Unternehmen Pegasus
wieder auf der Holzterrasse und rannten sofort in den nahen Wald.
Als wir nicht mehr gehört werden konnten, sagte Hannibal:
»Herrlich! Alles klar. Hoffentlich dauert es noch etwas, bis die nächste Polizeimaschine kommt. Du weißt genau, wohin wir gehen müssen?«
»Ich werde den Platz finden. In fünfzehn Minuten wird es dunkel. Dann sind wir bis morgen früh sicher.«
Wir nahmen unsere Schneeschuhe vom Rücken. Der lange Marsch begann.
Die kleine Maschine mit unserem Verbindungsmann TS-19 mußte inzwischen an einem etwa fünfzehn Kilometer entfernten Ort gelandet sein.
Als wir weiter in den Wald eindrangen, mußten wir unsere Infrarot-Scheinwerfer einschalten und die Spezialbrillen aufsetzen. Ich konnte den Weg gut erkennen. Vorläufig benutzten wir den Kompaß. Zehn Minuten später nahmen wir mit TS-19 Funkverbindung über Sup-Ultrakurz-Welle auf. Diese Welle war eine Entwicklung der GWA-Wissenschaftler. Sie konnte von niemand abgehört werden.
Der Kontakt klappte sofort. Von da an gab uns TS-19 regelmäßig Peilzeichen, nach denen wir uns richten konnten.
Weit hinter uns hörten wir eine Polizeimaschine landen. Ihr flammendes Violett-Licht war unübersehbar.
»Das war aber Zeit«, bemerkte Hannibal.
Ich war sehr erleichtert. Trotzdem begann mein Gehirn schon wieder zu arbeiten. Der GWA-Chef mußte bereits wissen, daß wir einigermaßen in Sicherheit waren. Wenn ich die Überlegungen des Alten in dem Augenblick schon gekannt hätte, wäre ich nicht so selbstbewußt gewesen.
Diese Episode war nur der Anfang gewesen. Wir hatten uns Emanuel Kastro »vorgestellt«. Das war aber auch alles.
Tief im Süden drohte die Atomhölle des Amazonas.
3.
Ich griff blitzschnell nach meiner Pistole, als draußen Geräusche aufklangen.
Hannibal ging hinter dem gemauerten Kamin der primitiven Hütte in Deckung. Seine Waffe blitzte im schwachen Licht der Kerze. Die beiden einzigen Fenster des alten Bauwerks waren dicht verhangen. Ich konnte deshalb weder den nahen Rio Grande del Norte, noch die jenseits des Flusses liegende texanische Grenzstadt Brownville sehen.
Die Hütte hatten wir vor genau zwei Tagen bezogen. Der alte Fährmann, der sie einst bewohnt hatte, war vor einigen Wochen gestorben. Wir befanden uns auf der mexikanischen Seite des Flusses, der nur wenige Meilen weiter östlich in den Golf von Mexiko mündete.
Die mexikanische Grenzstadt Matamoros lag weit genug von uns entfernt. Hier waren wir einigermaßen in Sicherheit.
Die Schritte kamen näher. Schließlich klopfte jemand in einem bestimmten Rhythmus an die Tür.
»Das ist TS-19«, murmelte der Kleine. »Mach auf, ich decke dich notfalls.«
Vorsichtig schritt ich über den festgestampften Lehmboden und schob den Riegel zurück.
»Pegasus«, sagte draußen ein Mann. Erleichtert ließ ich die Waffe sinken.
TS-19 trat rasch ein. Dicht hinter ihm folgte ein Mann, den ich nur zu gut kannte. Bei diesem Fall geschah es nun schon zum zweitenmal, daß unser höchster Vorgesetzter persönlich in Erscheinung trat. So etwas hatte ich noch nicht erlebt.
»Schließen Sie die Tür!« befahl Reling grußlos. »MA-23, kommen Sie her, und passen Sie auf!«
Hannibal grinste säuerlich. Ich befürchtete schon, er würde wieder eine dumme Bemerkung machen. Da aber auch er im Gesicht des Alten lesen konnte, schien er es vorzuziehen, den gutgeschulten Agenten zu spielen. Wortlos ging er mit kleinen Schritten auf die Tür zu und schob den Riegel vor.
Reling reichte mir die Hand, ehe er auf den klobigen Tisch mit den ausgefransten Rohrstühlen wies.
»Bequem haben Sie es hier nicht, Konnat, aber Sie sollen heute noch erlöst werden. TS-19 wird Sie zusammen mit
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