Unternehmen Vendetta
nur so von Menschen wimmeln.«
Carl begegnete den Einwänden mit Geduld und bemühte sich, sie zu respektieren.
»Im ersten Fall«, begann er, »wenn Åke feuert, gibt es eine sehr einfache Möglichkeit, nämlich das Granatengewehr einfach liegen zu lassen. Das Ding ist weder geheim noch sonderlich kompliziert, und außerdem haben wir zwei Granatengewehre an Bord.
Im zweiten Fall, wenn wir gegen das Ziel im Dorf zuschlagen, müssen wir natürlich die direkte Umgebung ausspähen, und derjenige, der den Auftrag dazu hat, muß dann den Feuerbefehl erteilen und sich gleichzeitig zurückziehen. So wie das Ziel aussieht, dürfte es aus rund dreihundert Meter Entfernung zu beschießen sein, und zwar schräg von oben.«
Sie tranken noch eine Tasse Kaffee und gingen noch einmal alles durch. Anschließend hatte Åke Stålhandske nur noch eine Frage: Wie teuer würde den Feind das alles zu stehen kommen? Carl zuckte die Achseln. Den Unterlagen zufolge werde die Heroinproduktion pro Raffinerie auf achtzig Kilo in der Woche geschätzt. Gehe man davon aus, daß eine Wochenproduktion auf Lager sei, und zähle man den Verlust des gesamten Produktionsapparats dazu, könnten sich leicht hundert oder zweihundert Millionen Dollar ergeben. Schwer zu sagen.
Auch Luigi hatte zum Schluß nur noch eine Frage zu stellen: Wie viele Menschen würden sich zum Zeitpunkt des Angriffs im Ziel aufhalten?
»Das läßt sich unmöglich sagen«, erwiderte Carl. »Aber da wir vermutlich zwischen zwei und vier Uhr morgens angreifen werden und berücksichtigen, daß dann weniger Verkehr herrscht, kann es sich höchstens um einen vereinzelten Wachposten handeln, ob nun innerhalb oder außerhalb des Ziels. Auch das läßt sich schwer sagen.«
Carl spülte seine Kaffeetasse aus, warf sich seinen verdächtig schweren Rucksack auf die eine Schulter, zog sein Motorboot heran und sprang an Bord. Die beiden anderen begannen die Segel zu setzen. Ihnen blieben noch viele Stunden, in Richtung Land zu segeln, und es sollte nach Möglichkeit so aussehen, als wären sie friedliche Touristen auf Sommerurlaub.
Inzwischen hatte der Wind aufgefrischt. Es war ein heißer Südwind, und die See wurde allmählich gröber, so daß Carl auf dem Weg nach Trappeto mit der Geschwindigkeit heruntergehen mußte. Als er den Leuchtturm bei Capo San Vito umrundete, landete er auf der Leeseite, so daß er die Geschwindigkeit wieder erhöhen konnte. In seinem Fernglas konnte er Don Tommasos Burg betrachten. Es sah aus, als fände da oben wie üblich ein Essen für rund zehn Personen statt, aber die Entfernung war zu groß, um sehen zu können, ob nur Männer dort saßen oder auch Frauen. Carl versuchte sich vorzustellen, worüber sie sprachen. Wenn er und seine Kameraden sich jetzt in der gleichen Lage befänden wie Don Tommaso, hätten sie natürlich nichts anderes getan, als sämtliche Möglichkeiten von vorn und hinten zu beleuchten, hätten versucht, die Reaktionen des Feindes abzuschätzen, seine eventuellen Schachzüge, mögliche Gegenaktionen. Carl hatte jedoch den Eindruck, daß an Don Tommasos Tafel nichts davon diskutiert werden durfte, zumindest nicht, wenn Frauen anwesend waren. Aber nein, Don Tommaso hatte Frauen und Kinder inzwischen in die USA geschickt.
Nein, er glaubte trotzdem nicht, daß Don Tommaso erlauben würde, daß bei Tisch über die Arbeit gesprochen wurde.
Trappeto erwies sich als typischer Touristenort mit zahlreichen Bootsanlegern, an denen Motor und Segelboote dicht an dicht vertäut lagen. Carl nahm an, daß man ein Boot gegen Zahlung einer Gebühr dort parken konnte. Es gelang ihm auch mit einem einzigen Wort - »Parking«, - verstanden zu werden. Er vertäute seinen Renner, knöpfte die Persenning über der Plicht zu, schloß ab und ging, den Rucksack lässig über einer Schulter, als wöge er kaum etwas, an Land, um Luigis Mietwagen zu suchen. Plötzlich befiel ihn das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden, und so änderte er seine Pläne. Er beschloß, zunächst in Trappeto essen zu gehen.
Der Wagen schien nicht angerührt worden zu sein und war zumindest nicht aufgebrochen worden. Er stand auf einem reichlich bemessenen Parkplatz unter zahlreichen anderen Autos. Vielleicht war das der Schutz, etwa wie für einen Fisch in einem Schwarm: Es gibt noch so viele andere, über die man sich hermachen kann. Er beschloß, seine reichlich bemessene Zeit für die Suche nach einem ähnlichen Parkplatz zu verwenden. Alle auffallend geparkten Wagen in
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