Unternehmen Pegasus
seiner Reaktion erkannte ich, daß er großen Respekt vor seinem Gebieter hatte.
Als wir mit langsam rotierender Hubschraube näher kamen, bemerkte ich den schlanken Funkmast, der oben auf dem Berge stand. Senor Kastro hatte also auch seine eigene Funkstation.
Hannibal sah mich bedeutungsvoll an, doch ich zuckte mit keiner Miene. So, wie ich die Arbeit der GWA kannte, waren Kastros Tage jetzt schon gezählt. Dieser gigantischen Maschinerie konnte er nicht entgehen, zumal sich auch die US-Bundeskriminalpolizei und der lateinamerikanische Unions-Geheimdienst eingeschaltet hatten. Wir brauchten Kastro nur einen kleinen Fehler nachzuweisen.
Vorläufig waren wir noch nicht so weit, ein Anfang war jedoch gemacht.
Die Maschine landete auf der betonierten Fläche. Sie lag hinter dem weitläufigen Bau und konnte von der Talstraße her nicht eingesehen werden.
»Sitzen bleiben«, forderte Sancho, dessen Familienname ich noch nicht erfahren hatte.
»Warum? Was ist los?« fragte der Kleine mißtrauisch. Seine Rechte bewegte sich langsam unter die Jacke.
»Mach keinen Blödsinn, Zwerg«, warnte Sancho. »Hier gibt es bessere Spritzen als deine. Wenn wir gewollt hätten, wärt ihr niemals aus Kanada herausgekommen. Ihr könnt erst im Hangar aussteigen. Eure Masken sind gut, aber wir legen keinen Wert darauf, daß man draußen merkt, wer bei Senor Kastro aufkreuzt.«
Hannibal zog die Hand zurück. Unauffällig überzeugte ich mich vom Sitz meiner Waffe. Ich trug sie wie üblich in einem Schulterhalfter. In dem Doppelmagazin ruhten auf der linken Seite Geschosse, die äußerlich wie normale Patronen aussahen, nur die Ladung war nicht handelsüblich.
Thermonital war ein Stoff, der in den chemischen Abteilungen der GWA von fähigen Wissenschaftlern entwickelt worden war. Es brannte ab wie das altbekannte Thermit, entwickelte jedoch bei dem molekularen Verbrennungsprozeß zwölftausend Hitzegrade.
Wir hatten Spezialpatronen erhalten, deren Projektile Thermonital-Ladungen aufwiesen. Es war damit nicht notwendig, einen Gegner genau zu treffen. Es genügte, wenn ein solches Geschoß einen Meter entfernt vom Ziel explodierte.
Hannibal, der meine Gedanken zu erraten schien, pfiff leise vor sich hin.
Während wir in den geräumigen Hangar hineinrollten, in dem mehrere Hub- und Flugschrauber standen, griff ich in die rechte Hosentasche. Mit den Fingerspitzen tastete ich durch das Futter hindurch nach der winzigen Erhebung in meinem Fleisch und schickte einen SUW-Spruch aus der Antenne.
TS-19 wurde von mir kurz informiert, daß wir angekommen waren. Ich funkte nur kurz. Als die Gasturbine auslief, war die Sendung beendet. Ich folgte Hannibal, der bereits aus der Kabine gesprungen war.
In einem weiten Tor tauchten zwei Männer auf, die ich niemals zuvor gesehen hatte. Sie trugen zwar keine Maschinenwaffen in den Händen, aber ihre ausgebeulten Jacken bewiesen, daß sie nicht unbewaffnet gekommen waren. Man schien hier überaus vorsichtig zu sein.
Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, daß es gerade ein Uhr gewesen war.
Sancho erteilte einige Anweisungen in spanischer Sprache. Ich verstand jedes Wort, da ich Spanisch fließend beherrschte. Auch das hatte zum Ausbildungsprogramm der GWA gehört. Ein Spezialagent ZBV ohne hervorragende Sprachkenntnisse war nicht denkbar.
»Kommen Sie, und verhalten Sie sich ruhig«, meinte Sancho. »Folgen Sie mir.«
Er schritt voran. Die beiden dunkelhäutigen Männer folgten uns.
Wir erreichten einen Kellerraum, in dem ein Lift mündete, der uns nach oben brachte. Als wir ihn verließen, standen wir auf einem breiten Gang. Er
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