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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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erwiderte Carl mit deutlich verändertem Tonfall. Er hörte sich plötzlich sehr kalt an. »Und Sie brauchen sich auch keine Sorgen zu machen. Wir sind nicht hier, um Sie zu töten, denn dann wären Sie schon längst tot. Wir wollen verhandeln.«
    Carl schenkte sich demonstrativ nach und füllte sein Weinglas aus der Flasche, die man neben ihn gestellt hatte. Er tat so, als musterte er prüfend das Etikett, während er dem Mann, der sich Giulio nannte, einen Seitenblick zuwarf. Der letzte Wortwechsel hatte diesen dazu provoziert, seine Waffe ein wenig höher zu halten und ein paar Schritte näher zu kommen.
    Don Tommaso starrte Carl ausdruckslos an, während dieser sacht das Glas zum Mund führte, kurz nickte und einen tiefen Schluck nahm. Dann lehnte er sich zurück und schien den Wein zu genießen.
    Plötzlich begann Don Tommaso zu lachen. Es hörte sich erst wie ein Fauchen an, dann wie ein Husten und schließlich lärmend und herzlich.
    »Mir gefällt Ihr Stil. Ich mag Ihren Stil wirklich, Hamilton!« prustete Don Tommaso mit scheinbar echter Herzlichkeit. »Sie sind nicht irgendein kleiner Scheißer, Sie sind ein uomo di rispetto. Sie könnten geborener Sizilianer sein.«
    Don Tommaso trocknete sich mit einem großen Taschentuch die Tränen, zog es dann ein paarmal über seinen verschwitzten Stiernacken, um dann wieder das kleine Mädchen zu streicheln, das jetzt auf seinen Schoß geklettert war. Er zupfte spielerisch und liebevoll an ihrem Ohr.
    »Wenn Sie aber Sizilianer wären«, fuhr Don Tommaso plötzlich mit einem leiseren Tonfall fort, der eine sehr deutliche Drohung enthielt, »wären Sie inzwischen wahrscheinlich tot.«
    »Oder ich wäre Don Hamilton. Wollen wir jetzt zum Geschäft kommen?« entgegnete Carl blitzschnell.
    »Gern«, sagte Tommaso gedehnt und trocknete sich noch ein paar Mal mit dem Taschentuch ab. Die Hitze schien ihm jetzt mehr zuzusetzen als seinen Gästen. »Zunächst einmal… ja, Sie müssen schon entschuldigen, aber ich bin manchmal so etwas wie ein Formalist. Zunächst einmal war ich der Meinung, wir seien uns darin einig, daß kein Kontakt zur Polizei hergestellt werden darf?«
    »Völlig korrekt. Das waren Ihre Bedingungen. Bedauerlicherweise hatten wir keine Möglichkeit, darüber zu verhandeln«, erwiderte Carl und schob demonstrativ das Weinglas zur Seite.
    »Aber Sie sind zuletzt gestern abend mit der Polizei zusammengetroffen«, stellte Don Tommaso fest. »Darf ich nach dem Grund dafür fragen? Und was ist gestern besprochen worden?«
    »Es war ein Abend, an dem es sehr lebhaft zuging…«
    »Ja, dieser Piemonte scheint voller Leben zu sein.«
    »Es war also ein lebhafter Abend, bei dem davon gesprochen wurde, um jetzt nur bei den relevanten Dingen zu bleiben, daß wir ohne jede Einmischung der Polizei einen Deal mit Ihnen machen können.«
    »Wozu dann diese Kontaktaufnahme?«
    »Wir wollten uns damit Handlungsfreiheit verschaffen. Es ist besser zu sagen, ›Guten Tag, hier sind wir, laßt uns bitte in Ruhe‹, als von der Polizei entdeckt zu werden. Glauben Sie mir, Don Tommaso, auf Ehrenwort, aber das war die eleganteste Art, mit italienischen Behörden zu einer Einigung zu kommen. Wir haben also die Genehmigung, das Geschäft abzuschließen. Von schwedischer Seite war das unabdingbar.«
    »Und Sie trauen der italienischen Polizei?«
    Don Tommaso ließ in den dicken Falten des groben Gesichts ein feines Lächeln ahnen.
    »Ja. Es war nicht die Polizei, die uns auf dem Weg hierher verfolgt hat.«
    »Haben Sie auf dem Weg hierher mit der Polizei Kontakt aufgenommen?«
    »Ja. Aber nur um zu fragen, ob es Polizisten waren, die uns auf den Fersen waren. Als das verneint wurde, haben wir sofort aufgelegt und die Verfolger abgeschüttelt. Die Bullen wissen also nicht, wo wir sind, falls es das ist, was Sie wissen wollen.« Don Tommaso blieb lange Zeit die Antwort schuldig. Er lächelte jedoch, fast herzlich, wie es schien.
    »Ich glaube, Sie und ich werden uns gut einigen können, zumindest denke ich, daß wir einander verstehen können, comandante. Sie haben Mumm.«
    »Man braucht keinen Mumm, um mit einfachen Gangstern und Entführern zu sprechen«, erwiderte Carl mit reptilienhafter Geschwindigkeit, um die freundschaftliche Stimmung auf der Stelle abzutöten.
    Don Tommaso lächelte einige Sekunden lang, dann gefror sein Lächeln und verschwand in den unergründlichen Falten des feisten Gesichts. Er erhob sich leicht schnaufend und stellte das kleine Mädchen neben sich auf

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