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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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zeigten sie durch Handbewegungen, in welcher Richtung es weiterging. Ein Wachhund ging vor, der andere folgte ihnen. Alle vier gingen eine lange Treppe gleich neben dem Eingang hoch. Sie zählten drei Stockwerke, bis sie in ein großes Wohnzimmer geleitet wurden. Die Wände waren mit Gobelins behangen, die einen außerordentlich echten Eindruck machten, und auf dem Marmorfußboden lagen echte Teppiche.
    »Isfahan und Nain«, flüsterte Carl in scherzendem Tonfall.
    »Ich studiere im Augenblick Inneneinrichtung, denn ich werde eventuell umziehen.«
    »Please, kein Schwedisch!« sagte der Mann, der sich Giulio nannte und sich jetzt dicht hinter ihnen befand.
    »Sorry«, erwiderte Carl auf englisch, »ich habe nur diese Perserteppiche bewundert. Ich habe nämlich vor, mir zu Hause auch welche zu kaufen.«
    Die beiden Männer hinter ihnen kicherten, wenn auch unklar blieb, aus welchem Grund.
    Am Ende des Raums befand sich eine Reihe französischer Fenster, dahinter offenbar eine große Terrasse. Die einzige Tür war jedoch verschlossen, und neben dem elektronischen Schloß war eine Gegensprechanlage mit Codeziffern und Lautsprecher.
    Der Mann, der sich Giulio nannte, ging zur Gegensprechanlage und sagte etwas auf italienisch. Carl und Joar hörten nur ein paar höfliche Phrasen heraus und das Wort »Don Tommaso«. Der Rest ließ sich aus der Situation erschließen. Es klickte im Schloß, und als Carl auf die Terrasse hinaustreten wollte, wurde er von »Giulio« brüsk zur Seite geschoben. Dieser ging vor ihm hinaus, hielt die Waffe im Anschlag, zog den Lauf in einem Halbkreis um sich herum, trat ein paar Schritte zurück und nickte den Gästen dann zu, sie sollten ihm folgen.
    Carl mußte die Hand vor die Augen halten, als er in das gleißende Sonnenlicht hinaustrat. Die halbe Terrasse war durch eine Art Pergola mit Weinranken überdacht. Sie wurde von einer eineinhalb Meter hohen Mauer begrenzt, hinter der die Steilwand offenbar zum Meer hin abfiel. Opernmusik, etwas von Verdi, hing schwer über der Szene.
    Links, am Ende des überdeckten Teils der Terrasse, erhob sich ein riesenhafter Mann in Strohhut, weißem Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und weiten Hosen, in denen Carl und Joar zusammen bequem Platz gefunden hätten.
    »Wie schön, daß Sie kommen konnten. Sehr angenehm, Commander Hamilton. Ich bin Don Tommaso. Herzlich willkommen in meinem Haus. Ich hoffe, Sie sind Opernliebhaber«, sagte der gewaltige Mann, während er mit ausgestreckter Hand näher kam.
    Carl gab ihm die Hand und stellte Joar vor, der dem Riesen jedoch nicht die Hand geben durfte, sondern nur einen kurzen gnädigen Blick erhielt.
    »Hier entlang, bitte. Nehmen Sie Platz«, sagte Tommaso und drehte sich auf dem Absatz um, ohne eine Antwort abzuwarten. Als er sich wieder in den Schatten gesetzt hatte, postierte sich der Mann, der sich Giulio nannte, am anderen Ende der Terrasse, während sein Gehilfe sich vor die schon wieder verschlossene Glastür stellte.
    Das erste, was Carl und Joar im Schatten entdeckten, war ein großer gedeckter Tisch, der sie einen kurzen, aber dennoch sehr vielsagenden Blick wechseln ließ; ihnen lag die Gastfreundschaft der anderen Seite am vorigen Abend noch schwer im Magen. Und dann entdeckten sie ein kleines Mädchen von etwa sechs Jahren mit Zöpfen und roten Schleifen.
    »Sind Sie zum ersten Mal auf Sizilien? Was für einen Eindruck macht die Insel auf Sie?« fragte ihr Gastgeber höflich, nachdem sie sich in weiche, knarrende Korbstühle hatten sinken lassen. Bevor sie Zeit hatten zu antworten, da sie überdies unsicher waren, wer eigentlich angesprochen worden war, begann Don Tommaso mit großen Gesten zu zeigen, daß sie bei den Gaben des Tischs herzhaft zulangen sollten. Die Lautstärke der Musik wurde heruntergedreht.
    »Es ist natürlich dieser verfluchte Verkehr. Es gibt hier so viele Ausländer auf Sizilien. Sie strömen aus allen möglichen gottverfluchten Orten hier zusammen, Mailand und Bologna, und, der Teufel soll mich holen, sogar aus Rom. Aber langen Sie jetzt zu, meine Herren, bedienen Sie sich!«
    Carl ließ einen tiefen Seufzer hören und nahm sich dann entschlossen einen Teller.
    »Wieso der verfluchte Verkehr?« fragte er und begann, etwas von dem marinierten Tintenfisch zu nehmen, den Champignons, den Artischockenböden in Olivenöl und allem anderen, während er Joar einen vielsagenden Blick zuwarf, der etwa bedeuten sollte, iß, verdammt noch mal.
    »Ich meine, Sie müssen ja schon ganz

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