Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
Erfolgsaussichten begann Luigi sich mehr und mehr für Optimismus zu entscheiden, ob nun aus Selbsterhaltung oder aus anderen Gründen, die mit Vertrauen in die eigenen Systeme zu tun hatten.
    Zudem würde das Unternehmen innerhalb weniger Stunden allmählich anlaufen, wenn ihre Kommunikation funktionierte.
    Åke Stålhandske fühlte sich schon etwas gereizt und ungeduldig. Rein theoretisch hatte er keine Mühe zu erkennen, welche Funktion die Tintenfischjagd, das Baden und Saufen oder vielmehr das vermeintliche Saufen hatten. Es ärgerte ihn jedoch, daß es ihm nicht gelang, dieses Arrangement zu genießen, sondern daß er es ausschließlich als Job ansah. Castellammare lag in einer Bucht, und der eine Arm der Bucht, der sich an einem hohen Bergrücken zum Meer hin erstreckte, war perfektes Jagdgelände. Der Berg fiel steil zum Meer hin ab, und in der Nähe des schmalen Strands variierte die Wassertiefe zwischen drei und zehn Metern. Das Bergmassiv war voller Höhlen und Grotten, in denen die Tintenfische leicht zu finden waren. Åke benutzte eine Handharpune, eine einfache Eisenharpune mit Holzgriff und Widerhaken an der Spitze. Er bewegte sich behutsam von Höhlung zu Höhlung, wo Tintenfische vermutet werden konnten, bis ein irritierter kleiner Arm mit Saugnäpfen hervorschoß und nach dem Feind tastete, um diesen in die Höhle zu ziehen und zu erledigen. So wie die Dinge lagen, endete es immer genau umgekehrt. Für diese Arbeit brauchte Åke nur eine halbe Stunde pro Tag, und die restliche Zeit schwamm er im Meer herum, lag auf dem Vorderdeck und sonnte sich oder fuhr mit dem Schlauchboot in den Hafen, wo er in den Straßencafés herumhing, nachdem er seinen täglichen Fang in einem der Restaurants abgeliefert hatte.
    Es schien keine besondere Mühe zu machen, den Amerikaner zu spielen, denn am Ort gab es nur wenige Amerikaner, ganz im Gegensatz zu dem, was er erwartet hatte, und noch weniger Personen, die Englisch sprachen. Das machte es nicht ganz leicht, Bekanntschaften zu schließen. An und für sich war das ohne große Bedeutung, da er den Auftrag erhalten hatte, sich zu etablieren und sichtbar zu sein und einen bärtigen Amerikaner mit Strohhut zu spielen. Und für Åke Stålhandske war es kein Problem, in der Menge aufzufallen, da er eineinhalb Köpfe größer war als die meisten Männer seiner Umgebung. Er sprach laut, trank Bier und bezeichnete alles als mutterfickend. Schon nach ein paar Tagen im Hafen hatte er das Gefühl, als gehörte er längst zum Stadtbild.
    Soweit, so gut.
    Die Ungeduld wurde er trotzdem nicht los, obwohl ihm klar war, daß sowohl der Umfang des Unternehmens als auch die Anforderungen an die Vorbereitungen keine Schlamperei erlaubten. Falls Carl jetzt schon auf der Insel war, war auch er wohl nicht untätig.
    Åke wurde ziemlich ungnädig, als einer der jungen Bewunderer, die er im Hafen kennenlernte, einmal darum bat, mit hinausfahren und sich das Boot ansehen zu dürfen; der Junge sprach zumindest ein begreifliches Englisch und sagte, er habe Verwandte in New York und sei selbst fast Amerikaner. In einem ersten Reflex hatte Åke Stålhandske die Bitte jedoch abgelehnt, bis ihm aufging, daß das Boot jetzt noch durchaus inspiziert werden konnte. Es befand sich kein einziger Gegenstand an Bord, der auf etwas anderes hindeutete als den amerikanischen Tauchenthusiasten, der seinen Lebenstraum verwirklicht hatte. Folglich entschuldigte er sich und lud den jungen Italiener zu einem Bier ein. Er nahm den jungen Mann im Schlauchboot mit und lächelte über seine Überlegungen. Von allen Leuten, denen er bisher begegnet war und bei denen er sich gefragt hatte, ob sie zum Feind gehörten oder nicht, entsprach dieser Typ zumindest am besten den Vorstellungen von einem jungen mafioso. Er war versnobt, arrogant und sichtlich eitel. Es lag ihm viel daran, wie ein Amerikaner zu wirken, obwohl er sich anhörte, als hätte er sich nie mehr als hundert Meter von Little Italy entfernt.
    Nachdem sie das Schlauchboot vertäut hatten und an Bord gegangen waren, führte Åke Stålhandske sein Schiff fast demonstrativ ausführlich vor, nämlich für den Fall, daß er es mit einem Kundschafter zu tun hatte. Er öffnete sogar die Kleiderschränke unten im vorderen Salon, zeigte die Schlafkabinen und hob die Bodenbretter hoch, so daß sie ins Kielschwein hinunterblicken konnten, während er sich immer wieder neue Gründe für seine Vorstellung einfallen ließ und erklärte, wie ein kleineres Segelschiff

Weitere Kostenlose Bücher