Unternehmen Pegasus
nicht einmal, wie ein Fusionsprozeß abläuft. Zu Ihrer Information – ich war Major des US-Mond-Sicherheitsdienstes.«
»Auf Grund dieser Kenntnis hätte ich Respekt vor einem höheren Dienstgrad erwartet«, sagte er erregt.
Ich lachte ihn an.
»So, wie Sie sich hier benehmen, hat noch nicht einmal mein höchster Vorgesetzter mit mir gesprochen. Mir scheint, als wäre für Sie die Zeit stehengeblieben. Jemand sollte Ihnen klarmachen, daß Sie kein General mehr sind, sondern der bezahlte Angestellte eines gewissen Senor Kastro. Da hilft Ihnen auch die Uniform nichts.«
»Gehen Sie! Manzo wird Sie in Ihr Zimmer bringen. Gehen Sie!«
Ich drehte mich um. Die Tür glitt auf.
Das war wirklich ein seltsamer Empfang. Auf Grund der Funkverbindung war ich der Meinung gewesen, einen beherrschten und kompromißlosen Mann zu begegnen. Mit einem alten General hatte ich nicht gerechnet.
Als wir draußen waren, stellte Hannibal fest:
»Na, Langer, dem hast du aber böse auf den Fuß getreten. Der ist ja ganz außer sich! Und so etwas soll hier der militärische Chef sein? Er scheint sofort die Beherrschung zu verlieren, wenn er erkennt, daß er nicht für voll genommen wird. Solche Leute gibt es. Sie können ihre Rolle nur so lange spielen, bis ihre Position angezweifelt wird.«
Während dieser Worte beobachtete ich aus den Augenwinkeln den Mutanten. In dessen Augen stand eine einzige Frage. Er wirkte gar nicht mehr bösartig. Ich hatte das Gefühl, als hätte dieses Geschöpf jetzt zum erstenmal erfahren, daß sein Herr und Meister gar nicht so überragend war.
Ich blieb stehen.
»Manzo, willst du mir eine Frage beantworten?«
Er blieb ebenfalls stehen. Dicht neben mir hörte ich Hannibals Atemzüge.
»Was ist?« grollte es aus dem Riesenmund.
»Warum hat er uns die Pistolen gelassen? Gibt es hier unten besondere Gefahren? Du kannst ruhig sprechen, es geschieht dir nichts. Oder hast du Angst vor Cordoba?«
Manzo sah mich nur an. Er schien sich tausend Fragen zu stellen. Ich hatte das Gefühl, als begänne er über verschiedene Dinge nachzudenken. Weit entfernt hörte ich wieder das Arbeitsgeräusch schwerer Maschinen.
»Warum hat er uns die Waffen nicht abgenommen?«
»Jeder ist hier bewaffnet«, äußerte er schließlich. Mir dröhnten wieder die Ohren. »Wenigstens ihr seid es.«
»Wer ist ›ihr‹?«
»Na, ihr eben, die Normalen. Unter uns gibt es viele, die euch nicht mögen. Mir kann es egal sein, denn ich bin nicht dumm.«
»Soll das heißen, daß deine Gefährten zum größten Teil verdummt sind?«
Er sah sich beunruhigt um und schien sich nicht sonderlich wohl zu fühlen.
»Na ja, es ist doch so. Mehr als dreihundert sind schwachsinnig. Sie können nur ans Essen denken, das ist alles. Manchmal werden sie wild. Vor einer Woche haben sie wieder einen Aufseher getötet. Sie müssen in den Uran-Stollen ja auch schwer arbeiten und mögen es nicht, wenn sie geschlagen werden. Sie haben manchmal ihren Tag, wissen Sie. Dann sind sie ganz wild. Neulich haben sie die Hochspannungssperre durchbrochen. Wir mußten mehr als zwanzig erschießen. Deshalb tragen die Normalen Waffen.«
Manzos wenige, unbeholfene Worte rührten mich seltsam an.
Plötzlich glaubte ich zu wissen, wozu die Mutanten gebraucht wurden. Neu war mir, daß es hier auch eine Uran-Mine gab. Davon schien der Alte nichts gewußt zu haben.
»Manzo, weißt du, wer dein Vater war?«
Er zuckte zusammen, als hätte ich ihm weh getan. Dann schüttelte er stumm den Kopf.
»Nein, ich weiß nur, daß ich nicht einfältig bin. Deshalb brauche ich nicht zu schuften. Ich bin Aufseher. Wenn Leute ankommen, muß ich ’raus, um sie ins Werk zu bringen. Die Normalen kennen sich draußen nicht aus. Die Kotas sind gefährlich und die Schlangen auch. Aber die
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