Unternehmen Pegasus
Washington der Ball ins Rollen.
Ich drosselte die Fahrt der Maschine auf knapp 900 km/h. Damit waren wir unter der einfachen Schallgrenze. Die zur Verfügung stehende Zeit war genau festgelegt worden. Wir durften sie weder unter- noch überschreiten.
Ich umflog das städtische Luftverkehrsgebiet von Edmonton und wich über die Rocky Mountains aus.
Dann schaltete ich die Radar-Reliefkarte ein. Auf dem Bildschirm erschien die unter uns hinweggleitende Landschaft. Aus unserer Höhe konnten wir bereits den Athabasca-See ausmachen. Er lag auf der halben Wegstrecke.
Aus meinen Kursberechnungen ging hervor, daß unser Ziel, das nördliche Ende des Großen Sklavensees, noch knapp eintausend Kilometer entfernt war. Mit unserer derzeitigen Geschwindigkeit mußten wir in etwa einer Stunde dort ankommen.
»In drei Stunden wird es dunkel«, murmelte Hannibal. »Es wird langsam Zeit, daß die Meldung eintrifft. Schläft der Alte?«
Ungeduldig drehte er an den Einstellknöpfen des Radios und des Fernsehbildschirms. Radio Edmonton brachte Unterhaltungsmusik. Die zentrale TV-Sendung, die von Raumstation Terra II abgestrahlt wurde, behandelte die bevorstehende Expedition zum Planeten Mars.
Das Programm war interessant, aber nicht für uns. Wir warteten nervös, denn mit jeder verstreichender Minute näherten wir uns unserem Ziel.
Beim Überfliegen der Landesgrenze hatte ich mich ordnungsgemäß über Bildsprechfunk ausgewiesen und meine in Los Angeles ausgefertigten Einflug-Legitimationen in den Magnettaster des Ausweis-Gerätes geschoben.
Der Einflug war genehmigt worden. Das war auch nicht anders zu erwarten.
Weitere Ausweichmanöver, um unsere Flugzeit zu verlängern, konnte ich mir nicht erlauben, da wir uns innerhalb der kanadischen Luftraum-Überwachung befanden. In dieser Gegend war die Radar-Kontrolle besonders streng.
Ich nahm also Kurs auf den Großen Sklaven-See. Als Reiseziel galt laut Flugerlaubnis die kleine Minenstadt Coppermine am Beaufort-See. Demnach befand ich mich ziemlich genau auf Kurs. Das konnte bei den Kontrollstationen keinen Verdacht erregen. Abweichungen durfte ich mir also nicht erlauben, wenn wir nicht eine Luftziel-Rakete in den Rumpf haben wollten.
Die Sache war gar nicht so einfach, wie sie der Alte hingestellt hatte. Wenn alles einwandfrei klappen sollte, wenn wir lebend am Ziel ankommen wollten, so mußte das Programm auf die Sekunde genau ablaufen.
Das Hauptquartier der GWA war in dieser Beziehung unsere Sicherheit. Wenn die dortigen Spezialisten und Wissenschaftler etwas planten, gab es keine Fehler.
»Wenn es jetzt nicht bald durchkommt, wird es für uns zu spät«, schimpfte Hannibal. Er konnte seine Unruhe kaum verheimlichen. »Wir müssen diesem Kastro doch Zeit und Gelegenheit geben, unsere bildschönen Gesichter vorher auf dem Fernsehbildschirm zu studieren. Was hätte die Sache sonst für einen Sinn.«
Er hatte kaum ausgesprochen, da geschah es bereits.
Das Programm der Raumstation, die zur Zeit über dem amerikanischen Kontinenten stand, wurde unterbrochen. Ein Befehl von General Reling hatte genügt. Der Sendechef von Terra II schaltete um.
Im GWA-Hauptquartier stand ein uniformierter Beamter vor der Fernsehkamera und begann zu sprechen. Wir hatten unseren eigenen Großsender, mit dem wir ohne Schwierigkeiten die Raumstation erreichen konnten.
Dort wurde unsere Sendung aufgenommen und wieder auf die Erde abgestrahlt. Da die Station auf der äußeren Kreisbahn, also auf der 16-Stunden-Bahn, die Erde umlief, konnten ihre ultrakurzen Impulse auf beiden amerikanischen Kontinenten
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