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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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eine Zeitlang schweigend weiter. Er arbeitete energisch mit den Kiefermuskeln, als wäre das Fleisch sein Gegner. Seine Kaumuskeln übertrieben den Kampf offenbar, denn das Fleisch war, wie Carl selbst feststellen konnte, zart wie eine Liebkosung. Carl ließ sich Zeit. Er ließ den Blick über die Sandsteinwände des Lokals gleiten, betrachtete die in die Wand eingelassenen Lampen aus gefärbtem Glas, las das Weinetikett, zog einen Kugelschreiber aus der Tasche und notierte sich Etna Rosso, Torrepalino 1987. Dann schrieb er die Namen der Rebsorten auf, die Da Piemonte erwähnt hatte, obwohl er bei der Schreibweise unsicher war.
    Schließlich hatte Da Piemonte seine Mahlzeit beendet. Nachdem er erneut seine Serviette pedantisch zusammengefaltet und hingelegt hatte, hob er sein Weinglas. Sie tranken schweigend. Dann ergriff Da Piemonte das Wort. Er hatte offenbar sehr genau durchdacht, was er sagen wollte.
    »Unterbrechen Sie mich jetzt nicht und kommentieren Sie nichts, Comandante, sondern lassen Sie mich einfach zusammenfassen. Es fällt uns beiden bemerkenswert leicht, einander zu verstehen, bemerkenswert leicht im Hinblick darauf, was Sie vertreten und was ich repräsentiere. Bei unserer netten kleinen Unterhaltung hier bei Tisch haben Sie mir jetzt gesagt, ohne es jedoch auf eine so unfeine Weise zu äußern, daß meine Pflicht als Polizist mich zwingen würde, aufzuspringen und zu bellen, daß Sie in mehr als ein Dutzend Morde verwickelt sind. Komisch, ich hätte nicht gedacht, daß Sie nach der Tragödie, die Ihren ersten Besuch beendete, überhaupt wiederkommen würden. Herr im Himmel, was für ein Irrtum! Nun, wir haben also dreizehn tote Mafiosi bei etwas, was wie ein Gangsterkrieg aussieht, in Wahrheit aber Ihr Werk und das Ihrer Mitarbeiter ist. Morgen kommt der Augenblick der Wahrheit, das glauben Sie zumindest. Nein, seien Sie so nett und unterbrechen Sie mich jetzt nicht! Wenn der Feind so dächte wie wir, Sie und ich haben das ja schon einmal durchgesprochen, wenn der Feind logisch vorginge, wie es etwa Norditaliener, Skandinavier, Deutsche oder wer zum Teufel sonst noch tun würde, hätte der Feind nach Verlustziffern dieser Größenordnung bedingungslos kapituliert. Sie hätten es getan. Ich hätte es getan. Aber jetzt haben wir es mit einem sizilianischen Feind zu tun. Und jetzt zu dem einzigen Punkt, zu dem ich von Ihnen eine Antwort wünsche. Sehen Sie von allem anderen ab, was ich gesagt habe, geben Sie keinerlei Kommentar dazu ab. Beantworten Sie also nur meine einzige Frage: Was geschieht, wenn der sizilianische Feind sich als genau so sizilianisch erweist, wie ich befürchte?«
    »Dann sind wir in großen Schwierigkeiten«, gestand Carl knapp ein. »Ich würde mir wünschen, es gäbe eine Methode, einen Schlag gegen ihre Finanzen zu führen, denn wenn Terror bisher nicht funktioniert hat, verzeihen Sie mir meine Indiskretion, dann glaube ich nicht, daß er künftig bessere Ergebnisse bringen kann. Haben Sie einen Vorschlag, Oberst? Können Sie mich immer noch bei der Hand halten?«
    »Vielleicht«, erwiderte Da Piemonte. Er wirkte unangenehm berührt, als gefiele ihm der Gedanke ganz und gar nicht. »Oben im Palazzo hat man die Entwicklung aufmerksam verfolgt und sich überdies über manches erstaunlich wohlinformiert gezeigt. Sie sollen gestern zur Nachtzeit bei Don Tommaso einen glänzenden Einbruch hingelegt haben. Wie auch immer. Dort oben will man, daß wir Ihnen alles zur Verfügung stellen, offensichtlich absolut alles. Folglich habe ich Ihnen etwas zu geben, wie unwohl mir selbst dabei auch zumute sein mag, da die Konsequenzen sich durchaus absehen lassen. Ich weiß nicht, wie viele Sie sind, aber ich weiß ungefähr, was Sie leisten können.«
    »Hat man im Palast etwas von einem Einbruch bei Don Tommaso gesagt?« fragte Carl mit gerunzelter Stirn.
    »Ja, das wurde mir angedeutet. Falls Sie italienische Mitarbeiter haben, könnte das die Sache ja erklären.«
    Carl sah sich gezwungen, gründlich zu überlegen. Er hatte nur die Wahl zwischen Åke Stålhandske und Luigi Bertoni-Svensson. Åke Stålhandske war ausgeschlossen. Der würde nicht einmal in Rom anrufen können, da er nicht italienisch sprach. Arbeitete Luigi für zwei Regierungen?
    »Womit würden Sie mir helfen können?« fragte Carl schließlich, als ihm klar geworden war, daß die italienische Regierung mitspielte und daß dies die Hauptsache war und nicht eventuelle Informationen von Luigi.
    Oberst Da Piemonte wischte sich

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