kommt darin als reines Unschuldslamm weg.“
    „Oh, das ist gut so. Auch wenn es einigen nicht gefallen wird.“
    „Ich hatte das Gefühl, Sie haben es eher mit Wellness ohne Skalpell.“
    Er lacht. „Sie sollen mich nicht durchschauen. Aber ich finde das, was er macht, schon auch okay. Anders als ..."
    „Anders als wer?“ Ich frage es vielleicht eine Spur zu scharf.
    Sam stutzt. „Anders als zum Beispiel Schwester Gabriela.“
    „Ist mir noch gar nicht aufgefallen“, lächle ich.
    „Ist nur, was man so hört. Sie wollte den Vertrag des Klosters mit Grünwald kündigen. Ich weiß nicht, warum, aber ihr war die Moral der Schönheitsklinik der Moral der Kirche nicht nahe genug.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Oh, manchmal drücke ich mich auf Deutsch vielleicht ungeschickt aus. Ich meine nichts Spezielles. Nur den Jugendwahn und den Schönheitskult und Versuchungen. Und dass sich das mit der Ordensregel und dem Glauben vielleicht nicht ganz vereinbaren lässt.“
    „Versuchungen?“
    „Ich muss weiter. Ich erzähle nur Unsinn, den ich gehört habe. Und das haben Sie doch sicher auch gelesen, gestern in der Zeitung: Schwester Cordula war vielleicht nicht so rein, wie es das Klosterleben vorschreibt.“ Damit winkt Sam und verschwindet ums Eck zum Personalparkplatz. Ich sehe ihm einigermaßen ratlos hinterher. Hat er jetzt nur das übliche Getratsche weitergegeben oder hat er konkrete Anhaltspunkte? Ich kann mir vorstellen, dass der Wellnessbereich ein sehr guter Boden für Informationsaustausch ist. Allerdings auch für Spekulationen. Vom Tod des Laborchefs scheint er jedenfalls noch nicht erfahren zu haben.
    Ich gehe nach drin. Wäre schön, wenn ich mich hier ungestört umsehen könnte. Aber schon im Eingangsbereich kommt eine junge Frau auf mich zu.
    „Susanne Weber. Was kann ich für Sie tun?“ Ihre Stimme klingt, als hätte sie bis vor Kurzem in einem Callcenter gearbeitet. Professionelle Freundlichkeit.
    „Gibt es hier einen Fabrikverkauf?“
    „Leider nein. Aber Sie können unsere Produkte in der ,Beauty Oasis' erwerben und natürlich bei einigen anderen ausgewählten Beauty-Partnern sowie im Internet.“
    „Schade ..." Ich versuche durch die halb offene Tür in den Produktionsbereich zu spähen. Keine Chance. Nein, eine Chance habe ich noch. Ist

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