Unternehmen Pegasus
Leibwache.
Ich versuchte es also. Der Diener stutzte plötzlich.
»Wen wollen Sie sprechen?« fragte er zögernd und blickte mich forschend an.
In dem Augenblick wußte ich, daß er ebenfalls orientiert war.
»Sancho will ich sprechen, zum Teufel«, schrie ich erbost. »Ich sorge dafür, daß Sie entlassen werden, wenn Sie Sancho nicht sofort rufen. Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, daß die Sache dringend ist.«
»Gedulden Sie sich, ich will ihn fragen.«
Damit hatte ich schon viel gewonnen. Mein Verlangen hatte ich auf gut Glück ausgesprochen, da ich nicht wußte, ob dieser Sancho in der Villa war.
Kurz darauf tauchte das dunkelhäutige Gesicht auf. Natürlich sah er mich auf seiner Bildfläche, aber verständlicherweise erkannte er mich nicht.
»Hallo, Sancho!« Ich winkte in die Optik.
Er verhielt sich kühl und mißtrauisch.
»Wer sind Sie? Ich kenne Sie nicht. Woher kennen Sie meinen Namen?«
»Sind wir ungestört? Ich frage nicht umsonst.«
»Selbstverständlich. Was wollen Sie? Reden Sie endlich, oder ich schalte ab.«
»Nein, das werden Sie nicht tun. Sie werden mir im Gegenteil Miß Alvez oder Senor Kastro geben. Ich möchte Sie dabei nur an eine kleine Sache erinnern, die sich auf einem gewissen Landsitz abspielte. Ich kann mich erinnern, daß Sie zusammen mit Ihrem Kollegen hinausgeschickt wurden, als ein ziemlich korpulenter Mann eintrat. Genügt Ihnen das?«
Sein Gesicht war erstarrt. Sancho hatte erstaunlich schnell begriffen. Beherrschen konnte er sich auch.
»Sie haben sich etwas verändert.«
»Das war erforderlich. Es gibt Masken, gute Masken. Geben Sie mir jetzt Senor Kastro? Ich sollte ihn anrufen.«
»Er hat heute früh eine Besprechung. Ich kann Ihnen nur Mr. Calming geben.«
»Wer ist das?« fragte ich zurück.
»Ein Mann, der nur sehr jung aussieht. Er hat ziemlich viel gelacht auf jenem Landsitz. Sie kennen ihn.«
Ich erinnerte mich an den Mann. Er hatte uns die Tür geöffnet.
»Okay, ich weiß. Hat er etwas zu sagen?«
»Er ist der Privatsekretär. Teilen Sie ihm Ihre Wünsche mit. Er kann es sich erlauben, bei Senor Kastro zurückzufragen, falls das notwendig sein sollte. Warten Sie.«
Er verschwand von der Bildfläche. Im Lautsprecher knackte es.
Kurz darauf meldete sich Calming. Sancho schien ihn informiert zu haben.
»Wie geht es Ihnen, Mister …?«
Er dehnte das Wort fragend. Eilig sagte ich:
»Fintal heiße ich, Joe Fintal. Das steht in meinen Papieren.«
Er lachte verhalten und schien aufmerksam mein Fernbild zu mustern.
»Sie sehen sehr verändert aus. Sagen Sie mir etwas, was nur Sie wissen können. Einen bestimmten Satz, oder erwähnen Sie eine bestimmte Szene.«
Calming wollte sichergehen. Ich überlegte rasch und wiederholte Hannibals Bemerkungen über die Schönheitskönigin.
»Danke, das reicht. Ist er auch hier?«
Ich bejahte und gab unsere Anschrift durch.
Nun faßte er sich kurz. Es schien ihm unangenehm zu sein, mit mir über das Bildtelefon zu sprechen.
»Warten Sie einen Augenblick. Ich frage an, was wir tun wollen.«
Die Bildfläche wurde milchig. Er hatte also umgeschaltet. Es dauerte zwei Minuten, bis er wieder auftauchte.
»Ich habe mit dem Chef gesprochen. Sie sind hoffentlich in einer Telefonzelle?«
»Halten Sie mich für dumm? Natürlich bin ich das. Kann ich zu Ihnen kommen?«
»Ja, zwischen zwölf und dreizehn Uhr. Nehmen Sie ein Taxi. Lassen Sie sich am Zentralbahnhof der Einschienenbahn absetzen. Sie werden dort mit einer anderen Maschine abgeholt. Der Pilot kennt Sie.«
»Sancho?«
»Ja. Gehen Sie nun in Ihre Wohnung zurück, und halten Sie die Augen auf. Haben Sie die gestrigen Pressemeldungen gelesen?«
Ich lachte humorlos auf und erwiderte:
»Gut gefragt. Deshalb bin ich ja hier.
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