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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Hamiltons ermordet hatte, jetzt selbst hatte ins Gras beißen müssen.
    Wahrscheinlich hatte den zweiten Mörder im Fall Lundwall das gleiche Schicksal ereilt. Doch das war nur eine plausible Vermutung, keine gesicherte Erkenntnis. Und genau wissen würde man es vermutlich nie.
    Joar Lundwalls Mörder in Palermo hingerichtet.
    Das entsprach den Tatsachen und war eine ausreichend reißerische Überschrift. Besonders dann, wenn sie im Aftonbladet auch den Kopf brachten; ekelhaft, aber auflagesteigernd. Endlich einmal ein Kopf, der für schwedische Leser interessant war. Früher hatten Ressortchefs und Chefredakteure immer wieder auf solche Berichte aus Süditalien verzichtet.
    Als Åke Malm ins Hotel zurückkehrte, fragte er ohne jede Hoffnung auf Antwort, ob Fregattenkapitän Hamilton sich gemeldet habe.
    Zu seinem großen Erstaunen wurde die Frage bejaht. Hamilton habe vor einiger Zeit angerufen und darum gebeten, sein altes Zimmer zu bekommen. Er habe gesagt, er werde wahrscheinlich morgen früh da sein.
    Åke Malm zog schnell einen Fünfzigtausend-Lire-Schein aus der Tasche, das größte Bakschisch, das er in Italien je gezahlt hatte, und bat den Portier, nichts über Hamilton zu verraten, falls zufällig ein anderer schwedischer Journalist frage.
    Schon die kleinste Antwort Hamiltons, und sei es nur ein »Guten Tag, es geht mir gut, und ich bin unschuldig«, wäre im Augenblick journalistisches Gold.
    Åke Malm war voller Energie und Begeisterung, als er die lange Reihe praktischer Probleme in Angriff nahm. Zunächst galt es, Farbfotos des Kopfs auf dem schnellsten Weg nach Stockholm zu schicken. Wenigstens diesmal würden die da oben der Meinung sein, aus Italien endlich mal einen Knüller zu erhalten.
    Luigi trat in dem Augenblick auf die Straße, in dem Carl sich näherte. Er brauchte nur zu bremsen, auszusteigen, seine Tür offen zu lassen, um den Wagen herumzugehen und sich auf den Beifahrersitz zu setzen, da waren sie schon wieder unterwegs. Er wühlte eifrig in Luigis Gepäck und entdeckte ein paar reelle amerikanische Sandwiches mit mehreren Schichten Thunfisch, Mayonnaise, Fleisch und anderem. Die Handschrift war unverkennbar die von Åke Stålhandske. Carl aß gierig und sprach mit vollem Mund, als er die Kartenblätter auseinanderfaltete und die in Frage kommenden Entfernungen zur Kontrolle maß. Sie kamen einen Kilometer südlich des Zuckerhuts von Süden her, hoffentlich aus einer völlig unerwarteten Richtung.
    Luigi kannte sich in der Gegend aus und wußte sofort, wo er in der Nähe der Burg einen Parkplatz finden konnte. Die Dunkelheit brach schnell herein, aber die Hitze hielt sich, und der Wind flaute nicht ab. Luigi erklärte, es sei ein afrikanischer Wind, den die Araber Khamsin oder etwas in der Richtung nannten. Er könne sich wochenlang halten und die Menschen den Erzählungen zufolge in den Wahnsinn treiben.
    Es herrschte nur wenig Verkehr, und als sie auf die Nebenstraßen abbogen und die Hauptstraße nach Trapani hinter sich ließen, konnten sie schnell feststellen, daß man sie nicht verfolgte.
    Sie parkten auf einem Rastplatz in einem Pinienhain neben einigen von Unrat überquellenden Mülltonnen, stiegen aus und stellten ihre Ausrüstung für den ersten Einsatz des Abends zusammen. Åke Stålhandske hatte Luigi ein zusätzliches kleines Funkgerät mit Ohrhörer gegeben, mit dem er den routinemäßigen Funk des Feindes verfolgen konnte, vorausgesetzt, dieser hatte inzwischen nicht die Frequenz gewechselt. Im übrigen hatten sie nur wenig zu tragen, nur Nachtbrillen und leichte Bewaffnung.
    Sie standen still und lauschten eine Zeitlang. Bevor sie den Berg hinaufgingen, suchten sie das Gebiet mit einem Nachtglas ab. Der heiße Wind zerrte und riß an ihrer Kleidung; da es ein Südwind war und sie aus südlicher Richtung kamen, scherzte Carl über den Spürsinn von Sizilianern: An Wildschweine oder Rehe werde man sich so nie ranschleichen können. Der Wind in Bäumen und Büschen nahm dem Feind jedoch auch das Gehör. Sie brauchten sich also kaum Sorgen zu machen. Sie konnten weder gesehen noch gehört werden, konnten aber selbst sehen und nach einiger Zeit auch hören. Der Feind hatte noch immer die gleiche Frequenz.
    »Er ist allein und heißt Falcone. Sitzt wie in einem Falkenhorst, wie er sagt«, erklärte Luigi, als er das erste Mal stehenblieb, um zu lauschen. Sie gingen schnell weiter, fast nachlässig, bis sie nur noch hundert Meter zum Ziel hatten. Sie befanden sich hoch oben auf

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