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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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seismische Karten, Tabellen und Zahlenreihen – ; am auffälligsten aber war die CAD-Grafik des CORE-Bohrers, der sich wie eine unersättliche Raupe durch das Gestein fraß.
    Zehn Minuten vor elf passierte der Bohrer die Tiefe von sechshundertsiebzig Kilometer, wie die Sensoren im Bohrschacht anzeigten. Nichts Ungewöhnliches geschah.
    Eine Stunde verging. Nichts Ungewöhnliches geschah.
    Zwei Stunden vergingen. Um ein Uhr morgens war das Amphitheater fast leer. Marta und ihr Sekretär waren gegangen. Die ausgewählten Besucher hatten andere Orte gefunden, wo sie sich amüsieren konnten. Die meisten der Fernsehteams hatten bereits wieder eingepackt. Gregor Mattasow, der sich aus der Cafeteria ein riesiges Kalbsschnitzel Parmigiana geholt und verspeist hatte, schlief fest in seinem Sitz. Josie war in sein Buch vertieft.
    Leidy hielt die Augen offen und wunderte sich und dachte an andere Dinge …
    Als plötzlich die computergenerierten Bilder des Bohrers begannen, diese charakteristischen, seltsamen Schalen expandierenden Farblichts an die Wandbildschirme zu projizieren …
    Als der glitzernde Glasglobus der Erde, der unter ihnen schwebte, eine abgeflachte Sphäre expandierenden Farblichts zeigte …
    Als die Grafiken und Zahlenreihen Sprünge vollzogen und bemerkenswerte Abweichungen von der Norm anzeigten …
    »Josie, das ist es. Gregor, wachen Sie auf«, sagte Leidy zu seinen versunkenen Kompagnons.
    »Whhh …?«
    »Dad?«
    »Okay, laß es mich erklären …«
    Das Zentrum der Tiefenbeben befand sich nicht ganz siebenhundert Kilometer unterhalb des südwestlichen Texas, am Grunde des Bohrlochs. Seismologen sind an zwei Arten von Wellen interessiert, P-Wellen – P für primär, auch Druckwellen genannt – und S-Wellen – S für sekundär, oder Erschütterungen. P-Wellen sind schneller – in einer Tiefe von siebenhundert Kilometer pflanzen sie sich mit einer Geschwindigkeit von zehn Kilometern die Sekunde fort, etwa dreißig Mal so schnell wie Töne durch die Luft – aber das war ein Schneckentempo, verglichen mit den Signalen, die mit Lichtgeschwindigkeit das CORE-Bohrloch hinaufrasten.
    »… weswegen wir das Erdbeben kommen sehen. Wir müssen nur zwei Minuten warten.«
    Die vertikal verlaufenden Druckwellen waren stark genug, um die Häuser in CORE-City, das auf dem Epizentrum saß, zum Wackeln zu bringen. Als die langsameren S-Wellen eintrafen, lief ein horizontales Ruckeln durch den Boden und überall fielen Geschirr, Gläser, Flaschen und Dosen aus den Regalen. Auf Spielplätzen zerrten Schaukeln an ihren Ketten, und Wippen begannen zu wippen.
    Für die Bewohner von Japan oder Peru oder Kalifornien oder dem Kaukasus wäre es ein leichtes Beben gewesen. Ein oder zwei Fensterscheiben zerbrachen. Leute, die im Auto fuhren, dachten, sie hätten ein Schlagloch erwischt. Im Kontrollraum war ein dumpfer Schlag – gefolgt von einem kurzem grummelnden Laut – zu vernehmen, der sich laut Gregor Mattasow anhörte, als sei ein Tresor auf das Dach gefallen. Einige Sekunden lang schwankte der große Globus, einige Millimeter hierhin, einige Millimeter dorthin, aber niemand war beunruhigt; die unsichtbaren Fäden, an denen er hing, waren aus Hudderit.
    Die Milde des Bebens täuschte. Als die große Tiefe, in der das Beben stattfand, in die Berechnungen miteinbezogen wurde, ergab sich eine Neun auf der Gutenberg-Richter-Skala; vergleichbar mit der Energie einer Zehn-Megatonnen-Bombe.
    Josie betrachtete die flachen Schirme an der Wand. Unten im Bohrloch blieb das Bohraggregat stehen, während die Druckwellen aus jeder Richtung darüberjagten; die hohe Säule geschmolzenen Gesteins im Bohrschacht blubberte mächtig. Der Kristallbohrer versuchte unmittelbar danach seinen Weg in die Tiefe fortzusetzen, kam aber nicht weiter; die Meldung kam eine Sekunde nach dem Ereignis an der Oberfläche an.
    »Verdammt, er steckt fest«, murmelte Leidy.
    Im Kontrollraum begann hektische Geschäftigkeit.
    »Wie lange wird es dauern, bis die Ausschnitte hier ankommen?« fragte Gregor. Das Mantelgestein explodierte zu feinem heißen Staub, wenn der Bohrer es durchschnitt, und Gregor hatte sich, wie jeder andere auch, angewöhnt, diese Proben als »Ausschnitte« zu bezeichnen, obwohl sie eher einer dehydrierten Suppe glichen.
    »Rechnen Sie sich das doch selbst aus«, sagte Leidy. »Wir saugen das Zeug mit einer Geschwindigkeit von hundertdreißig Kilometer die Stunde hoch.«
    »Also fünf oder sechs Stunden? Bis wir eine Antwort

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