Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
betrachtete schüchtern die Reste seines Spinats. Das Gesicht Oberst Da Piemontes hellte sich auf. Er musterte Joar anerkennend.
    »Santa Rosalia!« rief er aus. »Und die haben sich von Hauptmann Lundwallo einfach entwaffnen lassen? Wie haben Sie das angestellt? Haben Sie höflich darum gebeten oder drohten Sie, sie ins Fegefeuer zu schicken oder ihre Frauen zu verführen, oder was?«
    »Ach, wissen Sie«, erwiderte Joar verlegen und wand sich. Es fiel ihm nicht so leicht wie Carl, zu Untertreibungen zu greifen.
    »Ich bat darum, ins Badezimmer zu gehen, und wie erwartet begleitete mich einer der bewaffneten Wachposten. Wir saßen vorher auf einer Dachterrasse mit einem einzigen Ausgang. Und dann… ja, im Zusammenhang mit dem Aufsuchen der Toilette habe ich die Herren kampfunfähig gemacht, ihnen die Waffen abgenommen und bin dann befehlsgemäß zur Terrasse zurückgekehrt. Na ja, ich habe die Herren natürlich mitgeschleift. Ach übrigens, da wüßte ich gern…«
    Joar machte eine Pause und fragte Carl flüsternd »der Schlüssel?«, worauf dieser amüsiert nickte.
    »Ja… ich habe mir also den Code zu dieser Tür verschafft, zur Tür und zum Haus, und nahm einen Seifenabdruck des Schlüssels, den sie benutzen. Und wir wüßten gern…«
    Joar blickte Carl erneut fragend an, und dieser nickte wieder.
    »Wir wüßten also gern, ob Sie uns dabei helfen können, nach diesem Abdruck einen Schlüssel herstellen zu lassen. Falls es noch zu weiteren Besuchen in diesem Haus kommt…«
    Oberst Da Piemonte klappte vor Erstaunen der Unterkiefer herunter. Er wirkte zum ersten Mal, seit sie ihn kannten, ein wenig aus der Fassung gebracht.
    »Santa Rosalia!« flüsterte er erregt. »Das ist doch wirklich…
    na ja, Sie wissen schon, wessen Namen ich in Verbindung mit Santa Rosalia nicht gut nennen kann. Es ist aber wirklich ganz verteufelt, wie Sie das gemacht haben!«
    »Wäre es möglich, einen solchen Schlüssel herzustellen, ohne daß es herauskommt? Ich meine, können wir wirklich sicher sein, daß…« fuhr Carl fort, wurde aber sofort durch eine entschlossene Handbewegung Da Piemontes unterbrochen.
    »Einen Augenblick, Comandante, ich denke nach. Aber ja, natürlich, das mit dem Schlüssel werden wir schon auf diskrete Weise regeln können. Aber ich denke… Sagen Sie, wie übel wurden diese Picciotti zugerichtet, als Sie sie, wie Sie sagen, kampfunfähig machten?«
    Joar wand sich. Diese Frage war auf mehr als eine Weise unangenehm, unter anderem deshalb, weil er es nicht genau wußte.
    »Nun, Sir, ich bin kein Arzt. Aber… tja, einer von ihnen hat eine Fraktur am Handgelenk, beide haben eine Gehirnerschütterung, einer der beiden kann innere Blutungen erlitten haben und der andere eine Fraktur des Halswirbels… aber angesichts dessen, daß sie vermutlich recht schnell ärztlich versorgt wurden… hat keiner von ihnen lebensbedrohende Schäden davongetragen…«
    »Wie hießen diese Jungs? Wissen Sie etwas darüber?« schnitt ihm Da Piemonte mit fast aggressivem Tonfall das Wort ab.
    »Sie erklärten, sie hießen Roberto und Giulio, Sir.«
    Oberst Da Piemonte stand heftig auf und rannte fast durch die offenen Schiebetüren in sein Dienstzimmer. Mit einigen Galoppsprüngen war er mit einer der Aktenmappen vom Schreibtisch wieder da. Er hielt zwei Blätter mit Fotografien hoch, die üblichen Verbrecherserien mit Aufnahmen im Profil und von vorn.
    »Waren es diese Knaben hier?«
    Carl und Joar nickten übereinstimmend. Es gab keinerlei Zweifel.
    »Dann dürfte Santa Rosalia nicht mehr helfen«, stellte Oberst Da Piemonte matt fest, sank auf seinen Stuhl und warf die Mappe resigniert vor sich auf den Tisch, so daß einige Papiere herausglitten und an einem Fleck Tintenfischbrei kleben blieben. Er bemerkte das Mißgeschick, unternahm jedoch nichts dagegen.
    »Nun, Sir?«, sagte Carl leise.
    »Wenn es irgendein beliebiger gedungener Picciotto gewesen wäre«, begann Da Piemonte, nachdem er tief Luft geholt hatte, »hätten Sie ihn vermutlich vor den Augen Don Tommasos filieren oder das mit ihm machen können, was diese Typen selbst zu tun pflegen, ihm die Eier abschneiden und dem Opfer in den Mund stopfen. Na ja, vorausgesetzt, es waren keine jungen Damen anwesend, aber das war ja nicht der Fall. Und …«
    »Doch, so war es schon«, unterbrach ihn Joar. »Ein Mädchen von etwa sechs Jahren namens Giulietta.«
    Damit schien eine weitere Bombe detoniert zu sein. Joar und Carl warteten ab, da sie keine Frage zu stellen

Weitere Kostenlose Bücher