Unternehmen Pegasus
Professor Kilian? Stimmt es, daß er sich mit verbotenen radio-biologischen Experimenten beschäftigt hat?«
»Ich kann mich nicht erinnern, jemals gewußt zu haben, daß er sich mit verbotenen Versuchen befaßte«, antwortete ich vorsichtig.
Meine Äußerung entlockte ihm ein Schmunzeln.
»Aha! Nicht übel ausgedrückt, aber mir genügt es. Sie haben es also gewußt. Sie waren sein Verbindungsmann. Nach dem Atom-Sicherheitsgesetz erwartet Sie eine harte Bestrafung. Nun, das ist Ihre Angelegenheit. Warum gab die GWA durch, daß Sie nach Ihrer Verhaftung mit niemand sprechen sollten? Hängt das mit Ihrer ehemaligen Position als Major des Mond-Sicherheitsdienstes zusammen? Will man verhindern, daß Sie außenstehenden Personen noch Dinge mitteilen, die vielleicht streng geheim sind?«
Jetzt war er soweit, wie ich ihn haben wollte.
»Vielleicht ist ›streng geheim‹ gar kein Ausdruck, Mr. Kastro. Ich war technischer Offizier. Haben Sie etwas dagegen, wenn wir nun gehen? Eben ist eine Polizeimaschine über das Haus geflogen.«
Er schwieg einige Sekunden und schien zu überlegen. Niemand unterbrach die Stille.
»Haben Sie eine einigermaßen begründete Aussicht, aus Kanada zu entkommen? Oder wollen Sie sich nur wie ein aufgescheuchter Rehbock im Wald verstecken?«
»Ich habe eine gute Chance, wenn Sie nicht sofort die nächste Polizeimaschine anrufen.«
»Schön, dann gehen Sie. Mehr wollte ich von Ihnen nicht wissen. Ich werde erst sprechen, wenn ich gefragt werde. Gehen Sie!«
Er trat einen Schritt zurück und deutete auf die Außentür. Ich blickte Hannibal an, der zögernd den schweren Rucksack über seinen Rücken schwang und sich rückwärts zum Ausgang bewegte.
Ich faßte meine MP fester und sah mich argwöhnisch um.
» Mr. Kastro, wenn ich ungefähr wüßte, warum Sie mir diesen Gefallen tun, wäre ich sehr erleichtert. Ich kenne Ihren Namen, denn ich war schließlich ein Lufttransport-Unternehmer. Jeder kennt den südamerikanischen Uran- und Energie-König. Warum lassen Sie uns laufen? Ihre Männer haben uns doch im Visier?«
»Wer sagt Ihnen das?«
»Mein Verstand. Sie sind nicht nur mit zwei Bewachern hier. Nicht ein Mann von Ihrem Format. Warum lassen Sie uns gehen?«
»Vielleicht bin ich an Ihnen interessiert. Wenn es Ihnen gelingt, aus dieser Falle zu entkommen, zeugt das für ungewöhnliche Qualitäten. Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken. Immerhin werden Sie von der GWA gesucht. Wenn Sie aber durchkommen, möchte ich Sie in Caracas treffen. Wir werden dort mehr Zeit haben.«
»Ich habe verstanden«, entgegnete ich langsam. »Wenn ich über die Grenze komme, werde ich Ihnen in Venezuela vielleicht einige Dinge über den Mond-Sicherheitsdienst mitteilen.«
»Ich würde zuhören.«
»Okay, ich werde es nicht vergessen. Denken Sie aber daran, erst dann zu sprechen, wenn Sie gefragt werden.«
»Wenn Sie noch lange reden, wird man Sie aufspüren. In spätestens fünfzehn Minuten ist eine Streife da. Ihre Maschine wird bestimmt entdeckt.«
»Bis dahin bin ich im Urwald. Ich weiß hier sehr gut Bescheid und kenne auch ein Versorgungsdepot, wo wir sicher sind. Wo kann ich Sie in Caracas erreichen?«
»Nirgends und überall. Ich werde wissen, wenn Sie im Lande sind. Ihre Verbindungen und Vorbereitungen für schwierige Situationen scheinen besser zu sein, als ich angenommen hatte. Nun aber los!«
Er nickte mir zu. Dolores Alvez sagte noch, wir sollten vorsichtig sein. Der Milliardär bedachte sie mit einem verweisenden Blick. Ich schenkte ihr ein verbindliches Lächeln.
»Ich danke Ihnen, Miß.«
»Keine Ursache«, antwortete Kastro für sie. »Es hat mich nichts gekostet.«
Augenblicke später standen wir
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