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Titel: Unternehmen Pegasus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ein dik­ta­to­ri­sches Re­gime zu er­rich­ten.
    Ich muß­te mich be­herr­schen, um mich nicht zu ver­ra­ten. Der Mann saß zu­rück­ge­lehnt in ei­nem dreh­ba­ren Schreib­tisch­ses­sel. Er trug ei­ne hell­blaue Phan­ta­sie­uni­form mit wuch­ti­gen Epau­let­ten. Vor ihm, in Griff­nä­he lag ei­ne ame­ri­ka­ni­sche Ar­mee­pis­to­le vom Typ Hen­der­ley 38.
    »Tre­ten Sie nur nä­her, Mr. Vil­mar«, for­der­te er mich auf und er­hob sich. »Sei­en Sie mir will­kom­men und neh­men Sie Platz. Bit­te …«
    Er deu­te­te auf ei­ni­ge be­que­me Ses­sel, auf die er zu­ging. Der Mu­tant trat eben­falls ein. Die Tür glitt wie­der zu. Er blieb da­vor ste­hen.
    »Man­zo, le­ge dei­nen Flam­men­wer­fer ab. Mich stört das Ge­rät.«
    Er ge­horch­te so­fort.
    »Hät­ten Sie et­was da­ge­gen, wenn wir erst un­se­re Schutz­an­zü­ge ab­le­gen?« frag­te ich. »Die Din­ger sind ziem­lich un­be­quem.«
    »Aber ja, na­tür­lich. Ent­schul­di­gen Sie, aber ich ha­be gar nicht dar­auf ge­ach­tet. Sol­che Schutz­an­zü­ge sind hier zu all­täg­lich, da be­merkt man sie kaum noch.«
    Wäh­rend er sich setz­te und die Ge­trän­ke­bar her­an­zog, lös­ten wir die Pa­tent­ver­schlüs­se.
    Ich war froh, als ich den Schutz­an­zug end­lich vom Kör­per zie­hen konn­te. Un­ter mei­ner fes­ten Kunst­fa­ser­kom­bi­na­ti­on, die aus ei­ner en­gen Ho­se und ei­ner hüft­lan­gen Blu­se be­stand, trug ich die Schul­ter­half­ter mit der not­wen­di­gen Er­satz­mu­ni­ti­on. Als ich nach der strah­lungs­si­che­ren Half­ter des An­zu­ges faß­te, um mei­ne Waf­fe her­aus­zu­neh­men, sag­te ich spöt­tisch:
    »Wenn Ihr Leib­wäch­ter, oder was er sonst sein mag, et­was ge­gen un­se­re Pis­to­len hat, soll er es gleich sa­gen.«
    Cor­do­ba mus­ter­te mich schwei­gend.
    »Er hat nichts da­ge­gen. Neh­men Sie Ih­re Pis­to­len.«
    Über Han­ni­bals Lip­pen husch­te ein Lä­cheln. Dann steck­ten wir un­se­re Hen­der­leys in die Schul­ter­half­ter.
    »Und jetzt möch­ten Sie ei­ni­ge Er­klä­run­gen, nicht wahr?« frag­te der Uni­for­mier­te ru­hig und griff nach ei­ner Zi­ga­ret­te.
    »Al­ler­dings. Wo sind wir hier über­haupt? Was hat die An­la­ge zu be­deu­ten? Ich ha­be mit ei­nem Tem­pel ge­rech­net und war auch der Mei­nung, daß man uns hier ab­ho­len und in Si­cher­heit brin­gen wür­de. Mit ei­ner sol­chen Sta­ti­on ha­be ich nicht ge­rech­net.«
    »Das ist kei­ne Sta­ti­on, Mr. Vil­mar! Sie be­fin­den sich in ei­nem zwar klei­nen, aber her­vor­ra­gend ein­ge­rich­te­ten Atom­werk«, ent­geg­ne­te er läs­sig.
    Ich be­merk­te sei­nen durch­dring­li­chen Blick und rea­gier­te so, wie ein nor­ma­ler Mensch bei ei­ner sol­chen Nach­richt rea­gie­ren muß­te.
    »Hur­ra!« sag­te Han­ni­bal an mei­ner Stel­le. »Das hat mir noch ge­fehlt! Wenn wir er­wi­scht wer­den, sind wir erst recht er­le­digt. Schon wie­der ein schwe­res Ver­bre­chen ge­gen das Si­cher­heits­ge­setz. All­mäh­lich reicht es. Sind wir hier we­nigs­tens vor Ent­de­ckung si­cher?«
    Der Ge­ne­ral blick­te auf sei­ne ge­pfleg­ten Fin­ger. Wäh­rend er die Zi­ga­ret­te in den Mund schob, er­klär­te er:
    »Mei­ne Her­ren, Sie wer­den sich nicht be­son­ders gut an Er­eig­nis­se vor ein­und­zwan­zig Jah­ren er­in­nern. Ich war da­mals der engs­te Mit­ar­bei­ter ei­nes Man­nes, der den la­tein­ame­ri­ka­ni­schen Kon­ti­nent be­frei­en woll­te – und zwar von der nord­ame­ri­ka­ni­schen Ka­pi­tal­wirt­schaft. Das Werk, in dem Sie sich be­fin­den, wur­de des­halb ge­schaf­fen. Ar­beits­kräf­te wa­ren Ur­waldin­di­os. Die ent­spre­chen­den Wis­sen­schaft­ler wur­den so­zu­sa­gen be­sorgt. Seit die­ser Zeit ar­bei­tet das Werk. Es ist uns heu­te mög­lich, das da­mals ver­fehl­te Ziel not­falls ge­walt­sam zu er­rei­chen. Dar­an wird uns auch das Atom-Si­che­rungs­ge­setz nicht hin­dern. Atom­bom­ben sind im­mer un­an­ge­nehm. Wir ha­ben uns ver­stan­den?«
    Ich sah sprach­los auf den Mann, der hier über Din­ge plau­der­te, die den Tod von Mil­lio­nen Men­schen be­deu­ten konn­ten. Er war er­staun­lich of­fen, was mich auf ei­ni­ge un­lieb­sa­me Ge­dan­ken brach­te.

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