Unternehmen Pegasus
ein diktatorisches Regime zu errichten.
Ich mußte mich beherrschen, um mich nicht zu verraten. Der Mann saß zurückgelehnt in einem drehbaren Schreibtischsessel. Er trug eine hellblaue Phantasieuniform mit wuchtigen Epauletten. Vor ihm, in Griffnähe lag eine amerikanische Armeepistole vom Typ Henderley 38.
»Treten Sie nur näher, Mr. Vilmar«, forderte er mich auf und erhob sich. »Seien Sie mir willkommen und nehmen Sie Platz. Bitte …«
Er deutete auf einige bequeme Sessel, auf die er zuging. Der Mutant trat ebenfalls ein. Die Tür glitt wieder zu. Er blieb davor stehen.
»Manzo, lege deinen Flammenwerfer ab. Mich stört das Gerät.«
Er gehorchte sofort.
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir erst unsere Schutzanzüge ablegen?« fragte ich. »Die Dinger sind ziemlich unbequem.«
»Aber ja, natürlich. Entschuldigen Sie, aber ich habe gar nicht darauf geachtet. Solche Schutzanzüge sind hier zu alltäglich, da bemerkt man sie kaum noch.«
Während er sich setzte und die Getränkebar heranzog, lösten wir die Patentverschlüsse.
Ich war froh, als ich den Schutzanzug endlich vom Körper ziehen konnte. Unter meiner festen Kunstfaserkombination, die aus einer engen Hose und einer hüftlangen Bluse bestand, trug ich die Schulterhalfter mit der notwendigen Ersatzmunition. Als ich nach der strahlungssicheren Halfter des Anzuges faßte, um meine Waffe herauszunehmen, sagte ich spöttisch:
»Wenn Ihr Leibwächter, oder was er sonst sein mag, etwas gegen unsere Pistolen hat, soll er es gleich sagen.«
Cordoba musterte mich schweigend.
»Er hat nichts dagegen. Nehmen Sie Ihre Pistolen.«
Über Hannibals Lippen huschte ein Lächeln. Dann steckten wir unsere Henderleys in die Schulterhalfter.
»Und jetzt möchten Sie einige Erklärungen, nicht wahr?« fragte der Uniformierte ruhig und griff nach einer Zigarette.
»Allerdings. Wo sind wir hier überhaupt? Was hat die Anlage zu bedeuten? Ich habe mit einem Tempel gerechnet und war auch der Meinung, daß man uns hier abholen und in Sicherheit bringen würde. Mit einer solchen Station habe ich nicht gerechnet.«
»Das ist keine Station, Mr. Vilmar! Sie befinden sich in einem zwar kleinen, aber hervorragend eingerichteten Atomwerk«, entgegnete er lässig.
Ich bemerkte seinen durchdringlichen Blick und reagierte so, wie ein normaler Mensch bei einer solchen Nachricht reagieren mußte.
»Hurra!« sagte Hannibal an meiner Stelle. »Das hat mir noch gefehlt! Wenn wir erwischt werden, sind wir erst recht erledigt. Schon wieder ein schweres Verbrechen gegen das Sicherheitsgesetz. Allmählich reicht es. Sind wir hier wenigstens vor Entdeckung sicher?«
Der General blickte auf seine gepflegten Finger. Während er die Zigarette in den Mund schob, erklärte er:
»Meine Herren, Sie werden sich nicht besonders gut an Ereignisse vor einundzwanzig Jahren erinnern. Ich war damals der engste Mitarbeiter eines Mannes, der den lateinamerikanischen Kontinent befreien wollte – und zwar von der nordamerikanischen Kapitalwirtschaft. Das Werk, in dem Sie sich befinden, wurde deshalb geschaffen. Arbeitskräfte waren Urwaldindios. Die entsprechenden Wissenschaftler wurden sozusagen besorgt. Seit dieser Zeit arbeitet das Werk. Es ist uns heute möglich, das damals verfehlte Ziel notfalls gewaltsam zu erreichen. Daran wird uns auch das Atom-Sicherungsgesetz nicht hindern. Atombomben sind immer unangenehm. Wir haben uns verstanden?«
Ich sah sprachlos auf den Mann, der hier über Dinge plauderte, die den Tod von Millionen Menschen bedeuten konnten. Er war erstaunlich offen, was mich auf einige unliebsame Gedanken brachte.
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