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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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und einen Kopf größer als die Umgebung.
    Auf die Sekunde genau betrat er den Bürgersteig beim Taxistand. Der schwarze Alfa Romeo, der gleichzeitig vorfuhr, hatte dunkle Scheiben und diskret angebrachte Antennen. Es waren also ein Funkgerät und Telefon im Wagen. Als der Alfa neben ihm hielt, hörte er das Klicken der Zentralverriegelung, die alle vier Türen öffnete. Carl riß die Tür zum Rücksitz auf und saß schon, bevor der Wagen überhaupt angehalten hatte, und eine Sekunde später stieg Joar von der anderen Seite ein, als wäre er plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht; er mußte sich hinter dem Zeitungskiosk versteckt haben.
    »Good evening-a gentlemen-a«, sagte der Fahrer munter und mit kräftigem italienischem Akzent. »It’s a pleasure-a to have-a you on board-a.«
    Im nächsten Augenblick beschleunigte der Wagen schnell und kühn durch den Verkehr, während der Fahrer seinen Sprechfunk einschaltete und etwas mitteilte, was wohl bedeutete, daß man unterwegs sei.
    »Für Italiener nicht schlecht, diese Pünktlichkeit«, stellte Joar fest.
    »Behalte deine Vorurteile bitte für dich«, erwiderte Carl mit gespieltem Ernst.
    Die Autofahrt war kurz, aber doch so etwas wie ein Erlebnis. Nach einigen Minuten donnerte der Wagen durch ein Tor auf der Rückseite des Stabsgebäudes der Carabinieri. Die großen Eisentore schlossen sich sofort hinter ihnen. Der Innenhof war voller Fahrzeuge und Soldaten mit automatischen Waffen. Sie hatten das Gefühl, als wären sie mitten im Krieg in einen Feldstab geraten. Und genau das war in Wahrheit der Fall. Im Lauf der Jahre waren mindestens zehn Angriffe gegen höhere Offiziere erfolgt, als diese das Hauptquartier erreichten oder verließen. Als eine Illustration dessen erschien kurz nach ihnen eine kleine Autokarawane mit Motorradeskorte, die mit heulenden Sirenen und blitzendem Blaulicht auf den Hof fuhr. Die Eisentore öffneten sich und schlossen sich dann wieder schnell, und in dem Augenblick, in dem der Wagen in der Mitte anhielt, sprangen zwei bewaffnete Wachposten mit erhobenen Maschinenpistolen heraus, sahen sich um und zogen dann die Person heraus, die sie schützen sollten. Dann zerrten sie den Mann fast mit sich ins Gebäude. All das innerhalb von zehn Sekunden.
    Carl und Joar wurden durch eine Sperre mit Metalldetektor geführt. Sie wurden gebeten, ihre Waffen abzugeben. Als sie mitteilten, sie seien unbewaffnet, lösten sie echtes Erstaunen aus. Anschließend brachte man sie in den ersten Stock und führte sie durch einen Korridor, in dem alle zehn Meter bewaffnete Wachen standen.
    Man bat sie, sich zu setzen und vor einer Tür zu warten, die den entschiedenen Eindruck machte, die Tür zu einem Chefzimmer zu sein. Sie zupften verlegen ihre Kleidung zurecht und wechselten einige ironische Blicke.
    »Möchte gern wissen, wie wir hier in Ruhe essen sollen«, scherzte Joar, und Carl schüttelte zustimmend lächelnd den Kopf.
    Dann ging die große Tür auf, und es erschien ein höherer Offizier, der einer Operettenkulisse entsprungen zu sein schien: perfekte Uniform, schwarze Hosen mit breiten roten Biesen, blitzende Messingknöpfe, Monokel und Zigarette in einer langen Spitze.
    »Meine Herren, herzlich willkommen. Ich bin Oberst Gustavo Da Piemonte. Es ist wirklich eine große Freude für mich, einen so ehrenvollen Besuch zu erhalten!« strahlte der Operettenoffizier und breitete die Arme aus, als wollte er sie beide umarmen.
    Sie waren schnell aufgesprungen. Carl nahm Anlauf und versuchte, sich und Joar vorzustellen, brachte aber nicht mehr als ein paar Worte heraus, bevor er unterbrochen wurde. Ihr Gastgeber versicherte überschwenglich, er wisse natürlich, wer sie seien. Er freue sich auf einen angenehmen Abend, doch zunächst sollten sie vielleicht einige Formalitäten erledigen. Und damit wurden sie von dem Obersten in sein Zimmer geleitet. Er bat sie, vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen, während er sie wohlwollend musterte.
    Es war ein großes Dienstzimmer, das von zwei Karten beherrscht wurde, einer Sizilienkarte und einem Stadtplan Palermos. Beide sahen an manchen Stellen wie Nadelkissen aus, da sie mit Stecknadeln übersät waren. Rote, grüne, blaue und schwarze Köpfe.
    An der einen Längswand waren Preise, Auszeichnungen und Pokale aufgereiht, an der gegenüberliegenden Längswand drei große Fenster mit grün schimmerndem Panzerglas.
    Der Oberst bot ihnen aus einer silbernen Schatulle Zigaretten an. Beide lehnten dankend ab und wehrten mit der

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