Unternehmen Pegasus
meinte Hannibal. »Hier, leg deine Pelze an.«
Wir machten uns in fieberhafter Hast fertig, denn lange durften wir nicht mehr zögern. Die Leute im Haus mußten uns gesehen und gehört haben.
Ich streifte mir die Pelzkappe über den Kopf und griff nach dem Kunststoffrucksack, in dem sich Nahrungsmittel befanden.
Hannibal sprengte das Kabinendach ab und ließ sich über die Rumpfwölbung gleiten. Bis zu den Knien versank er im Schnee. Ich warf ihm unsere Ausrüstung zu.
Es hatte einen gewaltigen Lärm verursacht, als wir den Notausgang absprengten. Wenn man uns wirklich nicht sofort bemerkt hatte, dann bestimmt jetzt.
Ich schwang mich auf den Rumpf und ließ mich ebenfalls nach unten gleiten. Wortlos drückte mir Hannibal die Maschinenpistole in die Hand. Ich schaltete das Magazin auf Normalpatrone.
»Keine Explosivgeschosse verwenden, wenn wir schießen müssen«, flüsterte ich ihm zu. »Du wartest auf alle Fälle meine Anweisung ab. Es ist nicht unsere Aufgabe, Kastros Leute anzugreifen. Nimm den Rucksack und tritt in meine Fußstapfen.«
Bei den Worten schritt ich bereits durch das Gewirr der Zweige. Der Maschine gönnte ich keinen Blick mehr. Sie war unbrauchbar. Allein dieser Verlust brachte der GWA auf ihrem Spesenkonto ein Soll in Höhe von eineinhalb Millionen Dollar. Wenn ich glatt aufgesetzt hätte, wäre die Wirkung verfehlt gewesen. Hannibals blutende Stirnwunde bekräftigte noch die beabsichtigte Täuschung.
Es war nicht leicht, das Waldstück zu durchschreiten. Plötzlich wurde es aber hell.
Vor uns, knapp dreißig Meter entfernt, lag der Hintereingang des Landsitzes. Ich bemerkte zahlreiche Fußspuren im Schnee. Sie bewiesen mir, daß Leute anwesend waren. Außerdem zitterte über einem Kamin die Luft, was drauf hindeutete, daß im Haus ein rauchloses Feuer brannte.
»Ganz ruhig jetzt«, flüsterte ich dem Kleinen zu. »Wir sind völlig ahnungslos. Als wir letztmalig in der Gegend waren, wohnte hier niemand.«
Ich wartete nicht auf seine Entgegnung, sondern eilte mit weitausholenden Schritten aus dem Tannenwald. Keuchend rannte ich auf das Haus zu. Hannibal folgte mir.
Die Maschinenwaffe lag schußbereit in meinen Händen. Ich war ein Verfolgter, der vorsichtig zu sein hatte.
Außer Atem kam ich auf der Terrasse an. Mit voller Wucht trat ich gegen die Eichentür, doch sie gab nicht nach.
»Nicht auf das Schloß schießen, Regi«, rief ich MA-23 zu, der bereits die MP hochgerissen hatte. »Die Schüsse könnten gehört werden. Gib das Beil her.«
Hannibal grinste unmerklich und griff nach dem kleinen Beil, das er in seinen Gürtel gesteckt hatte. Ich hatte mich halb umgedreht, bemerkte aber aus den Augenwinkeln, daß die Tür lautlos geöffnet wurde.
»Das ist viel besser so«, sagte jemand lässig. »MP-Geschosse haben die Angewohnheit, dünne Holzwände zu durchschlagen und dahinterstehende Leute zu verletzen.«
Ich fuhr herum und spielte meine Rolle weiter. Mein Gesicht verzerrte sich. Die Waffenmündung ruckte nach oben.
Der Mann in der Tür erhob die Arme über den Kopf. Blässe überzog sein Gesicht.
»Sie sind wohl verrückt geworden«, schrie er mich an. »Wenn wir Sie hätten erschießen wollen, hätten wir das bereits tun können, als Sie aus dem Wald kamen.«
»Gehen Sie ins Haus! Sofort!« forderte ich.
Er taumelte zurück. Ich folgte ihm mit einem Sprung in den dahinterliegenden Raum, der eine Art geschlossene Winterterrasse darstellte.
Plötzlich klang schräg neben mir eine andere Stimme auf, deren Dialekt bewies, das der Sprecher kein Amerikaner war.
»Nimm die Kanone ’runter! Wir haben auch welche«, behauptete jemand.
Ich drehte mich langsam um.
In der Deckung eines Steinpfeilers standen zwei Männer, von
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