Unternehmen Pegasus
nicht.
»Morgen, Shoiner«, entgegnete ich. »Wir sind erst vor einer halben Stunde angekommen. Haben Sie beide Briefe erhalten?«
Er verstand, daß sich meine Frage auf die beiden Funkmeldungen bezog.
»Ja, alles in Ordnung. Sie sind gut untergebracht, nicht wahr?«
»Tadellos, bin nur etwas müde. Ich bin aber froh, daß ich Sie vorher noch sprechen konnte. Was macht die Kakao-Lieferung? Ich muß die Ladung schleunigst unter Dach und Fach bringen.«
»Sie werden zufrieden sein. Bei mir geht alles klar. Zwanzig Prozent, nicht wahr!«
»Okay, erhalten Sie«, sagte ich ärgerlich. »Ich werde allerdings noch einen anderen Makler anrufen. Kann sein, daß ich es noch billiger bekomme.«
Er verstand erneut. Da ich ihn außerdem sah, konnte ich in einem Gesicht lesen.
»Wie Sie wollen. Sprechen Sie mit dem Mann. Ich garantiere Ihnen aber, daß Sie keine besseren Bedingungen bekommen. Ich kann jederzeit auch an einen europäischen Importeur verkaufen, wenn Sie nicht zugreifen.«
»Warten Sie noch, ich werde Sie morgen anrufen. Wie ist Ihre Nummer?«
Er gab sie durch. Ich notierte sie rasch. Natürlich stimmte sie nicht in der Reihenfolge, die er genannt hatte. Die Zahlen und Buchstaben mußten wir nach unserem Kodeschlüssel noch umstellen.
Als ich ihm alles gesagt hatte, schaltete ich ab. TS-19 war informiert.
Hannibal rechnete die echte Rufnummer aus. Wir prägten uns die Zahlen ein und verbrannten den Zettel. Wenn die Dame in der Hauszentrale mitgehört hatte, konnte sie mit ihrem Wissen nichts anfangen.
»Was nun? Willst du sofort Kastro anrufen?«
Ich sah unschlüssig auf die Uhr, ehe ich den Kopf schüttelte.
»Etwas zu früh. Er dürfte jetzt im Bett liegen. Warten wir bis gegen acht Uhr. Außerdem möchte ich nicht unser Bildsprechgerät benutzen. Ich werde von einer Zelle aus anrufen.«
»Dann paß aber auf, daß du niemand über den Weg läufst, der deine Maske durchschaut. Hier scheint die Sonne besonders hell.«
»Hier kann man aber auch Hüte mit breiten Krempen tragen. Etwas Schatten genügt schon, die Maske zu vertuschen. Nimm ein Bad, falls deine Haut Wasser vertragen kann, und verschwinde dann in deinem Schlafzimmer.«
Er äußerte einige unfreundliche Worte und zog sich zurück.
Ich ließ mich in einen Sessel sinken und griff nach den Zigaretten. Während er duschte, dachte ich über den kommenden Tag nach.
Als ich endlich im Bett lag und die Lüftung anstellte, ging bereits die Sonne auf. Viel Zeit hatten wir nicht mehr.
5.
Ich stand in einer Bildtelefonzelle. Damit sich niemand wunderte, daß ein Mann, der ein eigenes Gerät hatte, eine Zelle aufsuchte, war ich um den Häuserblock gegangen.
In Gesichtshöhe hing das kleine Gerät. In der Mitte war die Bildscheibe angebracht, darüber der Lautsprecher und darunter das Mikrophon, das ich dicht vor meinen Mund zog.
Kastros Nummer hatte ich sofort gefunden. Es war seine Privatnummer. Aus der Anschrift ging hervor, daß er eine Luxusvilla südlich der Stadt, und zwar in der Nähe von Tegues, bewohnte.
Ich warf Münzen ein und drückte die Wählhebel. Nach einigen Augenblicken meldete sich ein mir unbekannter Mann. Reserviert fragte er nach meinen Wünschen. Als ich sagte, ich müßte dringend Senor Kastro sprechen, lehnte er strikt ab. Sein hochnäsiges Gesicht war kaum zu übertreffen. Er empfahl, ein schriftliches Gesuch einzureichen.
Mein Gesprächspartner hätte abgeschaltet, wenn mir nicht im letzten Augenblick ein rettender Gedanke gekommen wäre. Ich erinnerte mich an den Namen des dunkelhaarigen Mannes, den Kastro in dem kanadischen Landsitz mit »Sancho« angesprochen hatte. Es war der Mann mit der MP gewesen. Wahrscheinlich gehörte er zu Kastros
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