Unternehmen Pegasus
Zigarette.
»Wir werden sehen. Ah, da kommt er ja.«
Der Türsummer klang auf. Hannibal drückte auf den Öffnungskontakt.
Im nächsten Moment mußte ich krampfhaft die Augen schließen. Professor Swelter konnte kein Mutant sein, da Mutationen ausschließlich erblich waren. Da er aber schlecht sein eigener Sohn sein konnte, mußte es sich in seinem Fall um eine Modifikation handeln.
Darunter versteht man die nicht erbliche Veränderung oder Abwandlung eines Lebewesens vom Normaltyp durch äußere Umwelteinflüsse. Eine Modifikation hat also mit einer Mutation nichts zu tun.
Nun – Swelter war hier gewesen, als fünfzig Meilen entfernt die Bombe explodierte. Die harte Strahlung hatte ihn nicht getötet, aber sie hatte etwas bewirkt, was in der kühlen wissenschaftlichen Sprache mit dem Begriff »bestimmte Einflüsse der Umwelt« belegt wurde.
Er war nicht direkt ein Ungeheuer, aber es fehlte nicht mehr viel. Sein ehemals schmales Gesicht hatte sich erschreckend verändert. Der Hals war rissig und dick verquollen. Die linke Seite seines Gesichts schien nur noch aus knorpelhaften Wucherungen verschiedener Färbung zu bestehen. Der Mund war scheußlich verzogen. Die Augen lagen tief in finsteren Höhlen.
Wie der Körper aussah, konnte ich durch die Kleidung nicht erkennen. Er schien aber Schwierigkeiten beim Gehen zu haben. Seine Hände waren entsetzlich. Ich kam zu dem Schluß, daß sie einmal schwer verbrannt gewesen waren. Ich sah blaurote Narben und wieder die Wucherungen. Sein Kopf war völlig haarlos.
Schwer atmend trat er ein. Kalman schob ihm mit dem Fuß einen Sessel hin. Swelter ließ sich offenbar erschöpft hineinfallen. Ich beobachtete Hannibals Reaktion und bemerkte, daß in seinen Augen ein interessierter Ausdruck lag.
Auch ich betrachtete diesen Mann eingehend. Er war fürchterlich gestraft. Wahrscheinlich hatten sich auch seine inneren Organe verändert; der Körper war schwer verseucht gewesen.
Er hatte spürbare Atembeschwerden.
»Das ist Professor Swelter«, erklärte Kalman. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
»Sie brauchen das Gewicht nicht auf das Wörtchen ›Professor‹ zu legen«, keuchte der Wissenschaftler. »Ich weiß, daß ich nicht gesellschaftsfähig aussehe. Wenn Sie mein Anblick stört, Mr. Vilmar, können wir uns telefonisch und ohne Bildgerät unterhalten.«
Ich sah in seine intelligenten Augen.
»Es stört mich durchaus nicht, Professor«, sagte ich.
»Das glaube ich Ihnen zwar nicht, aber ich erkenne Ihren guten Willen an«, entgegnete er ruhig. »Kommen wir gleich zur Sache, denn ich habe wenig Zeit. Was wissen Sie über die Entwicklung der amerikanischen Kobaltbombe? Mir fehlen die Großlabors für solche Versuche. Mein Mitarbeiterstab ist klein. Er war einmal sehr groß, aber nicht alle haben die Explosion überstanden. Der letzte meiner Assistenten ist vor zwei Jahren gestorben. Also, wie weit ist man?«
Ich bemerkte Hannibals Blick – und verstand.
»Gehören Sie zu den Leuten, denen ich Auskünfte zu geben habe? Senor Kastro hat mir nichts über Sie gesagt.«
»Natürlich nicht«, keuchte er qualvoll. »Er wird niemals über Menschen sprechen, die sich hier aufhalten. Wir betreiben ein unlizensiertes Werk, wenn Sie das noch nicht wissen sollten.«
Hannibal fluchte leise. Ich lachte zynisch.
»Ich habe den Auftrag erhalten, Ihre Kenntnisse zu testen. Meine chinesischen Kollegen werden nur dann kommen und die beschwerliche Reise auf sich nehmen, wenn Ihre Ausführungen Hand und Fuß haben. Es wäre doch möglich, daß Sie nicht den Unterschied zwischen einem Proton und einem Elektron kennen. Das begreifen Sie doch, nicht
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