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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Glück und so weiter, wirklich. Und außerdem will ich nicht, daß es bei dir so schiefgeht wie bei mir.«
    »Macht es dir etwas aus, daß Carlos ein Mann ist?«
    »Ja, natürlich tut es das, das hast du mir doch schon angesehen. Ich versuche mir aber einzureden, daß es darauf nicht ankommt.«
    »Gelingt dir das?«
    »Im Prinzip ja.«
    »Aber?«
    »Aber… tja. Das alles ist mir so fremd, daß es mir schwerfällt, es mir vorzustellen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie du … na ja, in so einer Situation.«
    »In einer sexuellen Situation?«
    »Ja. Es ist ja so fremd… du bist ein verdammt guter Nachrichtenoffizier, du bist wie ich oder Stålhandske. Und… ja…«
    »Wie Åke? Ist das nicht ein bißchen hoch gegriffen?«
    Joar lachte, trank seinen Wein aus und sah Carl fragend an. Dieser schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte Carl. »Keinen Wein mehr. Wir müssen jederzeit Herr der Lage bleiben. Man kann ja nie wissen. Na ja, das mit Stålhandske war vielleicht ein bißchen hoch gegriffen.«
    »Er würde es dir nie verzeihen!«
    »Nein, vielleicht nicht«, lächelte Carl und blickte verlegen auf die Tischplatte. »Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück und komme gern zu eurem Verlobungsfest oder der Housewarming-Party, oder wie immer du es nennen willst.«
    Man hatte damit begonnen, in der Via Principe di Belmonte rote Reklamefähnchen aufzuhängen. Es erinnerte Carl an den ersten Mai früherer Zeiten. Außerdem war die Straße hier und da mit Palmen in Kübeln abgesperrt, und vor dem Frühstückslokal sah es fast aus wie in einem kleinen Garten. Einige der Palmen waren so hoch, daß sie sich nach draußen in den Schatten setzen konnten, statt in das klimatisierte Lokal zu gehen. Carl würde diese Entscheidung für den Rest seines Lebens verfluchen.
    Er war sichtlich düsterer Stimmung, als er das tragbare Telefon auf den Kaffeetisch legte. Es war ihm deutlich anzusehen, und Joar fragte, was passiert sei.
    »Nichts Besonderes«, erwiderte Carl, »ich habe nur in Stockholm angerufen und sowohl Eva-Britt als auch Tessie geweckt. Es ist nichts Aufregendes gesagt worden, es war vielmehr so, daß überhaupt nichts gesagt worden ist, und es war ein Betrug von mir, beide gleichzeitig anzurufen, und wenn es noch so zeitsparend gewesen ist.«
    Es gelang den beiden, das gleiche Frühstück wie beim letzten Mal zu bestellen. Sie begannen damit, daß sie ihre großen Gläser mit frischgepreßtem Apfelsinensaft leertranken. Joar scherzte über den Preis, und Carl sagte etwas über Tessie.
    Sie erkannten die Bedrohung erst, als es zu spät war. Es lag vielleicht daran, daß ihre Sandwiches und der Kaffee genau in dem Moment gebracht wurden, als die große Kawasaki vorsichtig zwischen den Palmenkübeln der Fußgängerstraße herankreuzte.
    Das Motorrad blieb in sieben Meter Entfernung stehen. Sie mußten die Situation gleichzeitig erfaßt haben, obwohl sie völlig unterschiedlich reagierten. Als der Schütze auf dem Rücksitz seine Jacke aufklappte, warf sich Joar unter den weißen gußeisernen Tisch, packte ein Tischbein und kippte ihn wie einen Schild vor sich, während Carl sich schräg nach hinten zu dem größten Palmenkübel warf, um dahinter Schutz zu suchen. Er hörte die erste Salve mitten in der Bewegung, hörte, wie Joar getroffen wurde, hörte, wie die Querschläger von der gepflasterten Straße abprallten. Als er hinter den großen Tonkübel kroch, wandte er den Kopf und sah, wie das Motorrad langsam auf Joar zufuhr. Dieser bewegte sich immer noch und hielt ein Bein des umgestürzten Kaffeetischs mit einem festen Griff umklammert.
    Als das Motorrad Joar fast erreicht hatte, der schon an mehreren Stellen getroffen war, hob der Schütze erneut seine Waffe, zielte sorgfältig schräg nach unten und feuerte ein paar Sekunden lang eine Salve auf Joar ab.
    Carl erkannte, daß es genau die Sekunden waren, die er selbst dazu hätte verwenden müssen, sich in Sicherheit zu bringen. Jetzt war es zu spät. Der Schütze hob seine Waffe und richtete sie auf Carl, der in diesem Moment alles verloren gab. Er sah dem Schützen in die Augen. Der Mann war nicht einmal maskiert. Dann blickte er in die Mündung der automatischen Maschinenpistole.
    UZI, dachte er. UZI scheint ihre Lieblingswaffe zu sein.
    Der Schütze tat jetzt jedoch etwas völlig Unerwartetes. Er klappte den Kolben der Maschinenpistole hoch, steckte sie langsam, fast demonstrativ langsam wieder in seine Jacke, zog den Reißverschluß hoch und betrachtete Carl einige

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