Unternehmen Pegasus
Sollte das mutierte, intelligente Leben tatsächlich fähig sein, ohne jede Schutzvorrichtung in der harten Strahlung zu existieren?
Diese Möglichkeit erschien mir ungeheuerlich! Sie sprach gegen alle Theorien, die auch von den Biologen der GWA aufgestellt worden waren.
Über den Pflanzenwuchs hatten wir schon gestaunt. Die Tierwelt, die auch keine Schutzvorrichtungen besaß, war noch einigermaßen zu begreifen.
Nun aber sah ich einen Nachkommen normaler Menschen über Felsen gehen, die sehr hart strahlten. Mein Gammazähler tickte ununterbrochen. Ich registrierte über siebentausend Durchgänge.
In meiner Ausbildung hatte ich gelernt, daß ein Mensch bei einer derartigen Strahlung in kürzester Zeit die Höchstdosis von sechshundert Röntgeneinheiten aufnimmt. Der Mutant bekam in jeder Minute eine Strahlenmenge ab, die für normale Menschen tödlich war.
Wie war das möglich! Welche Wunder hatte die allmächtige Natur vollbracht? Hatte sie das Leben umgestellt? Hatten sich die biologischen Funktionen des Körpers verändert? Fühlten sich die mutierten Zellen sogar wohl in der harten Strahlung?
Wenn das zutraf, dann mußte das gleiche für die Fauna und Flora gelten. Ich machte mir klar, daß wir hier eine große Aufgabe gefunden hatten. Es mußte schnellstens festgestellt werden, was eigentlich passiert war. Eine interessante Forschungsarbeit für unsere Radiobiologen.
Früher hatte ich angenommen, ein stark verseuchtes Gelände müßte düster und tot sein – voller abgestorbener Pflanzen. Nun erlebte ich das Gegenteil! Mein Verstand weigerte sich, die Tatsache anzuerkennen.
Vor uns schaukelte der Koloß über den Weg, der langsam enger und steiler wurde. Als wir uns den stabilen Grundmauern der Pyramide näherten, bemerkte ich etwas Alarmierendes.
Wir standen plötzlich vor einer ziemlich breiten und ausgezeichnet betonierten Straße, auf der kein Pflänzchen wuchs. Die Straße war von den Zweigen der Baumriesen aber so verdeckt, daß sich praktisch ein Tunnel bildete. Das war die vorzüglichste Tarnung gegen Luftsicht, die ich jemals gesehen hatte. Die Durchfahrt war erst zu erkennen, wenn man unmittelbar davorstand.
Das Betonband endete vor den wuchtigen Steinquadern der Pyramide, doch ich hatte keinen Zweifel, daß es dort weiterging.
Der Tempel lag rechts von uns. Weiter links machte die Straße einen Bogen, aber ich konnte noch eine freie Fläche erkennen, die man ebenfalls betoniert hatte. Sie war rund und durchaus zur Landung von schweren Transportern geeignet. Moderne Maschinen konnten mit ihren mächtigen Rotoren auf allerkleinsten Flächen niedergehen.
Als ich genauer hinsah, stellte ich fest, daß das Flugfeld künstlich getarnt worden war. Wahrscheinlich handelte es sich um ein weitmaschiges Kunststoffnetz, das von natürlichen Pflanzen überwuchert war.
Auch wenn das Netz vom Ortungsstrahl eines Radartasters erfaßt wurde, gab es keine metallischen Reflexe.
Das Versteck war hervorragend; das mußte ich zugeben. Eine Entdeckung war so gut wie unmöglich, da sich niemand ohne zwingenden Grund in die Atomhölle wagte.
Der Mutant beobachtete uns. Ich senkte unwillkürlich den Blick.
Hannibal warf mir einen Blick zu. Auch der Kleine hatte erfaßt, daß wir unmittelbar vor dem Atomwerk stehen mußten, das schon vor einundzwanzig Jahren eine Quelle internationaler Sorge gewesen war.
Vielleicht muß ich an dieser Stelle bemerken, daß der Betrieb eines privaten und nicht lizensierten Atomwerks in den meisten Staaten verboten war. Es existierte das internationale Atom-Sicherungsgesetz, das auch von den Machthabern des
Weitere Kostenlose Bücher